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Freitag, 17. Juli 2015

Ölkrise am Graumarkt - 10.000 Anleger sollen Millionen-Loch stopfen

 Berliner Fondshaus schockt KundenÖlkrise am Graumarkt - 10.000 Anleger sollen Millionen-Loch stopfen

Öl-Anlage in der Provinz Alberta: POC-Kunden investieren Millionen in Öl- und Gasquellen in Kanada - jetzt floppt das Geschäft
Anleger, die Geld in Erdölgesellschaften oder anderswo am Ölmarkt investiert haben, hatten in letzter Zeit nicht viel zu lachen. Seit Mitte 2014 hat sich der Ölpreis etwa halbiert, die Aktienkurse vieler Firmen aus der Branche befinden sich im Tiefflug. Den jüngsten Dämpfer erhielt der Markt in dieser Woche durch dasAtomabkommen mit dem Iran, durch das auch die internationalen Sanktionen iranischer Ölexporte enden. Vor dem Hintergrund dürfte der Ölpreis auf absehbare Zeit kaum steigen, glauben viele Experten.
Besonders hart trifft es in diesen Tagen jedoch etwa 10.000 Anleger von geschlossenen Fonds der Berliner Firma Proven Oil Canada (POC). Die Fonds haben in Öl- und Gasquellen in Kanada investiert. Dabei waren den Investoren, die zusammen nach Angaben des Emissionshauses etwa 254 Millionen Euro in die Fonds eingezahlt haben, von POC Auszahlungen im zweistelligen Prozentbereich jährlich in Aussicht gestellt worden.
Davon sind die Fonds allerdings weit entfernt. Schon 2013 zeichneten sich Schwierigkeiten ab, sodass eine Umstrukturierung der Geschäfte in Nordamerika nötig wurde. Es folgte zur Geldbeschaffung der mehr oder weniger zwangsweise Verkauf verschiedener Öl- und Gasgebiete. Anfang 2014 dann der nächste Schock für die POC-Kunden: Auszahlungen, so erfuhren sie vom Emissionshaus, werde es vorläufig nicht geben.
Und jetzt das: Nicht genug damit, dass die Ausschüttungen bis heute nicht wieder aufgenommen wurden. In diesen Tagen finden die Investoren von sechs POC-Fonds vielmehr Briefe in ihrer Post, in denen sie zur Rückzahlung bereits erhaltener Gelder aufgefordert werden.

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Durchschnittlich 9 Prozent der Einlage beziehungsweise 900 Euro werden je Beteiligung zurückgefordert, teilt POC auf Anfrage mit. Da sich einige der 10.000 Investoren mehrfach engagiert haben, liegt die tatsächliche Forderung, der sich die Anleger im Durchschnitt gegenübersehen, jedoch mit 2700 Euro deutlich höher. Insgesamt, so das Unternehmen, belaufe sich das Rückforderungsvolumen auf etwa 27 Millionen Euro.
Hintergrund der Zahlungsaufforderung sei die nach wie vor schwierige Situation im kanadischen Ölgeschäft, bedingt vor allem durch den niedrigen Ölpreis, heißt es in den Anlegerschreiben, die manager-magazin.de teilweise vorliegen. Daraus resultiere ein sehr konkretes finanzielles Problem bei der kanadischen Firma COGI, in die die deutschen Fondsgelder geflossen sind: Eine kanadische Bank habe einen Kredit an die COGI über rund 49 Millionen Kanada-Dollar (rund 35 Millionen Euro) kurzfristig fällig gestellt.
Weil ein alternativer Notverkauf von Öl- und Gasgebieten zur Liquiditätsbeschaffung aufgrund der Marktschwäche nicht in Frage komme, sollen die Investoren der COGI nun aus der Klemme helfen.
Und damit nicht genug: Laut POC reichen die Rückzahlungen nicht aus, um die 49 Millionen Kanada-Dollar zusammen zu bekommen. Es bleibe ein Finanzloch von 15 Millionen Kanada-Dollar, das - so legt es POC in den Schreiben nahe - durch zusätzliche Nachrangdarlehen seitens der Investoren gestopft werden soll.
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Öl-Anlage in der Provinz Alberta: POC-Kunden investieren Millionen in Öl- und Gasquellen in Kanada - jetzt floppt das Geschäft
2. Teil: Bekannte Hintermänner, warnende Anlegerschützer
Für die Anleger von POC scheint sich damit zu bewahrheiten, wovor Beobachter schon lange warnen: Es drohen hohe Verluste mit einem Investment, das von Anfang an mit Vorsicht zu genießen war. Dabei waren die hohen Ausschüttungsversprechen des Unternehmens nur ein Merkmal, das misstrauisch machen konnte. Ein anderes sind die Verantwortlichen, die hinter dem Emissionshaus stehen.
Wie auch die "Wirtschaftswoche" schon vor einiger Zeit schrieb, handelt es sich dabei unter anderem um den Fondsinitiator Jürgen Hanne sowie frühere Mitstreiter von ihm. Hanne hatte in den 1990er Jahre eine milliardenschwere Pleite mit Immobilienfonds hingelegt, bei der Tausende Anleger viel Geld verloren.
Kein Wunder also, dass Anlegerschützer bereits alarmiert sind. Er rate den POC-Investoren dringend davon ab, die Ausschüttungen wie gefordert zurückzuzahlen, sagt etwa Thomas Lippert vom Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz (AAA). Es habe in der Vergangenheit vom Emissionshaus wenig Informationen gegeben. Gesellschafterversammlungen hätten kaum stattgefunden. Es müsse nun zunächst die Lage geprüft und weitere Verluste verhindert werden.
Christoph Rottwilm auf Twitter
Ähnlich sieht es Jochen Resch, Anlegeranwalt aus Berlin. Er bezweifelt gar, dass die Rückforderungen der Auszahlungen juristisch überhaupt durchsetzbar wären. "Das erscheint zumindest strittig", so Resch gegenüber manager-magazin.de. "POC verweist auf eine Klausel im Gesellschaftsvertrag, nach der Ausschüttungen zurückgefordert werden können, sofern die Gesellschafterversammlung diese Ausschüttungen nicht genehmigt. Die Versammlungen, auf der die Bilanzen für 2013 genehmigt werden sollen, finden aber erst im Oktober statt."
Die Zweifel kontert das Emissionshaus gegenüber manager-magazin.de. Die Rechtslage innerhalb der Verträge sei eindeutig, die Anleger seien nach Aufforderung zur Rückzahlung verpflichtet, so POC. Es sei zwar nachvollziehbar, dass die Anleger darüber irritiert seien. Die Sache sei aber "juristisch zweifelsfrei" geprüft worden. Zudem sei zu bedenken, dass es je Anleger um einen "überschaubaren" Beitrag gehe, so die Gesellschaft gegenüber manager-magazin.de.
Die Firma lässt allerdings auch keinen Zweifel daran, dass eine Weigerung der Anleger fatale Folgen haben könnte. Die Geschäftsführung sehe es als ihre primäre Verantwortung an, die Assets zu schützen und durch die schwierige Marktsituation zu führen, schreibt POC. Sollte es wider Erwarten jedoch nicht gelingen die Anleger zur Rückzahlung zu gewinnen, würde die Bank die zur Sicherung übertragenen Anlagen wohl zu derzeitigen Marktpreisen veräußern, so POC. Das wiederum würde "einen großen Schaden an den Vermögenswerten und damit an der Werthaltigkeit der Beteiligungen bedeuten", so das Unternehmen.
Sprich: Dann entstünden den Anlegern erst recht erhebliche Verluste.

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