HessenKommunen: Sporthallen für Flüchtlinge im Notfall
Flüchtlinge sollten nach Ansicht von kommunalen Spitzenverbänden nur in Ausnahmefällen in Sporthallen einquartiert werden. Sie fürchten, dass sonst die Stimmung in der Bevölkerung kippen könnte.
15.10.2015
Die kommunalen Spitzenverbände in Hessen haben sich gegen eine Unterbringung von Flüchtlingen in Schulturn- und Sporthallen ausgesprochen. Dadurch werde der soziale Frieden in der Gesellschaft gefährdet, die Hilfsbereitschaft der Bürger könne überstrapaziert werden und die Willkommenskultur ins Wanken geraten.
Der Geschäftsführende Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, Karl-Christian Schelzke, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ich habe Angst, dass die positive Stimmung in der Bevölkerung kippen könnte. Bevor Sporthallen blockiert und nicht mehr genutzt werden können, müssen erst alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden.“
Schulklassen, Sportgruppen und Vereine
Flüchtlinge dürften bei nass-kaltem Wetter natürlich nicht in unbeheizten Zelten verweilen, wie Schelzke betonte. „Aber es kann zu einem großen Problem werden, wenn Schulklassen, Sportgruppen und Vereine nicht mehr in die Hallen können.“ Wenn der Unmut darüber wachse, könne die rechtsgerichtete Pegida-Bewegung profitieren und Fremdenfeindlichkeit schüren.
Der Geschäftsführende Direktor des Hessischen Städtetages, Stephan Gieseler, sagte: „Leerstehende Gewerbeimmobilien sind Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte immer vorzuziehen.“ Turnhallen dürften nur das letzte verfügbare Mittel sein. „Wir leben nun mal in einer Gesellschaft, die sehr empfindsam darauf reagieren kann, wenn ihre Privilegien eingeschränkt werden.“
Gieseler appellierte, dass das Funktionieren des gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht aufs Spiel gesetzt werden dürfe durch die Flüchtlingshilfe. „Sonst verflüchtigt sich das Verständnis für die Menschen womöglich sehr schnell.“ Sporttreiben besitze schließlich auch eine wichtige integrative Aufgabe.
Ob Sporthallen belegt werden oder nicht, obliege der Entscheidung der Kommunen, betonte das hessische Sozialministerium in Wiesbaden. Es werde nicht vom Land vorgegeben und entschieden, wo die Flüchtlinge untergebracht werden.
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Zuvor hatte der Präsident des hessischen Landkreistages, Erich Pipa (SPD), ebenfalls von der Unterbringung von Flüchtlingen in Sporthallen abgeraten. „Wir werden keine Turnhallen belegen, sonst haben wir verloren“, sagte der Landrat des Main-Kinzig-Kreises dem Radiosender HR-Info. „Dann macht die Bevölkerung nicht mehr mit.“ In seinem Kreis habe er mit den Bürgermeistern einen entsprechenden politischen Pakt geschlossen.
Pipa forderte zudem eine offenere Diskussion über die Kosten für Flüchtlinge: „Wir müssen wegen der Mammutaufgabe den Menschen sagen: Es wird Geld kosten. Wir müssen ehrlicher sein als bisher.“ Der SPD-Politiker sagte, eine Grenze zur Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland liege „so um die eine Million Menschen“.
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