Wir treffen uns kurz nach der Griechenland-Wahl, deren Ausgang die europäischen Aktienmärkte überraschend kalt lässt. Die Lage ist heute eine ganz andere als noch vor zwei Jahren, sind Stefan van Geyt und Robert Greil überzeugt. Kein Wunder, hat doch Mario Draghi gerade erst seine Wunderwaffe ausgepackt. Was Greil, Chefstratege bei Merck Finck, und van Geyt, Chief Investment Officer der KBL European Private Bankers, die über Merck Finck ihre Private-Banking-Dienstleistungen anbieten, Anleger jetzt raten und wo gerade konservative Anleger jetzt noch Rendite finden.
Die linke Syriza-Partei hat wie befürchtet die Wahl in Griechenland gewonnen, doch der Dax zeigte sich unbeeindruckt? Überrascht Sie das?
Stefan van Geyt: Die Marktreaktion war in der Tat recht ruhig. Das liegt aber auch daran, dass die Märkte sich lange auf einen Sieg der Syriza-Partei vorbereiten konnten. Dass sie gewinnt, war angesichts der Umfragen klar. Die Frage war lediglich, ob sie alleine regieren kann oder einen Partner braucht.
Vor zwei Jahren haben die Märkte deutlich sensibler auf Nachrichten geschweige denn so gewichtige Entscheidungen wie Wahlergebnisse reagiert ...
Van Geyt: Vor zwei Jahren standen wir, neben Griechenland, noch vor weiteren Herausforderungen: Die Lage war insgesamt sehr angespannt – gerade hinsichtlich Ländern wie Italien und Spanien.
Van Geyt: Vor zwei Jahren standen wir, neben Griechenland, noch vor weiteren Herausforderungen: Die Lage war insgesamt sehr angespannt – gerade hinsichtlich Ländern wie Italien und Spanien.
Das Dilemma Griechenlands in Zahlen und Fakten
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit liegt bei 25,5 Prozent. Bei den unter 25-Jährigen ist sogar fast jeder zweite ohne Job. Nach jüngsten Erhebungen liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 48,4 Prozent.Staatsschulden
Einkommen
Öffentlicher Dienst
Wirtschaftswachstum
Und das ist heute anders?
Van Geyt: Heute ist Griechenland ein Einzelfall. Speziell Spanien, aber auch Italien geht es wieder sehr viel besser, was schon an den Kursen der Staatsanleihen abzulesen ist.
Van Geyt: Heute ist Griechenland ein Einzelfall. Speziell Spanien, aber auch Italien geht es wieder sehr viel besser, was schon an den Kursen der Staatsanleihen abzulesen ist.
Robert Greil: Die Ansteckungsgefahr ist nicht mehr vergleichbar mit der damaligen Situation. Dass die Märkte bisher kaum auf die Griechenland-Wahl reagieren, liegt auch am Anleihekaufprogramm der EZB, das aggressiver als erwartet ausgefallen ist. Hier sehen wir gerade erst die Ankündigungseffekte. Die eigentlichen Liquiditätseffekte der Ausweitung beginnen erst im März, wenn die EZB tatsächlich auch Staatanleihen kauft.
Ist es mittlerweile egal, ob es den Griechen mehr oder weniger schlecht geht?
Van Geyt: Nein, soweit würde ich nicht gehen. Man muss aber sehen, dass es in den vergangenen fünf Jahren große Sparanstrengungen und Fortschritte gab.
Van Geyt: Nein, soweit würde ich nicht gehen. Man muss aber sehen, dass es in den vergangenen fünf Jahren große Sparanstrengungen und Fortschritte gab.
Die neue Regierung in Athen könnte aber mit ihrem Anti-Euro- und Anti-Spar-Kurs einiges kaputtmachen ...
Van Geyt: Ich bin da weniger pessimistisch. Das Ganze dürfte in einem demokratischen Prozess ablaufen. Es wird verhandelt werden – und nicht alles einfach aufgekündigt.
Van Geyt: Ich bin da weniger pessimistisch. Das Ganze dürfte in einem demokratischen Prozess ablaufen. Es wird verhandelt werden – und nicht alles einfach aufgekündigt.
Greil: In den kommenden Wochen ist mit einigen Gerüchten und Spekulationen hinsichtlich der anstehenden Verhandlungen Griechenlands mit der Troika zu rechnen, worauf die Märkte durchaus nervös reagieren könnten. Aus meiner Sicht wird es aber am ehesten auf einen Kompromiss mit den Griechen hinauslaufen, da für beide Seiten viel auf dem Spiel steht.
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