FrankfurtDer radikale Kurswechsel der neuen Regierung in Athen hat am Mittwoch Panikverkäufe an den griechischen Börsen ausgelöst. Der frisch gekürte Ministerpräsident Alexis Tsipras zerstörte die Hoffnungen der Börsianer auf einen Einstieg privater Investoren bei Staatskonzernen und schürte die Angst, dass die internationalen Partner den Geldhahn zudrehen könnten.
Der griechische Aktienindex stürzte daraufhin um rund acht Prozent bis auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 716 Punkten ab. Das war der größte Kursrutsch seit dem endgültigen Scheitern der griechischen Präsidentenwahl Ende Dezember.
Besonders dramatisch fiel der Wertverlust bei Finanztiteln aus: Der griechische Bankenindex brach um fast 25 Prozent ein und damit so stark wie noch nie. Die Marktkapitalisierung der dort gelisteten größten Banken des Landes schrumpfte auf zusammengerechnet rund elf Milliarden Euro zusammen. Damit sind sie momentan an der Börse weniger wert als dieCommerzbank alleine.
Die nächsten Etappen nach der Wahl in Griechenland
Tsipras' Versprechen
In der Nacht nach seinem Wahlsieg hat Alexis Tsipras den Griechen ein Ende des „desaströsen“ Sparkurses versprochen. Aber kann der neue starke Mann sein Versprechen umsetzen? Fragen und Antworten zu den nächsten Etappen in Athen und Brüssel.Wer regiert in Athen?
Kann Tsipras auf dem Weg an die Macht noch stolpern?
Will Tsipras zurück zur Drachme?
Kann Athen den Sparkurs einfach aufkündigen?
Ist eine „Stunde der Wahrheit“ absehbar?
Wann reist Tsipras erstmals nach Brüssel?
Investoren stellten sich auf das Schlimmste für den Sektor ein, erläuterte OTAS-Analyst Simon Maughan. Das wäre, wenn die Europäische Zentralbank die von den Banken gehaltenen Wertpapiere nicht mehr als Sicherheiten für Kredite akzeptieren würde. Damit würde ihnen der Geldhahn zugedreht. „Und eine Bank ohne Geld ist keine Bank.“ Im Markt herrschten panikartige Zustände. „Viele Investoren wollen raus, um jeden Preis.“
Die Aktien von PPC brachen um rund 17 Prozent ein, nachdem die geplante Privatisierung des Energiekonzerns gestoppt wurde. Auch der geplante Verkauf des Hafens von Piräus wurde auf Eis gelegt - die Papiere verloren mehr als zehn Prozent. Sie waren mit 9,67 Euro so billig wie zuletzt im August 2012. Der neue Kurs Athens könnte auch die Pläne des Flughafenbetreibers Fraport durchkreuzen, der 14 griechische Regionalflughäfen übernehmen will. Der Deal soll eigentlich bis Herbst abgeschlossen sein.
Die Privatisierung von Staatseigentum gehört zu den Auflagen der internationalen Geldgeber im Gegenzug für die Finanzhilfen an das hoch verschuldete Land. Das Linksbündnis Syriza führt seit der Parlamentswahl am Sonntag die Regierung. Tsipras hat eine radikale Abkehr von der Sparpolitik angekündigt und will über die Auflagen neu verhandeln.
Griechische Staatsanleihen warfen Investoren ebenfalls in hohem Bogen aus ihren Depots. Das trieb die Rendite der zehnjährigen Papiere über die psychologisch wichtige Marke von zehn Prozent.
http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/marktberichte/tsipras-laesst-kurse-abschmieren-panikverkaeufe-in-athen/11293308.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen