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Sonntag, 19. Juli 2015

Fürchte die Griechen, wenn sie alte Schriftstücke hervorziehen!

Ein Geschenk zur Rettung Griechenlands vor der Pleite

Fürchte die Griechen, wenn sie alte Schriftstücke hervorziehen!

Während die Troika und die Eurogruppe mit der griechischen Regierung Katz und Maus spielen, finden die Griechen in ihrer Verzweiflung immer neue Vorschläge, wie die immensen Staatsschulden bezahlt werden könnten.

Fakt ist, dass das Griechenland, wie viele andere Staaten zuvor, vom IWF kaputtgespart wurde. Die IWF-EZB-EU-Troika drängt nun auf die Entlassung von Zehntausenden Staatsangestellten. Selbst die unter Lehrermangel leidenden und ohne Schulbücher arbeitenden Schulen dürfen kein Tabu für Entlassungen sein.
Eventuell logisch mag aus Buchhaltersicht erscheinen, Frührenten ersatzlos zu streichen. Auch mathematisch unmöglich ist es jedoch, den bereits heute vollkommen überlasteten Krankenhäusern weiter Personal zu entziehen. In einem Rezessionsland mit aktuell 810.000 Arbeitlosen kann man ebenfalls davon ausgehen, dass sowohl die Streichung von 150.000 Beamtenstellen als auch die Auflösung aller Tarifvertragsbindungen in der Privatwirtschaft nicht unbedingt zur dringend erforderlichen Konjunkturbelebung beitragen werden.
Dass eine weitere Erhöhung von Verbrauchssteuern jedoch die Stagflation im Land weiter verschärft, sollte selbst ein Betriebswirtschaftsstudent im ersten Fachsemester wissen. All diese Bedingungen und noch eine Reihe weiterer "notwendiger Strukturschritte" muss die griechische Regierung jedoch vorweisen, um die nächste, die sechste Tranche des Hilfskredits zu erhalten. Ansonsten droht spätestens am 10. Oktober die Zahlungsunfähigkeit.
Da es selbst für Nichtwirtschaftskundige mittlerweile ersichtlich ist, dass insgesamt siebzig Troika-Strukturmaßnahmen mehr Schaden als Nutzen angerichtet haben, suchen auch Laien nach Auswegen aus der Bankererpressung. Makis Triantafyllopoulos, Chefredakteur und Herausgeber des Internetmagazins Zougla, ist überzeugt, die von allen übersehene Lösung entdeckt zu haben. Mit Gold-Bonds der Banque d'Orient möchte er den IWF auszahlen.
Diese mit Gold abgesicherten Schuldscheine stammen von einer in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts anscheinend erloschenen Bank, die in der National Bank of Greece aufging. Trotz gegenteiliger Angaben wurde die legal erforderliche endgültige, gerichtlich bestätigte Löschung niemals vollzogen. Offiziell gibt es die Bank demnach noch. Da die fraglichen Titel von der französischen Staatsbank garantiert werden, hat Triantafyllopoulos errechnet, dass eine 125 Goldfrancobligation heute 670 Milliarden Euro wert sein müsste. Demonstrativ wurde von einer Erbengemeinschaft der von der Banque d'Οrient-Geschädigten ein Titel als "Geschenk zur Rettung Griechenlands" beim Finanzamt Patras hinterlegt. Man solle der Troika dieses Papier geben und sie zum Teufel schicken, ließen die Erben ausrichten.
Nutzen wird es wahrscheinlich wenig. Denn mehr als 7,50 Dollar scheinen für das Papier derzeit nicht gezahlt zu werden. Dies beweist eine kürzlich erfolgte Internetauktion bei eBay.
Warum einige Griechen dennoch von der offensichtlichen Ente überzeugt sind, liegt auf der Hand. Schließlich konnte die griechische Kirche zahlreiche Immobilientitel anhand goldener Bullen aus der Zeit des osmanischen Reichs gewinnen. Womit das Vatopedion-Kloster erfolgreich war, sollte, so hoffen einige, doch auch dem Staat gelingen.
Vielleicht sollte man auch ganz einfach die Finanzgeschäfte des Landes den Gottesmännern übertragen. Denn diese haben sich bisher als außerordentlich fit erwiesen. Die von der Troika initiierten Steuern und Abgaben braucht der Klerus trotz des Unbills der Gemeinde nicht zu fürchten. Vor Gottes Vertretern scheuen offenbar auch die smarten Troikabuchhalter zurück. Auch Oppositionschef Samaras hat dies entdeckt, in seiner Rede zur Lage der Nation beschwor er mehrfach "Gott". Denn, so Samaras, "im Schützengraben gibt es keine Ungläubigen".

Bedenkt man, dass all diese Menschen in die Rettung des Landes involviert sind und die Zukunft Europas und der Weltwirtschaft vom Abwenden der griechischen Insolvenz abhängen soll, bleibt nur noch ein Kommentar: "Gott stehe uns bei!"

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