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Sollte die Schweizerische Nationalbank SNBN.EB -0,37% Gold kaufen? Jede Menge Gold? Darüber wird die Bevölkerung des Landes am 30. November in einer nationalen Abstimmung entscheiden.
Wenn die Initiative der populistischen Schweizerischen Volkspartei eine Mehrheit erhält, dann muss die SNB mindestens 20 Prozent ihrer (ziemlich hohen) Währungsreserven in Gold halten. Derzeit sind es etwa 8 Prozent. Dafür hätte sie fünf Jahre Zeit. Aber wie wahrscheinlich ist das? Und was würde das für den Goldpreis und den Schweizer Franken bedeuten?
Werden die Schweizer zustimmen?
Wahrscheinlich nicht. Das Argumente der Befürworter, dass Gold ein Hort der Stabilität ist, wird durch die jüngsten Kursschwankungen untergraben, sagt Beat Siegenthaler, Stratege der UBSUBSN.VX +0,19% Noch gibt es zwar keine Umfragen zu der Abstimmung: Doch das schottische Unabhängigkeitsreferendum ist den Anlegern noch gut in Erinnerung. Monatelang zeigten sie sich gleichgültig, weil alles nach einem klaren Sieg des „Nein“-Lagers aussah. Aber je näher der Termin rückte, umso enger wurden die Umfragen, was zu einem heftigen Beben beim britischen Pfund führte. Und wie Siegenthaler erklärt, wäre in diesem Fall „die Marktwirkung eines Ja-Votums ziemlich spektakulär.“
Was ist mit dem Gold?
Die SNB hält derzeit etwa 500 Milliarden Franken – rund 414 Milliarden Euro – an Reserven. Diese sind seit 2011 deutlich gestiegen, weil damals die Untergrenze für den Euro-Kurs gegenüber dem Franken eingerichtet wurde. Die Notenbank will auf keinen Fall zulassen, dass der Euro unter 1,20 Franken sinkt. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit sagt sie, dass sie unbegrenzte Euro-Mengen kaufen wird, um das zu verhindern. Gemessen an der Wirtschaftsleistung des Landes zählen die Schweizer Reserven zu den höchsten der Welt.
Derzeit hält die SNB 1040 Tonnen Gold, was 8 Prozent ihrer Reserven entspricht. 2008 waren es noch etwa 20 Prozent. Um wieder auf dieses Niveau zu kommen, müsste „die SNB in den kommenden fünf Jahren jeweils um die 10 Prozent der weltweiten Produktion kaufen, um bis 2019 der Initiative zu entsprechen“, sagt Siegenthaler. Das wären insgesamt gut 1500 Tonnen Gold.
Man muss kein Genie sein, um zu ahnen, dass dies den Goldpreis in die Höhe schnellen lassen würde, besonders kurz nach einem „Ja“-Votum. Auf längere Sicht würde das „wahrscheinlich den langfristigen Gleichgewichtspreis für Gold anheben“, schreiben die Strategen von BarclaysBARC.LN +1,12% Über fünf Jahre hinweg sei das jedoch „angesichts der sich abschwächenden Nachfragedynamik besser verdaulich“.
Und was passiert mit dem Franken?
Entscheidend ist, was mit dem Euro-Mindestkurs geschieht. Barclays schätzt, dass die Gold-Kaufverpflichtung die SNB an ihre Grenzen treiben könnte. Selbst wenn die Notenbank nicht operativ durch die Goldvorgabe eingeschränkt wäre, „würde ein Verteidigung der Untergrenze auf Kosten künftiger geldpolitischer Flexibilität gehen“, sagt Barclays. In anderen Worten: Wenn die Zentralbank Euro kaufen muss, um den Mindestkurs zu schützen, müsste sie automatisch auch Gold kaufen, um das Verhältnis von 20 Prozent zu wahren. Das wäre nicht nur teuer, sondern auch unumkehrbar. Denn der Vorschlag sieht auch vor, dass die SNB kein Gold mehr verkaufen darf. Wenn also eine temporäre Politik wie die Untergrenze durchgeführt wird, hätte das dauerhafte Folgen. Damit wäre die Maßnahme langfristig immer schwerer aufrecht zu erhalten.
Trotzdem wäre es sehr unwahrscheinlich, dass die SNB die Untergrenze sofort aufgibt. Sie ist ihr wichtigstes geldpolitisches Mittel, da der Franken sich inflationsbereinigt nahe an historischen Rekordkursen bewegt. „Die SNB würde einen Zwischenschritt tätigen, um die Attraktivität des Franken am Devisenmarkt zu verringern, bevor sie den Mindestkurs aufgibt“, sagt Barclays. Das könnte beispielsweise bedeuten, negative Zinsen wie in der Eurozone einzuführen, um die Nachfrage nach Franken zu bremsen.