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Donnerstag, 10. April 2014

"Im Zweifelsfalle steht die EZB ja Gewehr bei Fuß"

WIRTSCHAFT
Griechenland will den Motor wieder anwerfen und an die Märkte zurückkehren.
Griechenland will den Motor wieder anwerfen und an die Märkte zurückkehren.(Foto: REUTERS)

EZB-Versprechen im RückenAnleger reißen sich um Hellas-Bonds

Historischer Tag in Athen: Griechenland wird bei seiner Rückkehr an die Märkte mit Milliarden überschüttet. Vor allem institutionelle Anleger greifen zu. Doch nicht alle sehen darin einen Triumph des Landes - sie verlassen sich auf die EZB.
Die Rückkehr des klammen Griechenlands an die  Kapitalmärkte findet den Applaus der Anleger. Die fünfjährige Staatsanleihe sei mindestens um das Achtfache überzeichnet, sagte Vize-Regierungschef Evangelos Venizelos in Athen. Die enorme Nachfrage sei ein Beleg dafür, dass die Schuldenlast des Landes tragfähig sei. Finanzminister Yannis Stournaras sprach von einem "riesigen Erfolg".
Letztlich hat das Land dem Finanzministerium zufolge drei Milliarden Euro für die Staatskassen eingesammelt. Dies sind 500 Millionen Euro mehr als die ursprünglich kolportierten 2,5 Milliarden. Die Nominalverzinsunge liegt bei 4,75 Prozent. Etwa 90 Prozent seien an institutionelle Investoren im Ausland gegangen. Die Gebote der Anleger summierten Berichten zufolge auf mehr als 20 Milliarden Euro.  
EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia begrüßte die Rückkehr: "Das sind extrem gute Nachrichten", sagte er. "Das wird Vertrauen in Europa stärken, dass die Krise überwunden wird."

"Im Zweifelsfalle steht die EZB ja Gewehr bei Fuß"

Das Mittelmeerland hatte am Vormittag mit der Entgegennahme der Angebote für seine fünfjährige Anleihe begonnen. Die Emission gilt als Testballon, bevor sich der Staat wieder vollständig über den Markt refinanziert. Sie wird von der Bank of America Merrill Lynch, der Deutschen Bank, Goldman Sachs, HSBC, JP Morgan und Morgan Stanley organisiert.
Am Rentenmarkt sorgte der Erfolg auf breiter Front für steigende Kurse. Vor allem die Staatsanleihen Spaniens und Italiens waren gesucht, so dass ihre Renditen sich weiter der psychologisch wichtigen Marke von drei Prozent näherten. Im vergangenen Sommer hatten sie noch über fünf Prozent gelegen. "Die Märkte gehen davon aus, dass die Schuldenkrise in der Euro-Zone vorerst unter Kontrolle ist. Das gilt auch für Griechenland, denn im Zweifelsfalle steht die EZB ja Gewehr bei Fuß", sagte ein Börsianer.

Schuldenschnitt rettet Land - und Euro

Der Schritt war mit Spannung erwartet worden. Vier Jahre nach dem ersten Hilferuf will Athen sich wieder selbstständig Milliardensummen an den Märkten beschaffen. Noch sind die genaue Höhe der Verzinsung sowie das exakte Volumen des Papiers unklar. "Wir zielen auf die 2,5 Milliarden Euro", sagte ein hoher Funktionär des Finanzministeriums. "Alles was unter 5,3 Prozent ist, ist für uns super", hieß es zudem.
Während die finanzielle Unterstützung der EU zum Ende des Jahres ausläuft, wird Griechenland vom Internationalen Währungsfonds mit einem kleinen Volumen noch etwas länger unterstützt.
Der Verkauf der griechischen Anleihe spiegelt wider, wie sehr sich der Wind an den Kapitalmärkten seit 2012 gedreht hat. Damals hatte Griechenland 200 Milliarden Euro an Schulden erlassen bekommen, um einen völligen Zusammenbruch des Landes zu vermeiden, mithin auch einen drohenden Kollaps des Euro. Im Zuge der Umschuldung hatte Griechenland damals langfristige Anleihen mit Renditen nahe 20 Prozent ausgegeben, die vor allem bei risikobereiten Hedgefonds landeten.

Traumatischer Versuch 2010

Es ist die erste Ausgabe einer länger laufenden Staatsanleihe, seitdem das Land 2010 mit milliardenschweren Krediten vor der Pleite bewahrt wurde. Der letzte Versuch verlief traumatisch: Athen wollte sich im April 2010 eine Milliarde Euro für 20 Jahre leihen. Es kamen aber nur Angebote für lediglich 390 Millionen Euro zusammen. Wenige Tage später richtete Athen einen Hilferuf an die Euro-Partner.
Es sei "der große Schritt", der das Land aus der engen Überwachung der Geldgeber befreien werde, titelte die Boulevardzeitung "Ethnos". Das linke Blatt "Avgi", das dem oppositionellen Bündnis der radikalen Linken (Syriza) nahesteht prophezeite dagegen "neue harte Sparmaßnahmen" für die Griechen. "Spektakuläre Rückkehr an die Märkte", titelte die konservative Athener Zeitung "Kathimerini".

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