FAZ Print SAMSTAG, 29. MÄRZ 2014 • NR. 75 • SEITE 31
Keine
Wachstumsprämie
aus Argentinien
mos. BUENOS AIRES, 28. März. Es ist
eine schlechte Nachricht für die Besitzer
argentinischer Wertpapiere, deren
Auszahlungen an das Wachstum des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) gebunden
sind. Nach neuen Angaben der argentinischen
Regierung hat das BIP
2013 nur um 3 Prozent zugenommen.
Vor einem Monat hatte die amtliche
Statistik noch eine vorläufige Schätzung
von 4,9 Prozent ausgewiesen. Die
drastische Senkung der Wachstumsschätzung
sei eine Folge der vollständigen
Überarbeitung der BIP-Statistik
mit einer Änderung des Basisjahres
von 1993 auf 2004, erklärte Wirtschaftsminister
Axel Kicillof.
Die Kurse der argentinischen Wachstumskupons
brachen nach Veröffentlichung
der neuen BIP-Daten ein. Das
auf Euro lautende Papier verlor am
Freitag zeitweise mehr als 30 Prozent.
Die sogenannten BIP-Kupons waren
2005 im Rahmen der Umschuldung
von notleidenden Anleihen aus der argentinischen
Staatspleite von 2002 ausgegeben
worden. Sie gewähren ihren
Besitzern eine jährliche Auszahlung,
deren Höhe davon abhängt, ob und in
welchem Ausmaß das Niveau und das
Wachstum des BIP bestimmte vorgegebene
Mindestwerte überschreitet. Zuletzt
lag die für eine Ausschüttung erforderliche
Mindestwachstumsrate bei
3,2 Prozent. Bei 3 Prozent gehen die
Anleger mithin leer aus, bei Überschreiten
der Wachstumsschwelle würden
sie im Dezember eine Prämie kassieren,
die rund 70 Prozent der Mitte
der Woche registrierten Kurse der Papiere
entspräche. Endgültige Angaben
werden erst im November vorliegen.
Argentiniens Wirtschaftsdaten galten
freilich seit Jahren als geschönt.
Der Internationale Währungsfonds
hatte Argentinien dafür im vergangenen
Jahr offiziell gerügt. Unabhängige
Ökonomen schätzten das BIP-Wachstum
2013 zuletzt auf 2,9 Prozent. Die
neue Wachstumsschätzung der Regierung
gilt darum als realistisch. Für die
Regierung ist das Eingeständnis des geringeren
Wachstums äußerst opportun.
Der um knappe Devisen ringende
Wirtschaftsminister spart im laufenden
Jahr Prämienzahlungen in Höhe
von mehr als 3 Milliarden Dollar.
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