Sanktionen gegen russische Banken: Angriff auf Putins Finanzzentrum
Mit der Bank Rossija ist erstmals ein russisches Unternehmen zum Ziel westlicher Sanktionen geworden. Das Finanzinstitut ist die Keimzelle des Systems Putin und wird von engen Vertrauten des Präsidenten kontrolliert. Seinen Ursprung hat das Netzwerk in einer Petersburger Datschen-Gemeinschaft.
Die Mitteilung klang empört: "Ohne Vorwarnung" hätten die amerikanischen Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard ihre Zahlungsdienste für Kunden der Bank Rossija eingestellt, meldet das russische Finanzinstitut an diesem Freitag auf seiner Internetseite. Man werde alle Anstrengungen unternehmen, um dem Ärger der Kunden zu begegnen. Ganz ähnlich klingt es auch bei der russischen SMP Bank: Auch sie teilte mit, dass ihre Kunden nicht mehr mit ihrer Visa- oder Mastercard zahlen könnten.
Die Aktionen der beiden amerikanischen Kreditkartenunternehmen sind keine offiziellen Sanktionen, doch sie folgten unmittelbar auf die Ankündigung der US-Regierung, die am Donnerstag 20 weitere Russen auf ihre Sanktionsliste gesetzt und das US-Vermögen der Rossija Bank eingefroren hatte.
Zum ersten Mal im Konflikt um die Halbinsel Krim sind russische Unternehmen direkt von den westlichen Sanktionen betroffen.
Die Aktion zielte auf das finanzielle Herz des Putin-Clans. Als dieses Herz gilt vor allem die Bank Rossija. Auf den ersten Blick scheint sie wenig bedeutend: In der Rangliste der größten Banken des Landes nimmt sie gerade mal den 15. Platz ein. Doch Rossija ist in Wahrheit deutlich mächtiger. Das Finanzinstitut ist eine der Keimzellen der "Kreml AG". Eines Systems, das sich dadurch auszeichnet, dass Putins Vertraute Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Medien kontrollieren.
Exklusive Datschen-Gemeinschaft bei St. Petersburg
Weitere Anteilseigner sind Nikolai Schamalov und Dimitri Gorelow, auch sie zählen zu Putins Freunden.
Gemeinsam hatten die Männer in den neunziger Jahren die Datschen-Gemeinschaft "Osero" ("See") in der Nähe von St. Petersburg gegründet.
Die Gemeinschaft der Luxusschrebergärten besteht laut Medienberichten noch immer. Dass dort keine ganz normalen Laubenpieper ihre Wochenenden verbringen, zeigt unter anderem der zugehörige Hubschrauberlandeplatz.
Kowaltschuks Rossija bekam 1991 Aufträge von der Stadt Sankt Petersburg. Es ging um "Stabilisierungsfonds" für die Metropole und die Werbung ausländischer Investoren. In der Stadtverwaltung betreute Putin das Projekt, der damals Vizebürgermeister war.
Putin macht sich über die Sanktionen lustig
Heute ist Rossija nicht mehr nur Bank, sondern Kern eines ganzen Firmengeflechts. So hält das Finanzhaus die Mehrheit am zweitgrößten russischen Versicherungskonzern Sogaz, der wiederum die Gazprom-Bank und die Gazprom-Media-Gruppe kontrolliert. Zu Letzterer gehören unter anderem die Kreml-treue Zeitung "Iswestija", die Fernsehsender NTW und TNT sowie der Radiosender Echo Moskaus.
Über seine nationale Mediengruppe hat sich Kowaltschuks Rossija-Konzern vor drei Jahren zudem den früher rebellischen Privatfernsehsender Ren-TV einverleibt. Die Redaktion gilt inzwischen als politisch gezähmt.
Kowaltschuk verhält sich wie ein Treuhänder des Kreml. Kritiker wie der ehemalige russische Vizepremier Boris Nemzow behaupten sogar, der Milliardär sei in Wahrheit nur ein Strohmann und der wahre Besitzer der Bank Rossija niemand anders als Putin persönlich.
Beweisen kann das freilich niemand. Der Kreml dementiert jede Verbindung zur Bank. Putin selbst erlaubte sich am Freitag sogar ein Späßchen auf Kosten der Amerikaner. "Soviel ich weiß, handelt es sich um so eine mittelgroße Bank", sagte er, als er auf die Sanktionen gegen Rossija angesprochen wurde. Aus Solidarität mit dem Geldhaus wolle er am Montag ein Konto dort eröffnen.
Ob er das auch bei der zweiten betroffenen Bank SMP vorhat, ist nicht überliefert. Sicher hätte Putin aber auch hier Chancen auf gute Konditionen: Die beiden Großaktionäre von SMP sind langjährige Judo-Partner des Präsidenten.
Die Sanktionen haben zwar Russland ein Stück weit isoliert, finanziell berührt wurde Russland aber eher durch den Ölpreisverfall als die sonstigen Sanktionsmassnahmen der EU.
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