An der Börse gibt es naturgemäß immer wieder Spekulationen, die nicht aufgehen. Zum Beispiel der Kauf von Griechenland-Anleihen. Kurz vor dem Schuldenschnitt hatten viele Anleger die Papiere geordert – das Chance-Risiko-Verhältnis war einfach zu verlockend, als dass risikobewusste Anleger hier nicht einen überschaubaren Betrag riskieren konnten. „Nach dem Schuldenschnitt für Griechenland und dem zwangsweisen Anleihetausch haben viele unserer Kunden die neuen Papiere direkt wieder abgestoßen“, sagt Stefan Wolf, Produktmanager Tradingbei der comdirect bank.
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Griechischer Schildbürgerstreich beim Umtausch
Kein Wunder. Denn nicht nur der entstandene Verlust dürfte die Besitzer der Hellas-Anleihen ärgern, sondern auch das Abwicklungsprozedere des Umtauschs. So hat jeder Anleger für alte Schuldverschreibungen im Nominalwert von 1.000 Euro insgesamt 20 neue Griechenland-Papiere im Nominalwert von zusammen 315 Euro mit Fälligkeiten zwischen 2023 und 2042 ins Depot gebucht bekommen. Hinzu kommen eine sogenannte GDP-Linked Note (WKN A1G1UW), Papiere also, deren Auszahlung von der Entwicklung des griechischen Bruttoinlandprodukts (BIP, engl. Gross Domestic Product GDP) abhängig ist, und eine sogenannte Accured Interests Note (WKNA1G0BV), in der die aufgelaufenen Stückzinsen verbrieft sind. Zudem enthält das Paket zwei Anleihen des Europäischen Finanzstabilisierungsfonds EFSF (WKN A1G0AF und A1G0AG) im Nominalwert von zusammen 150 Euro. Ihre Rückzahlung im März 2013 bzw. 2014 ist durch den Europäischen Finanzstabilisierungsfonds garantiert. Insgesamt können sich die Betroffenen somit über 24 Depotpositionen „freuen“.Übersichtlichkeit im Depot
Wer Anleihen im Wert von 10.000 Euro geordert hatte, kommt in der Summe der 24 Positionen aktuell auf einen Depotwert von circa 2.500 Euro. Die „größten Brocken“ machen dabei die EFSF-Anleihen mit jeweils knapp 750 Euro sowie die ebenfalls vom Europäischen Finanzstabilisierungsfonds garantierte Stückzinsanleihe aus. „Alle drei Papiere können aus heutiger Sicht als unbedenklich angesehen und damit bis zum Laufzeitende gehalten werden“, wie Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, sagt. Die restlichen Positionen haben jeweils einen Wert von ca. 30 Euro. Um die Kontoinhaber bei Verkäufen nicht noch zusätzlich zu belasten bzw. sogar draufzahlen zu lassen, verzichtet comdirect in diesem Fall – anders als verschiedene Mitbewerber – bis zu einem Kurswert von 100 Euro je Position auf die dafür normalerweise anfallenden Ordergebühren. Anleger müssen somit nur externe Kostenpositionen wie die Maklercourtage und das börsenabhängige Entgelt tragen. Anders als bei manchen Wettbewerbern ist auch die Ausbuchung der alten sowie die Einbuchung der neuen Anleihen ohne Zusatzkosten über die Depotgebühren abgedeckt.Weiteres Ungemach nicht ausgeschlossen
Wer verkaufen möchte, sollte nicht zu lange warten, denn es besteht die Gefahr, dass der Handel mit den Papieren langsam austrocknet und sich der Abstand zwischen Geld- und Briefkurs damit weiter vergrößert. Zudem weist Halver darauf hin, dass das Kapitel Griechenland noch keineswegs abgeschlossen ist. „So besteht durchaus das realistische Risiko, dass Griechenland zumindest vorübergehend doch noch aus der Euro-Zone austreten wird. In diesem Fall würde es zu weiteren Kursabschlägen kommen.“Erhebliche Gefahren sieht der Kapitalmarktexperte übrigens auch bei portugiesischenStaatsanleihen. „Hier droht auf mittlere Sicht ebenfalls ein Schuldenschnitt. Bei Spanien und insbesondere Italien sehe ich dieses Risiko derzeit dagegen nicht“, so Halver weiter.
Redaktionsschluss 25.05.2012, 20.00 Uhr
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