BERLIN ERHÖHT ABGABEN
Silberkäufer auf der Steuerflucht
Hamburg - Dieser Sprung beim Silberpreis dürfte bei Anlegern ausnahmsweise mal nicht gut ankommen: Die Bundesregierung sieht sich gezwungen, das Steuerprivileg auf Silbermünzen, Kunstgegenstände, Antiquitäten und andere Sachwerte abzuschaffen. Das bestätigte ein Sprecher des Finanzministeriums in Berlin gegenüber manager magazin online. Demnach ist geplant, den Mehrwertsteuersatz beispielsweise von Silbermünzen von bislang 7 auf künftig 19 Prozent anzuheben.
Hintergrund ist ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik im Zusammenhang mit der EU-Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie. Schätzungen des Ministeriums zufolge könnten die höheren Steuersätze künftig 80 Millionen Euro mehr in die Staatskasse spülen.
Wann es zu der Erhöhung kommen wird, ist nach Angaben des Ministeriums zwar noch offen. Münzhändler bereiten sich jedoch darauf vor, dass die Novelle schon mit dem Jahressteuergesetz 2013 beschlossen und Anfang kommenden Jahres in Kraft gesetzt wird. Für die Branche zeichnen sich damit eigenen Befürchtungen zufolge herbe Einbußen ab.
Flucht in die Alpen
"Wenn die Mehrwertsteueranhebung kommen sollte, dann erwarte ich erhebliche Umsatzrückgange bei den Silbermünzen", sagt etwa Robert Hartmann, Chef des Münchener Handelshauses Pro Aurum. "Die Kunden werden dann zu Silberbarren greifen, die wegen der geringeren Herstellungskosten günstiger sein werden."
Schon einmal wichen deutsche Edelmetallfans zum Shoppen in Scharen in die Alpen aus. "Als Anfang 1980 die Mehrwertsteuer auf bestimmte Goldmünzen eingeführt wurde, fuhren die Käufer aus Deutschland einfach nach Österreich, Luxemburg oder in die Schweiz", sagt ein erfahrener Marktkenner zu manager magazin online. "Später schleusten sie die Münzen heimlich am Fiskus vorbei in die Bundesrepublik."
So führte die Steuererhöhung auf Goldmünzen seinerzeit angeblich unterm Strich sogar zu Mindereinnahmen für den Staat. "Ähnlich wird es diesmal sein", befürchtet der Experte.
- 1. Teil: Silberkäufer auf der Steuerflucht
- 2. Teil: Zollfreilager als steuersparende Alternative
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