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Donnerstag, 22. Januar 2015

Betroffen ist zum Beispiel Postfinance. Das Geldinstitut hat aktuell bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein Giroguthaben von knapp 40 Milliarden Franken. Nach den neuen Regeln will die SNB zwar nicht den ganzen Betrag verzinst haben, sondern nur den Anteil, der einen Freibetrag übersteigt. Bei Postfinance ist das weniger als 10 Prozent des ganzen Giroguthabens, also weniger als 4 Milliarden Franken. Die SNB begegnet mit dem Negativzins dem Aufwertungsdruck des Frankens.

Ab heute kassiert die Nationalbank Negativzinsen

Bei Banken mit grossen Giroguthaben geht es um Millionenbeträge. Sie werden ihrerseits die Grosskunden zur Kasse bitten.

Die Privatbanken fühlen sich vom neuen Regime der Nationalbank benachteiligt. Foto: Keystone
Die Privatbanken fühlen sich vom neuen Regime der Nationalbank benachteiligt. Foto: Keystone

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Betroffen ist zum Beispiel Postfinance. Das Geldinstitut hat aktuell bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein Giroguthaben von knapp 40 Milliarden Franken. Nach den neuen Regeln will die SNB zwar nicht den ganzen Betrag verzinst haben, sondern nur den Anteil, der einen Freibetrag übersteigt. Bei Postfinance ist das weniger als 10 Prozent des ganzen Giroguthabens, also weniger als 4 Milliarden Franken. Die SNB begegnet mit dem Negativzins dem Aufwertungsdruck des Frankens.
Bei den inländischen Banken beträgt der Freibetrag das Zwanzigfache der Mindestreserve, mindestens jedoch 10 Millionen Franken. Mindestreservepflichtig sind Banken, die in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein zugelassen sind. Man will damit eine minimale Nachfrage nach Notenbankgeld sicherstellen.
Ausländische Banken oder andere ­Finanzdienstleister, die nicht der Mindestreservepflicht unterstehen, haben tiefere Freibeträge. Für sie gilt der einheitliche Sockelbetrag von 10 Millionen Franken. Damit sind ausländische Banken mit Guthaben bei der SNB stärker von den Negativzinsen betroffen als inländische Banken. Viele Inlandsbanken bleiben mit ihren SNB-Guthaben unter der Freigrenze.
Kreditverbot als Handicap
Der Fall von Postfinance zeigt aber, dass auch Inlandsbanken von der Massnahme betroffen sind. Das Institut ist insofern ein Spezialfall, als es keine Kredite vergeben darf. Damit kann Postfinance Kundengelder nicht über Kreditvergaben in den Wirtschaftskreislauf umlenken, sondern hat nur die Möglichkeit, diese an den Finanzmärkten anzulegen. Da die Renditen dieser Anlagen aktuell sehr tief oder dann mit hohen Risiken verbunden sind, deponiert das Institut viel Geld bei der Nationalbank.
Wenn Postfinance ab heute knapp ­ 4 Milliarden Franken mit 0,75 Prozent verzinsen muss, fliessen so 30 Millionen Franken zur Nationalbank ab, welche das Geld als Ertrag in der eigenen Erfolgsrechnung verbucht. Wie hoch die gesamten Giroguthaben sind, welche die Freibeträge übersteigen und damit verzinst werden müssen, will die Nationalbank nicht offenlegen. Sprecher Walter Meier sagt nur, dass es sich um «beträchtliche Beträge» handelt.
Es ist nicht davon auszugehen, dass Postfinance die Zinsen zahlen und zur Tagesordnung übergehen wird. Sprecher Johannes Möri schliesst aber aus, dass man Geld von der Nationalbank abziehen und in risikoreiche Finanzanlagen umlagern werde: «Wir werden keine zusätzlichen, nicht kalkulierbaren Risiken eingehen, einzig um den Effekt der Negativzinsen abzuwenden.»
Der Sprecher sagt weiter, dass man aus heutiger Sicht die Negativzinsen weder an die Privatkunden noch an die meisten Geschäftskunden weitergeben wolle. Anders sieht es bei den grossen Geschäftskunden aus. Bei diesen beabsichtige man, einen Schwellenwert zu definieren und zu kommunizieren. Man behalte sich vor, den Betrag, der diesen Wert übersteige, mit einer Guthabengebühr oder anderen Massnahmen zu belegen. Noch sei allerdings nichts beschlossen. Zu den grossen Geschäftskunden zählen institutionelle Anleger wie Pensionskassen, aber auch andere Geschäftsbanken, die den Zahlungsverkehr über Postfinance abwickeln.
Lombard-Odier-Kunden zahlen
Bei der Genfer Privatbank Lombard Odier sind die Entscheide bereits gefallen. Kundengelder über 100'000 Franken werden ab heute mit Negativzinsen belastet. Die Privatbanken fühlen sich vom neuen Regime der Nationalbank benachteiligt. SNB-Sprecher Walter Meier sagt dazu: «Die Regeln sind für alle Schweizer Banken gleich.» Das Geschäftsmodell der Vermögensverwalter hat allerdings geringere Mindestreserven zur Folge und damit tiefere Freibeträge, die nicht verzinst werden müssen.
(Tages-Anzeiger)
(Erstellt: 21.01.2015, 20:02 Uhr)

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