WährungsgeschäfteDrogerieunternehmer Müller verspekuliert sich
Die Drogeriemarktkette Müller wirtschaftet erfolgreich. Doch Firmengründer Erwin Müller hat mit hochriskanten Wetten mehr Geld verspielt als seine 720 Filialen in Europa im Jahr verdienen.
27.01.2015, von BERND FREYTAG
Manches an dem gelernten Friseurmeister und Drogeriemarkt-Pionier Erwin Müller erinnert an den verstorbenen Unternehmer Adolf Merckle. Verschlossen, bärbeißig und vom Erfolg getrieben, haben beide vom Fuße der Schwäbischen Alb aus zwei Vorzeigekonzerne geschaffen. Selbst als sie sich längst zur Ruhe hätten setzen können, hat sie der Hunger auf Erfolg nicht losgelassen. Mehr noch: Die Aussicht auf noch mehr Gewinn ließ am Ende jede unternehmerische Vernunft vergessen. Im Fall von Adolf Merckle endete die missglückte Spekulation auf Volkswagen-Aktien tragisch. Merckle nahm sich vor sechs Jahren das Leben, ein Teil seines Lebenswerkes – der Pharmahersteller Ratiopharm – musste verkauft werden.
Die Situation von Erwin Müller ist anders, weder aussichtslos noch existenzgefährdend. Und doch hat auch der 82 Jahre alte Unternehmer mit hochriskanten Wetten mehr Geld verspielt als seine 720 Filialen in Europa im Jahr verdienen: Fast 225 Millionen Euro „Drohverluste für Währungsrückstellungen“ stehen im Konzernabschluss der Müller Holding Ltd. & Co. KG für das Geschäftsjahr 2013/14. Müller hat mit „Cross Currency Swaps“ auf eine Schwächung des Franken gesetzt. Aber die Schweizer Währung ist bärenstark und seitdem die Notenbank Mitte Januar die Bindung an den Euro aufgehoben hat, ist sie noch stärker geworden.
Operativ wirtschaftet Müller erfolgreich: 3,3 Milliarden Euro Umsatz und 124 Millionen Euro Überschuss standen im Vorjahr zu Buche. Aber die Aufwertung des Franken haben schon jetzt Spuren in der Bilanz hinterlassen und sie werden es weiter tun, weil sie Müller und seine Strategen auf dem falschen Fuß erwischt. „Die Geschäftsführung geht langfristig von einer Erholung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken aus“, heißt es noch im Geschäftsbericht – eine herbe Fehleinschätzung.
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Schon in der im November veröffentlichten Bilanz 2013/14 ist mehr als die Hälfte des Kassenbestands von 438 Millionen Euro „verfügungsbeschränkt“, wie es im Wirtschaftsprüferdeutsch heißt. Das Geld ist also blockiert, um Währungsverluste auszugleichen, Müller kann darauf nicht zurückgreifen. Ob der Unternehmer die gesamten Frankenspekulationen abgeschrieben hat – im Geschäftsbericht wird der Komplettausstieg für einen Kurs von 1,19 Franken je Euro angekündigt, der ist längst unterschritten – kommentierte das Unternehmen bislang nicht. In der Bilanz heißt es: Selbst in solch einem Fall seien die Währungsrisiken durch Barmittel komplett abgedeckt.
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