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Samstag, 14. Dezember 2013

Sie könnten schlicht gar keine griechischen Anleihen besessen haben, ist eine der Antworten Griechenlands, die das Land über die international tätige Kanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton deutschen Anlegern übermitteln ließ. Schließlich seien die Anleger nicht Teilnehmer des Girosystems der griechischen Zentralbank.



Auf die Klagen, gegen den
Zwangsumtausch von
Anleihen wird mit skurrilen
Begründungen erwidert. Erste
Entscheidungen deutscher
Gerichte stehen 2014 an.

dmoh. FRANKFURT, 13. Dezember. Der
griechische Schuldenschnitt aus dem
Frühjahr 2012 wird Juristen noch viele
Jahre beschäftigen. Einen Vorgeschmack
auf das Geschehen liefern dieser Tage die
Erwiderungen Griechenlands auf die Klagen
deutscher Anleger. Sie könnten
schlicht gar keine griechischen Anleihen
besessen haben, ist eine der Antworten
Griechenlands, die das Land über die international
tätige Kanzlei Cleary Gottlieb
Steen & Hamilton deutschen Anlegern
übermitteln ließ. Schließlich seien
die Anleger nicht Teilnehmer des Girosystems
der griechischen Zentralbank.
Was die Käufer der griechischen Anleihen
erstaunt, verwundert und auch verunsichert,
ist die Strategie der Griechen.
„Sie werfen Nebelbomben mit abwegigen
Begründungen und schüren so Verunsicherung“,
sagt Dirk Unrau, Rechtsanwalt
der Kieler Kanzlei Causa Concilio und für
die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz
(DSW) Vertreter der Sammelklagen
gegen Griechenland. „Die Anleger
sollten sich von dem untauglichen
Versuch der Zurückweisung nicht beirren
lassen.“ In der Tat gebe es in bestimmten
Fällen Gesetzesregeln, die eine Klage gegen
einen Staat ausschließen. Wenn ein
Staat jedoch Staatsanleihen begebe und
es konkret um diese Staatspapiere gehe,
sei die Begründung abwegig.
Strittig ist zudem der Gerichtsstand.
Die Griechen wollen den Gerichtsstand
in Deutschland nicht anerkennen. Unrau
beruft sich jedoch auf europäisches
Recht, wonach in Verbraucherfragen Gerichtsstand
der jeweilige Heimatort des
Geschädigten sei. Für institutioneile Anleger
gelte bei deliktischen Handlungen
das Prinzip, dass der Gerichtsstand dort
sei, wo der Schaden entstanden ist. „Die
Griechen sehen das anders, da ihrer An
sicht nach gar keine deliktische Handlung
vorliegt“, sagt Unrau.
Die DSW hat in ihrer Arbeitsgemein-'
schaft Griechenland-Anleihen mehr als
Tausend Anleger in mehreren Klagegemeinschaften
gebündelt. Sie wehren sich
gegen den Zwangsumtausch ihrer Anleihen
im Frühjahr 2012. Damals hatte Griechenland
im Rahmen eines Schuldenschnitts
seinen Gläubigern einen freiwilligen
Umtausch ihrer Anleihen angeboten.
Später wurden aber auch jene Anleger
zum Umtausch gezwungen, die am freiwilligen
Umtausch nicht teilgenommen hatten.
> Dafür hatte Griechenland kurzerhand
die Anleihebedingungen geändert.
Für die betroffenen Anleihen erhielten
die Anleger eine Vielzahl anderer Papiere
mit längeren Laufzeiten. Wer zum Beispiel
eine Anleihe im Nominalwert von
1000 Euro hatte, bekam für rund 500
Euro 24 unterschiedliche Papiere zu einem
Durchschnittswert von kaum mehr
als 20 Euro ins Depot gebucht. In einigen
Fällen überstiegen im Verkaufsfall die
Handelsgebühren den Wert der Papiere.
Die Kläger stellen nun meist einen Antrag
auf Rückabwicklung der Transaktion.
Auch in Griechenland laufen zu dem
Zwangsumtausch einige Verfahren. Mit
ersten Entscheidungen auch von deutschen
Gerichten wird im kommenden
Jahr gerechnet. Beobachter gehen davon
aus, dass bis zu endgültigen Urteilen viele
Jahre vergehen werden. Viele Verfahren
zum argentinischen Schuldenschnitt des
Jahres 2001 sind bis heute noch immer
nicht abgeschlossen. .
Wie viele Anleger durch den griechischen
Schuldenschnitt tatsächlich
Geld verloren haben, ist indes unklar.
Durch die Sorgen um die Zahlungsfähig-
keit Griechenlands waren die Kurse der
r griechischen Staatsanleihen drastisch geil
sunken. In dieser Phase stiegen die Han*
2 dejsumsätze an der Börse Stuttgart in griechischen
Staatsanleihen deutlich und wurden
im Staatsanleihehandel nur noch von
Bundesanleihen übertroffen. Viöle Anlei
ger, darunter auch zahlreiche Hedget
fonds, spekulierten auf eine Rückzahlung
der bald fälligen Anleihen zum Nominali
wert von 100 Prozent und kauften Papiei
re zu Kursen um 40 Prozent. Sie haben
e durch den Schuldenschnitt zunächst nicht
i unbedingt Geld verloren, besitzen aber
s plötzlich eine Vielzahl diverser Anleihen
r im Depot. Betroffen sind nach Schätzungen
von Anleiheschützern etwa 20 000
- deutsche Privatanleger. Diese seien nicht
i alle kurzfristige Spekulanten, sondern
auch viele längerfristig in griechischen
Anleihen engagierte Anleger.

FAZ Print Sa 14.12.2013

1 Kommentar:

  1. Die Frage hier ist doch, wer nun Nebelbomben wirft: der DSW oder GRIECHENLAND...

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