Manchmal fühlt sich Robert Senz wie ein
Lastwagenfahrer, der schwerbeladen eine morsche Brücke überqueren muss -
und zwar jeden Tag. „Man weiß einfach nicht: Stürzt die Brücke bei der
nächsten Überfahrt ein? Oder doch erst in ein paar Jahren?“
Zwar hat er es in seinem Job weder mit morschen
Brücken noch mit Lkw zu tun, aber trotzdem kennt Senz auch bei seiner
Arbeit ein Gefühl ganz genau - die Sorge vor dem plötzlichen Einsturz.
Senz ist Anleihechef des österreichischen Investmenthauses Raiffeisen
Capital Management (RCM) und braucht in diesen Zeiten starke Nerven.Angst ist zurück an den Märkten
Griechenland steht ohne Regierung vor dem Kollaps, in Südeuropa beben die Banken, und unter Anlegern wächst die Unruhe gewaltig: Fallen nun auch Portugal, Spanien und Italien? Und welchem Eurostaat kann man überhaupt noch sein Geld anvertrauen? „Es gibt keine Blaupause für eine Krise solchen Ausmaßes“, sagt Senz. „Zumal niemand mit Sicherheit sagen kann, ob es gut ausgehen wird.“ Seit der vergangenen Woche ist die Angst zurück an den Märkten.Angst, Nervenstärke, ungewisser Ausgang - solche Worte fielen in Europa lange Jahre nicht, wenn es um Staatsanleihen ging. Stattdessen lockten die Papiere Anleger seit Einführung des Euro mit zwei süßen Versprechen: Ausfallsicherheit und Aussicht auf Kursgewinne. Denn von wenigen Schwankungen abgesehen, befanden sich die Zinsen europäischer Staatsanleihen jahrelang nur im Sinkflug - was bei den Papieren automatisch zu Kursgewinnen führt. Und die Gefahr eines Staatsbankrotts im Euroraum? Einfach undenkbar.
So war Geldverdienen an den Anleihemärkten vor dem Ausbruch der Schuldenkrise kinderleicht. Und Sparer ließen sich einfach für Anleihefonds gewinnen. Die stolze Summe von rund 90 Milliarden Euro haben deutsche Anleger nach Angaben des Fondsverbands BVI aktuell in Fonds investiert, die hauptsächlich auf Euro-Staatsanleihen setzen.
Doch jetzt ist vieles anders: Pleiteängste in Südeuropa sind an der Tagesordnung, die Kurse vieler Staatsanleihen schlagen wild aus. Damit steckt eine ganze Anlageart auf einmal inmitten ihrer größten Bewährungsprobe - und einiges spricht dafür, dass viele Fondsmanager der Herausforderung nicht gewachsen sind. Der Schaden für Anleger wäre enorm.
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