FRANKFURT (Dow Jones)--Die Bundesbank wird durch den abgeschlossenen
Umtausch von griechischen Staatsanleihen nach Aussage informierter
Personen kurzfristig keinen zusätzlichen Gewinn einstreichen. "Die Bank
wird die Titel halten und bisher gibt es auch keine
Kaufinteressenten", sagte der Insider.
Im Vorfeld der
Entscheidung über ein zweites Griechenland-Hilfsprogramm wurde darüber
spekuliert, dass die Zentralbanken die Papiere an den
Euro-Rettungsfonds EFSF verkaufen und den Gewinn an ihre Regierungen
überwiesen könnten, die das Geld ihrerseits zur Reduzierung der
griechischen Schuldenlast einsetzen würden. Aus anderer Quelle hieß es
dazu lediglich, ein Verkauf der Bonds an den EFSF sei prinzipiell
möglich.
Ein Buchgewinn ergibt sich den Angaben zufolge derzeit
nicht, weil dem Wert der Anleihen entsprechende Wagnisrückstellungen
auf der anderen Seite der Bilanz
gegenüber stünden. "Es bleibt ein Riskikoinvestment für die Bundesbank,
weil niemand weiß, wie sich die Wirtschaft in Griechenland entwickelt
und ob entsprechende Zinszahlungen einlaufen." Es habe sich
wirtschaftlich durch den Umtausch keinerlei Veränderung gegeben. Auch
die neuen Papiere seien unter griechischem Recht begeben worden.
Die
nationalen Zentralbanken des Eurosystems hätten den Tausch
griechischer Staatsanleihen seinem Kenntnisstand nach bereits
abgeschlossen. "Die neuen Papiere haben eine neue Kennnummer und ein
neues Ausgabedatum".
Das Eurosystem versucht, sich durch diesen
Schritt gegen mögliche Verluste für den Fall zu schützen, dass die
griechische Regierung rückwirkend Umschuldungsklauseln für bereits
begebene Schuldtitel einführt. Ein entsprechender Gesetzentwurf sei in
Griechenland vorbereitet, um die Einigung mit privaten Investoren wie
Banken
und Investmentfonds notfalls mit Zwang zu erreichen. Ein
Regierungsgremium stelle dann Listen auf, welche Anleihenreihen davon
betroffen seien.
Der Umtausch betreffe nach Angaben des Insiders
nur Anleihen aus dem Wertpapierankaufprogramm (SMP) des Eurosystems.
"Der Tausch betrifft nicht die Titel aus den Investmentportfolios der
nationalen Zentralbanken", stellte er klar. Im Falle eines
Zahlungsausfalls müssten sie jeweils mit Griechenland verhandeln, ob sie
unter einen Haircut fallen würden.
Die Bundesbank hält nach
Informationen des Insiders keine griechischen Staatspapiere im
Investmentportfolio. Die Diskussion im EZB-Rat über das
Anleihetauschprogramm sei sehr lebhaft gewesen. Aus anderer Quelle
hatte es geheißen, Bundesbankpräsident Jens Weidmann habe gegen den
Umtausch gestimmt. Demnach befürchte die Bundesbank, dass durch den
Umtausch Klagen privater Gläubiger
provoziert werden, weil zwei Klassen von Gläubigern geschaffen würden.
Das wiederum erhöhe das Risiko für private Gläubiger bei einer Pleite
weniger Kapital zurückzubekommen.
-Von Christian Grimm, Dow Jones Newswires,
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February 17, 2012 11:27 ET (16:27 GMT)
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