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Sonntag, 17. Juni 2012

Griechenlands Weg zum Euro begann 1981 mit der Aufnahme in die Europäische-Gemeinschaft (EG). Für die griechische Regierung hatte der Beitritt in die Euro-Zone von Anfang Priorität. Mit einer strikten Sparpolitik führte der Ministerpräsident Konstantinos Simitis Griechen zur Euro-Reife.

Entstehung und verbreitung der Drachme
Die älteste Währung Europas wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. auf der Insel Ägina im Saronischen Golf vor Athen geprägt. Pheidon, König von Argos, zog den bis dahin gültigen Obolus zurück und führte stattdessen die Drachme ein. Ihr Wert entsprach sechs Obolusse, und so erhielt die neue Währung die Bezeichnung "Drachme" abgeleitet vom Verb "dratto". Drachme bedeutet "eine Hand voll". Die Vorderseite der Silbermünze zierte eine Schildkröte - Symbol der Langlebigkeit - als ob Pheidon geahnt hätte, dass der Drachme ein langes Leben beschert sein würde.
Die attische Drachme mit dem Kopf der Athene auf der einen und der Eule auf der anderen Seite fungierte als eine Art Leitmünze der Antike. Von der Handelsmetropole Athen aus fand sie ihre Verbreitung im ganzen östlichen Mittelmeerraum. Im Altertum war die Drachme nicht nur eine "harte Währung", sie hatte auch ein bemerkenswertes Gewicht: 43 Gramm Silber verliehen der Dekadrachme einen soliden Wert. Ein solches Zehn-Drachmen-Stück (5. Abb. 1) ist heute im Numismatischen Museum in Athen zu sehen. Neben der Dekadrachme gab das demokratische Athen auch Münzen in den Werten von einer, zwei, vier, sechs, acht und zwölf Drachmen heraus. Das geflügelte Wort "Eulen nach Athen tragen", also etwas völlig Überflüssiges tun, bezieht sich auch auf diese dort im Übermaß vorhandenen Silberlinge. Daher auch die Bemerkung in der satirischen Komödie "Die Vögel" von Aristophanes: "An Eulen wird es nie mangeln".
Alexander der Große (356 - 323 v. Chr.) etablierte in seinem hellenistischen Weltreich die makedonische Drachme. Sie diente als Bezugmaßstab für alle übrigen kursierenden Münzen. Dieser historische Vorläufer des Euro förderte und erleichterte den Handel bis weit nach Asien und Nordafrika. Nach fast 800 Jahren verschwand die Drachme für lange Zeit. Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. dominierte im Mittelmeerraum der römische Denar.
Die Drachme als nationale Währung des neugriechischen Staates
Vor dem griechischen Befreiungskampf von 1821 gegen die Osmanen herrschte im besetzten Griechenland Finanzchaos. Neben dem stark abgewerteten türkischen Groschen zirkulierten Gold und Silbermünzen anderer europäischer Staaten. Viele dieser Währungen wurden aus Gründen der Spekulation in den Osten transferiert. Der spanische Piaster, der Maria-Theresien-Taler und die goldene venezianische Zechine waren hingegen wegen ihrer Stabilität äußerst begehrt.
Die numismatische Geschichte des neuen Griechenland beginnt 1828, zwei Jahre vor der Anerkennung der Souveränität Griechenlands durch die Großmächte auf der Londoner Konferenz. Der erste Ministerpräsident der provisorischen Regierung loannis Kapodistrias (1776 - 1831) führte als nationale Währung den Phönix ein. Der mythische Vogel als Sinnbild der Unsterblichkeit schmückte die silbernen Münzen. Der Ministerpräsident ließ sie in seinem Haus auf Ägina prägen. Doch kaum hatte sich die neue Währung aus der Asche einer vierhundertjährigen Türkenherrschaft erhoben, ließ sie schon bald die Flügel sinken. 1831 wurden erstmalig Banknoten gedruckt. Diese Scheine waren nicht besonders ansehnlich und wirkten alles andere als vertrauenswürdig. Die Griechen vermissten bei ihnen den magischen Glanz des Edelmetalls. Nach dem Tod von Kapodistrias wird der Phönix endgültig zu Grabe getragen.
Bald darauf wurde der bayerische Prinz Otto zum König von Griechenland gekrönt. Vom Geist der Antike beflügelt, ließ der junge König die Drachme wieder zum Leben erwecken. Sie war in 100 Lepta unterteilt und hatte ein Gewicht von 4,5 Gramm. Die silbernen Drachmen wurden 1832 nach den Entwürfen von Conrad Voigt
und Karl Lange in München geprägt. Ein Jahr später kamen die 5- und 1-Drachmen-Stücke in den Verkehr. Auch die halben und ein Viertel Drachmen waren aus Silber, während die 20-Drachmen-Stücke, die so genannten "Othonia", aus massivem Gold bestanden. Auf der einen Seite der Münzen war das Konterfei von Otto l. zu sehen, auf der anderen sein Wappen. Zwar grollten die Griechen ihrem König wegen seines absolutistischen Gebarens bald und schickten ihn 1862 sogar ins Exil, aber der Drachme hielten sie die Treue.
Nach vielen Verhandlungen und der Bereitstellung eines Gründungskapitals von 1,5 Millionen Drachmen wurde 1841 die Nationalbank von Griechenland gegründet. Wichtigste Aktionäre waren, neben dem Staat, der Bankier und Philhellene Chevalier Eynard und Georgios Stavrou, der auch zum Bankdirektor bestellt wurde. Sein Porträt mit den markanten Gesichtszügen zierte für viele Jahrzehnte die Geldscheine. Die Nationalbank bekam von der Regierung das Exklusivrecht zur Herausgabe von Banknoten. Mit dem Druck der ersten Banknoten beauftrage Stavrou im gleichen Jahr Eynard in Frankreich, und zwar in den Werten 25, 50, 100 und 500 Drachmen.
Diese Banknoten trugen die Aufschrift "Ethniki Trapeza tis Ellados" (Nationalbank von Griechenland) und waren einseitig bedruckt. Auf schwarzem Grund am unteren Rand konnte jeder lesen, dass Geldfälscher mit schweren Strafen zu rechnen haben. Diesmal wurden die Scheine von der Öffentlichkeit gut aufgenommen, da ihr Gegenwert in Gold und Silber bei der Bank deponiert war.
1863 bestieg der knapp 18-jährige dänische Prinz Wilhelm Georg aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg als Georg l. (1845 - 1913) den griechischen Thron. Sein Porträt und sein Wappen schmückten jetzt die Drachme. Doch es blieb nicht allein bei dieser Neuerung. 1868 trat Griechenland der Lateinischen Münzunion bei. Die übrigen Mitglieder dieser zwischenstaatlichen Union waren Belgien, die Schweiz, Italien und Piermont-Sardinien. Rumänien, Spanien und Finnland übernahmen die selben Währungsstandards ohne formellen Beitritt. Die Mitgliedsländer verständigten sich über die Modalitäten der Ausprägung von Münzen wie Gewicht und Größe, behielten aber die nationale Bezeichnung bei und verfolgten zugleich eine gemeinsame Währungspolitik. Der Wert der Gold- und Silbermünzen wurde festgelegt und stand im Verhältnis 1 : 15,5. Allerdings setzte das voraus, dass die Gold- und Silberpreise stabil blieben. Es dauerte jedoch nicht lange bis dieser Versuch, die europäischen Währungen einander anzugleichen, in den Turbulenzen des Weltmarkts unterging.
Unterdessen passten die Unionsmitglieder ihr Währungssystem dem dominierenden französischen Franc an. Und so kamen in Griechenland neue Banknoten heraus, die auf der Rückseite die Bezeichnung "Franc" trugen .Der kurze Auftritt der Drachme auf dem internationalen Parkett bescherte ihr zum ersten Mal in ihrer jüngsten Geschichte einen hohen Wechselkurs. Ein durchschnittlicher Tageslohn betrug zu dieser Zeit zwei Drachmen.
Ab 1880 erlebte Griechenland eine Modernisierungsphase. Große Projekte wie der Bau des Eisenbahnnetzes und des Kanals von Korinth wurden realisiert. Der Aufbau hatte jedoch seinen Preis. In den folgenden Jahren nahm die Auslandsverschuldung zu. 1893 erreichte der Schuldenberg die für das kleine Griechenland astronomische Summe von 850 Millionen Drachmen. Schweren Herzens musste der Ministerpräsident CharilaosTrikoupis die Zahlungsunfähigkeit des Staates vor dem griechischen Parlament bekannt geben. Seine Erklärung war ebenso schlicht wie denkwürdig: "Leider sind wir pleite!" Doch Land und Währung zeigten in der Folge eine enorme Widerstandsfähigkeit. Trotz der schwierigen finanziellen Situation fanden 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Griechenland statt.
Die wirtschaftliche Krise führte zu einer Auswanderungswelle der Griechen nach Nordafrika, Argentinien und in die Vereinigten Staaten. Erst um 1909 normalisierte sich die Lage wieder. Griechenland und seine Währung konnten nun aufatmen - wenn auch nur für kurze Zeit.
Der Erste Weltkrieg und vor allem die Kleinasiatische Katastrophe von 1922 brachten das Land erneut an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Rund 1,5 Millionen griechische Flüchtlinge kamen aus Kleinasien und mussten integriert werden.
Die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme hinterließen ihre Spuren auch bei der Drachme. Um die sich anbahnende Inflation abzuwenden, beschloss der Finanzminister Petros Protopapadakis, eine ungewöhnliche Zwangsanleihe einzuführen. Alle damals kursierenden Banknoten wurden in der Mitte durchgeschnitten. Die halbierten Scheine zirkulierten selbstverständlich auch zu ihrem halben Wert. Die linke Hälfte der Banknoten wurde beim Staat gegen Obligationen eingetauscht.
Ab 1924 zirkulierten vollständige Banknoten aus den Vorräten der Nationalbank, nachdem sie mit dem Wort NEON (Neu) gekennzeichnet worden waren. Der Stempel wurde auf das Staatswappen mit der Krone gesetzt, da Griechenland keine konstitutionelle Monarchie mehr war, sondern eine Republik. Auch von den Münzen verschwand das königliche Wappen.
Seit ihrer Gründung besaß die Nationalbank von Griechenland das Privileg, Banknoten herauszugeben. Im Gegenzug hatte sie sich verpflichtet, Gold- und Silberreserven in der Höhe de sich im Umlauf befindlichen Geldscheine anzulegen. Zeitweilig bekamen auch andere Geldinstitut das Herausgaberecht, so zum Beispiel die Ionische Bank, nachdem sich die Ionischen Inseln 1864 mit Griechenland vereinigten. Da die Nationalbank auch andere Bankgeschäfte abwickelte, gründete der Staat 1928 eine eigene Notenbank, die Bank von Griechenland. Die Scheine wurden bis 1947 im Ausland gedruckt.
"Jasmin zu einer Drachme" hieß ein romantischer Schlager kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Nach der Besetzung Griechenlands im April 1941 erlebte die Drachme ihren tiefsten Fall. Die Inflation erreichte ungeahnte Ausmaße. Bündel von Millionen-Scheinen trugen die Griechen bei sich. doch auf dem Markt gab es kaum etwas zu kaufen. Die Drachme war zu einem Papierschnipsel geworden. 1944 zirkulierten nationale Pfandbriefe diesmal ausgestellt im Wert von Getreide. Das Politische Komitee der Nationalen Befreiung gab sie in den Werten von 5, 25 und 100 Oka Getreide (1 Oka = 1 280 Gramm) heraus. Zwar erschienen nach dem Krieg neue Banknoten, aber griechische Wirtschaft blieb weiterhin schwach.
Bei der Währungsreform von 1953 wurde die Drachme in ihrem Verhältnis zum US-Dollar abgewertet. Der bisherige Wechselkurs von 15 000 Drachmen = 1 US-Dollar wurde verdoppelt. Gleichzeitig sollte jede neue Drachme 1 000 alten entsprechen, so dass ein US-Dollar nun 30 Drachmen entsprach. Neben dem Dollar war das Goldene Pfund, das heißt die englische Goldmünze bei den Griechen hoch angesehen. Zu den favorisierten Devisen gehörte bald auch die Deutsche Mark, die die so genannten .Gastarbeiter" griechischer Herkunft nach Hause schickten. Die harte D-Mark wurde hauptsächlich in Immobilien investiert. Nach der Währungsreform fand Griechenland den Weg zum wirtschaftlichen Wiederaufbau.
Das Hunderstel einer Drachme heißt Lepto. Die Münzen in den Werten von 5, 10 und 20 Lepta waren aus Aluminium. Im Volksmund wurden sie liebevoll Pentara, Dekara und Ikossara genannt. 1954 konnten sich Kinder für eine Pentara ein Bonbon kaufen. Sagte allerdings jemand: "Nicht eine Pentara gebe ich hierfür", so war das ein Zeichen der Geringschätzung. Eine Zigarette ohne Filter kostete damals 20 Lepta. Das "dünne Geld", so die wörtliche Übersetzung von Lepto, wurde in den 70er Jahren aus dem Verkehr gezogen.
Mit dem Euro erlebt die kleinste griechische Währungseinheit nun eine Wiedergeburt. Die griechischen Centmünzen tragen auf der nationalen Seite die Prägung Lepta (s. der Euro kommt Abb. 12).
Die Drahme geht...
Der nostalgische Rückblick auf die Überlebenskünstlerin zeigt eine Auswahl von griechischen Münzen und Banknoten:
Tempels in Olympia sowie die archäologische Stätte selbst. 1984 wurde der 5000-Drachmen-Schein herausgegeben. Auch der abgebildete Nationalheld Theodoros Kolokotronis konnte nicht verhindern, dass die Kaufkraft der Drachme Inflationsbedingt mit der Zeit geringer wurde.
...der Euro kommt
Griechenlands Weg zum Euro begann 1981 mit der Aufnahme in die Europäische-Gemeinschaft (EG). Für die griechische Regierung hatte der Beitritt in die Euro-Zone von Anfang Priorität. Mit einer strikten Sparpolitik führte der Ministerpräsident Konstantinos Simitis Griechen zur Euro-Reife.
Die Einführung des Euro bedeutet für Griechenland einen historischen Schritt. Den Wechselkursschwankungen, die für die griechische Wirtschaft eine Belastung darstellten, ist jetzt ein Ende gesetzt. Zudem fördert der Euro den Wettbewerb. Die Mehrheit der Griechen, etwa 77 Prozent, steht der neuen gemeinsamen europäischen Währung positiv gegenüber. Ab dem 01. Januar 2002 ist der Euro gültiges Zahlungsmittel in Griechenland. Der Handel akzeptiert die Drachme noch bis zum 28. Februar 2002. Danach geht die Ära der Drachme, die wie keine andere Währung die Überlebenskunst beherrschte, endgültig zu Ende. Die Drachme erlebte in einer fernen Vergangenheit glorreiche Zeiten. In ihrer jüngsten Geschichte wurde sie von den Griechen oft besungen, doch auch mit einem gewissen Misstrauen betrachtet. Mit Würde meisterte sie Schicksalsschläge wie Inflation und Entwertung und steuerte mit einem ungebremsten Optimismus den Hafen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion an.
Die Drachme ist eine Teileinheit des Euro und der festgelegte Kurs lautet: 1 Euro = 340,75 Drachmen

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