Neue AnleiheHohe Zinsen gibt’s nicht nur aus Griechenland
11.04.2014 · Das angeschlagene Griechenland hat seine Anleihe unerwartet erfolgreich plaziert. 4,75 Prozent Zinsen sind verlockend. Doch die gibt es auch anderswo.
Von MARTIN HOCK
Fast fünf Prozent Rendite für fünf Jahre auf eine Staatsanleihe. Das klingt zunächst mal gut. Viele Profi-Investoren fanden das auch und haben bei dem neuen Anleihen-Angebot zugeschlagen. Aber da ist noch der Name des Schuldners wäre: Griechenland. Für Kreditversicherer ist Griechenland der schlechteste öffentliche Schuldner der Welt - schlechter noch als Venezuela, Argentinien, die Ukraine und Pakistan. Das will nicht jeder im Depot haben. Doch es gibt viele Alternativen.
Klar ist: Wer Sicherheit will, ist mit der griechischen Anleihe (ISIN: GR0114028534) schlecht bedient. Dass Griechenland diesen neuen Kredit zurückzahlt, ist unsicher. Wer auf Sicherheit setzt, bekommt dagegen nur wenig Rendite. Sicherste Anleihen wie etwa von Deutschland bieten im Laufzeitbereich von 5 Jahren derzeit nur 0,6 Prozent, französische 0,9 Prozent.
Aber auch mit riskanteren Anleihen aus dem Euroraum sieht es nicht sehr gut aus. Nur 2,5 Prozent gibt es aus dem Krisenstaat Portugal, der auch gerade über die Ausgabe neuer Anleihen nachdenkt. Wer einen höheren Zins auf möchte, muss sein Geld schon außerhalb des Euroraums verleihen: zum Beispiel an die Türkei, deren fünfjährige Anleihe aktuell mit 3,2 Prozent rentiert und in Euro gezahlt wird. Auch Ungarn hat noch eine Euro-Anleihe im Angebot, die etwas früher, im Juni 2018 fällig wird und derzeit 3 Prozent bringt. Ähnliches gilt für eine im November 2019 fällige Anleihe Rumäniens.
Die Erträge sind zwar niedriger – aber dafür sind auch die Bonitätseinschätzungen der Rating-Agenturen besser. Selbst Ungarn und Kroatien werden von den großen Rating- Agenturen fünf bis acht Notenstufen besser beurteilt als Griechenland.
Wer Euro-Anleihen sucht, die höhere Erträge versrechen, findet sie unter den Unternehmensanleihen. Ganz einfach ist das nicht, denn die überweisende Mehrzahl der liquiden, am Markt befindlichen Papiere ist an Mindestanlagesummen von 50.000 oder 100.000 Euro geknüpft. Und auch die übrigen haben nicht notwendigerweise höhere Renditen. Eine im März 2019 fällige Nachranganleihe der Commerzbank rentiert mit 3 Prozent, die im Januar fällige Peugeot-Anleihe mit 3,7 Prozent.
Höhere Zinsen gibt es in aller Regel nur am Markt für Mittelstandsanleihen. Dies nicht ohne Grund, stammen die Anleihen doch von eher kleinen Unternehmen und gelten als riskant. Jede siebte Anleihe ist dort in den vergangenen vier Jahren ausgefallen. Mit 4,79 Prozent etwas weniger als Griechenland bietet der Autozulieferer Hörmann. Die Anleihe wird im Dezember 2018 fällig. Schalke 04 wird derzeit zu 5,66 Prozent gehandelt und die Neue Zahnradwerk Leipzig GmbH (NZWL), wie Hörmann ein Autozulieferer, mit sogar 6,4 Prozent.
Auswahl gibt es bei Fremdwährungsanleihen. Nicht immer sind sie liquide. Vor allem aber bleibt immer das Währungsrisiko. Der südafrikanische Rand hat 2013 um 30 Prozent gegen den Euro abgewertet. Da hilft auch der Zins von 6 Prozent nicht, den etwa die Landwirtschaftliche Rentenbank zahlt. Denn zu Jahresbeginn 2013 waren 60 Rand noch 5,35 Euro wert - zu Jahresende aber nur noch 4,23 Euro. Diese Verluste muss der Anleger jedenfalls tragen, da ändert auch eine Wechselkurserholung nachträglich nichts mehr daran.
Insgesamt bleibt das Fazit: Wer Renditen wie die der griechischen Staatsanleihe erzielen will, der muss schon tief ins Risiko gehen. Will er das nicht, dann muss er sich eben mit weniger bescheiden. Ein weiterer Beleg dafür, dass die Situation in Griechenland sich verbessert haben mag, aber weit davon entfernt ist, rosig zu sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen