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Samstag, 16. Juni 2012

Viele Politiker drohen den Griechen mit dem Rauswurf aus der Währungsunion. Tatsächlich aber gibt es dazu keine Handhabe. Athen könnte im Notfall selbst Euro-Banknoten und -Münzen herstellen. Von Dorothea Siems

08:08

Währungsunion

Im Notfall könnte Griechenland selber Euros drucken

Viele Politiker drohen den Griechen mit dem Rauswurf aus der Währungsunion. Tatsächlich aber gibt es dazu keine Handhabe. Athen könnte im Notfall selbst Euro-Banknoten und -Münzen herstellen. Von Dorothea Siems
Griechische Euro-Münzen
© DPA Griechische Euro-Münzen. Experten sehen kaum Chancen, sie den Griechen wegzunehmen
Griechenland droht selbst bei einer Aufkündigung seines Sparprogramms durch eine neue Regierung kein Rausschmiss aus dem Euro. Dies sagte der Chef des Centrums für Europäische Politik (CEP), Lüder Gerken, im Gespräch mit "Welt Online". Da juristisch der Ausschluss überhaupt nicht möglich sei, gebe es nur die Möglichkeit, dass die Griechen freiwillig austreten.
Weil das Land aber notfalls selbst Euro-Geld drucken dürfe, hätten die anderen Mitgliedstaaten keinerlei Möglichkeit, Hellas den Geldhahn abzudrehen und auf diesem Weg zum Austritt aus der Union zu zwingen.
Der Europa-Experte widerspricht damit dem von der Regierungskoalition und der EU-Kommission vermittelten Eindruck, die griechischen Wähler entschieden an diesem Wochenende über ihren Verbleib in der Währungsunion.
Bei einer Aufkündigung des Schulden-Memorandums müsse das Land den Euro zurückgeben, lautet die Warnung in Richtung Athen. Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle drohte den Griechen mit dem Ausschluss aus der Euro-Zone, wenn das Land seinen Sparversprechen nicht nachkommt. "Die Verträge können nicht beliebig gebrochen werden", sagte Brüderle.

Wähler werden getäuscht

"Den Wählern wird Sand in die Augen gestreut", sagte Gerken. Um die Griechen ökonomisch zum Ausscheiden zu zwingen, müssten drei Voraussetzungen erfüllt sein. Erstens müssten die anderen Euro-Staaten, die dem Land in der ersten Runde direkt, in der zweiten Runde über den Rettungsschirm EFSF Kredite gewährt hätten, die Zahlungen einstellen.
Lüder Gerken
© CEP Lüder Gerken

Da die Retter-Staaten aber stets versichert hätten, dass sie Griechenland in der Euro-Zone lassen wollten, sei eine Kehrtwende unwahrscheinlich. "Ganz gleich, welche Parteien an die Macht kommen, wird es zu einer Lockerung der verabredeten Sparauflagen kommen", prophezeit Gerken.
Schließlich habe Hellas in den vergangenen zweieinhalb Jahren fast jede Vereinbarung nicht eingehalten und die anderen Staaten hätten stets nachgegeben. So sei kaum etwas von den ursprünglich versprochenen 50 Milliarden Euro an Privatisierungserlösen zusammengekommen. Auch die angekündigte Deregulierung etlicher Branchen oder die verlangte konsequentere Eintreibung der Steuereinnahmen hätten nicht stattgefunden.


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