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Donnerstag, 29. November 2012

Athen bereitet Märkte auf Schuldenrückkauf vor


GriechenlandAthen bereitet Märkte auf Schuldenrückkauf vor

 ·  Anleger warten auf die Details zum Rückkauf der griechischen Staatsanleihen. Die Bankeinlagen haben im Oktober zugelegt. Ausländische Investoren benötigen dennoch einen Extraanreiz.
© BODE, HENNINGBörse in Athen: Ausländische Investoren brauchen Anreiz für Rückkauf
Die griechische Regierung wird Anfang kommender Woche über ihre Schuldenverwaltung in Athen die Details für den Rückkauf der im Umlauf befindlichen griechischen Staatsanleihen verkünden. Mit der Durchführung des Rückkaufprogramms wurden die Deutsche Bank und Morgan Stanley beauftragt. Beide Institute äußerten sich nicht zu den technischen Details. Die Deutsche Bank hatte im Frühjahr mit HSBC das Mandat erhalten, für Athen den Schuldentausch abzuwickeln. „Derzeit planen wir, den Rückkauf auf freiwilliger Basis durchzuführen“, hieß es am Mittwoch aus griechischen Regierungskreisen. Der Rückkauf soll bis zum 12. Dezember vollzogen sein, denn sein Erfolg ist Grundlage für die Beschlüsse des am 13. Dezember folgenden Treffens der Eurogruppe und die Umsetzung des Finanzierungsprogramms. Nach Informationen der F.A.Z. wird fest mit einem Erfolg des Rückkaufs gerechnet, so dass es zu keinem Zahlungsausfall Athens kommen wird. Die Finanzierung des Gesamtpakets sei gesichert.
In Griechenland hat allein die Ankündigung der Milliardenhilfe dafür gesorgt, dass die Bankeinlagen im Oktober im Vergleich zum Vormonat um eine Milliarde auf 155,25 Milliarden Euro stiegen und die Kapitalflucht gebremst ist. Die Hoffnung der Troika ist, dass die geplante Kapitalausstattung der griechischen Banken diesen Trend beschleunigen wird und es sich damit auf Dauer erübrigt, dass die Banken ELA-Kredite zur Finanzierung nutzen müssen. Nach dem Anleiherückkauf werden mehr als 80 Prozent der Anleihen in Öffentlicher Hand liegen, was einen Schuldenschnitt mittelfristig, zum Beispiel nach der deutschen Bundestagswahl, erleichtern würde. Der jetzige Schuldenrückkauf erspart Athen bis 2016 Zinszahlungen von 2,4 Milliarden Euro. Will Athen nominal etwa 30 Milliarden Euro zurückkaufen, wird dies etwa 9,5 Milliarden Euro kosten.

Extraanreiz für Banken, Versicherungen und Hedgefonds

Da Spekulationen auf den Schuldenrückkauf die Preise griechischer Anleihen in die Höhe getrieben haben und damit der Effekt des Programms geschmälert wird, wurde zunächst bekanntgegeben, dass der Rückkaufpreis nicht höher als die Preise der Anleihen vom 23. November 2012 liegen soll. Sie reichten von 25,75 Cent je Euro für die dreißigjährige Anleihe bis zu 34,8 Cent je Euro für die elfjährige Anleihe. Griechische Banken halten 15 bis 20 Milliarden Euro Staatsanleihen und werden weitgehend an dem Rückkauf teilnehmen. Verluste treten für die Banken nicht auf, da sie die Anleihen zum Marktwert bilanziert haben.
Ausländische Investoren wie Banken, Versicherungen und Hedgefonds müssen wohl einen Extraanreiz bekommen, um an dem Rückkaufprogramm teilzunehmen. Sie halten etwa 30 Milliarden Euro griechische Staatsanleihen. „Diese Prämie wird den ausländischen Investoren möglicherweise kurz vor der Transaktion angeboten“, erwartet Credit Suisse. Theoretisch könnten die griechischen Banken gedrängt werden, einen niedrigeren Rückkaufpreis von etwa 30 Cent zu akzeptieren, während die ausländischen Investoren eine Prämie erhielten. Als Durchschnittspreis würde dann ein Preis von zum Beispiel 35 Cent gelten. Politisch wäre dies aber brisant.

Nicht sicher, ob die Rechnung aufgeht

Bei den neuen Anleihen nach internationalem Recht sind Zwangklauseln, die widerwillige Anleger zur Teilnahme an dem Rückkauf zwingen könnten, schwer durchzusetzen, denn sie erfordern eine hohe Mehrheit der Gläubiger. Da nominal etwa 30 Milliarden Euro Anleihen zurückgekauft werden sollen und griechische Adressen den Großteil dieses Betrages halten, wäre die Nutzung der Zwangsklauseln auch kaum notwendig. Weitere 6 Milliarden Euro Staatsanleihen nach internationalem Recht werden von Hedgefonds gehalten, die sich dem Schuldentausch im Frühjahr verweigert haben und auf volle Bedienung pochen. Zahlreiche Hedgefonds, allen voran Elliott, haben sich nur deshalb griechische Anleihen zugelegt, um den Staat - wie Panama, Peru und Argentinien - im Zweifel auf volle Rückzahlung verklagen zu können. Ob diese Rechnung aufgeht, ist nicht sicher. Es gibt Stimmen im Kreise der Troika-Verhandlungen, die Verständnis dafür hätten, wenn Athen diesen „Hold-outs“ die Zahlung verweigern würde.
Privatanleger spielen beim geplanten Schuldenrückkauf keine relevante Rolle. Anders als noch beim Schuldenschnitt im Frühjahr sind nun auch kaum auffallende Handelsumsätze zu beobachten. Gleichwohl teilte die Börse Stuttgart mit, dass es am Dienstag zu spürbar höheren Handelsumsätzen in griechischen Staatsanleihen gekommen sei, allerdings ohne relevanten Einfluss auf die Märkte.
Schuldenschnitt hat wenig gebracht
Ökonomen rätseln, weshalb der Schuldenschnitt für Griechenland im März so wenig Entlastung gebracht hat. Nach offiziellen Angaben verzichteten die privaten Gläubiger damals auf 107 Milliarden Euro (53 Prozent ihrer nominellen Forderungen). Im Gegenzug sagten die Euro-Retter etwa 50 Milliarden Euro für die Rekapitalisierung der Banken und für griechische Pensionskassen zu, die durch Verluste in Bedrängnis geraten waren. Es hätte also einen Nettoeffekt von 50 Milliarden Euro Entlastung geben müssen. Doch entgegen den Erwartungen ist dieser verpufft. Ende 2011 betrug die Schuldenquote gut 170 Prozent, nun ist sie über 175 Prozent gestiegen. „Wo sind die Milliarden geblieben?“, fragt Rolf Schneider, volkswirtschaftlicher Analyst der Allianz.
An der tiefen Rezession kann es nicht allein gelegen haben. Nach Schneiders Berechnungen führte der Schuldenschnitt nur zu einer Entlastung von etwa 24,5 Milliarden Euro. „Es wäre von erheblichem Interesse, Genaueres über die Auswirkungen der privaten Gläubigerbeteiligung auf den Schuldenstand des griechischen Staates zu erfahren.“ Die EU-Berichte seien nicht transparent. (ppl.)

2 Kommentare:

  1. „Derzeit planen wir, den Rückkauf auf freiwilliger Basis durchzuführen.“

    Das sagt viel über Plan B aus - und das riecht ganz übel nach CAC 2.0!

    Ausgangssituation: griechische Banken und Pensionsfonds halten ca. 2/3 der Greek Bonds, der Rest liegt bei internationalen Investoren.

    D.h. die erforderliche Quote von 66% liegt in Reichweite, die griechischen Banken werden wohl "freiwillig" mitmachen, da die Teile eh schon mit Marktwert bilanziert sind.
    Die Frage ist wie sich die Pensionsfonds verhalten werden - diese haben gegen die Zwangs-CACerei vom Frühjahr 2012 Klagen eingereicht, sind also not amused.
    Weiterhin fraglich ist was die Hedgefonds machen werden - wenn die 66% Quote erreicht wird dürfte rechtlich da wenig auszurichten sein.

    Als zwangsgeCACter Privatinvestor steht man möglicherweise vor der pervers-grotesken Situation, daß man mittels Anleihebedingungen, denen man nie zugestimmt hat, erneut zwangsgeCACt wird!
    Ohne daß nach der PSI-Aktion auch nur ein Cent Zinsen gezahlt wurde!

    Wie auch immer die Sache ausgeht, sie wird ein neues Kapitel in der Sovereign Dept Restructuring Historie aufschlagen, da bin ich mir sicher.

    Möglicherweise katapultiert sich Griechenland mit der Aktion auch gleich auf das Niveau von Zimbabwe - egal, Hauptsache man kann sich vor der Verantwortung wieder mal drücken.

    Apropos Zimbabwe: gemäß der aktuellen BASEL III Richtlinien - die ja bald verbindlich umgesetzt werden sollen - werden Euro-Staatsanleihen immer noch als "RISIKOLOS" eingestuft! Weil das in der derzeitigen Situation alternativlos ist.

    Wir sollten unsere Soldaten aus Afghanistan abziehen - möglicherweise werden sie bald in Absurdistan dringender benötigt.

    (Aldy)

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  2. Zweimal Schuldenrestrukturierung in einem Jahr, das ist trauriger Rekord und wird GR sicher Jahrzehnte vom Kapitalmarktzugang abhalten. Das war sicher nich im Sinne des Erfinders, GR nun für eine Generation durchfüttern zu müssen über die Schuldenaufnahmen der anderen EU Länder..aber Portugal, Irland, Spanien etc. sind ja auch um die Ecke...nur grad abgelenkt, aber auch dieses Kartenhaus wird fallen...ist wie mit den Kettenbriefen....oder Pyramidensystemen ..

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