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Dienstag, 23. Oktober 2012

Silberkäufer auf der Steuerflucht


BERLIN ERHÖHT ABGABEN 

Silberkäufer auf der Steuerflucht  

Im Fokus des Fiskus: Silbermünzen werden in Deutschland demnächst teurer
Heraeus Holding GmbH
Im Fokus des Fiskus: Silbermünzen werden in Deutschland demnächst teurer
Berlin plant den Wegfall des Steuerprivilegs auf Silbermünzen und andere Sachwerte. Die Gesetzesänderung, die Anfang 2013 in Kraft treten könnte, würde Schätzungen zufolge 80 Millionen Euro in die Staatskasse spülen. Doch Anleger können ausweichen.
Hamburg - Dieser Sprung beim Silberpreis dürfte bei Anlegern ausnahmsweise mal nicht gut ankommen: Die Bundesregierung sieht sich gezwungen, das Steuerprivileg auf Silbermünzen, Kunstgegenstände, Antiquitäten und andere Sachwerte abzuschaffen. Das bestätigte ein Sprecher des Finanzministeriums in Berlin gegenüber manager magazin online. Demnach ist geplant, den Mehrwertsteuersatz beispielsweise von Silbermünzen von bislang 7 auf künftig 19 Prozent anzuheben.
Praktisch heißt das: Wenn der Nettopreis beispielsweise der Silbermünze "Philharmoniker" aus Österreich bei 25 Euro liegt, werden bisher 1,75 Euro zusätzlich für die Mehrwertsteuer fällig. Bei einem Steuersatz von 19 Prozent wären es künftig 4,75 Euro.
Hintergrund ist ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik im Zusammenhang mit der EU-Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie. Schätzungen des Ministeriums zufolge könnten die höheren Steuersätze künftig 80 Millionen Euro mehr in die Staatskasse spülen.
Wann es zu der Erhöhung kommen wird, ist nach Angaben des Ministeriums zwar noch offen. Münzhändler bereiten sich jedoch darauf vor, dass die Novelle schon mit dem Jahressteuergesetz 2013 beschlossen und Anfang kommenden Jahres in Kraft gesetzt wird. Für die Branche zeichnen sich damit eigenen Befürchtungen zufolge herbe Einbußen ab.
Flucht in die Alpen
"Wenn die Mehrwertsteueranhebung kommen sollte, dann erwarte ich erhebliche Umsatzrückgange bei den Silbermünzen", sagt etwa Robert Hartmann, Chef des Münchener Handelshauses Pro Aurum. "Die Kunden werden dann zu Silberbarren greifen, die wegen der geringeren Herstellungskosten günstiger sein werden."
Eine andere Reaktion der Käufer scheint ebenfalls möglich - und die wäre für die deutschen Händler noch deutlich unangenehmer: die Flucht ins Ausland. In der Schweiz beispielsweise können Silbermünzen mit einem Mehrwertsteuersatz von lediglich 8 Prozent erworben werden. Das wird künftig zu einer signifikanten Differenz beim Kaufpreis führen.
Schon einmal wichen deutsche Edelmetallfans zum Shoppen in Scharen in die Alpen aus. "Als Anfang 1980 die Mehrwertsteuer auf bestimmte Goldmünzen eingeführt wurde, fuhren die Käufer aus Deutschland einfach nach Österreich, Luxemburg oder in die Schweiz", sagt ein erfahrener Marktkenner zu manager magazin online. "Später schleusten sie die Münzen heimlich am Fiskus vorbei in die Bundesrepublik."
So führte die Steuererhöhung auf Goldmünzen seinerzeit angeblich unterm Strich sogar zu Mindereinnahmen für den Staat. "Ähnlich wird es diesmal sein", befürchtet der Experte.

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