Machtwechsel in AthenDeutsche Banken haben mehr als 20 Milliarden in Griechenland
Forderungen über 23,5 Milliarden Euro haben deutsche Banken gegenüber griechischen Schuldnern. Dazu kommt ein Unternehmen aus der Realwirtschaft.
26.01.2015
© OBSVon allen deutschen Banken hat die staatliche KfW am meisten Forderungen gegenüber griechischen Schuldnern.
Jetzt hat in Griechenland das Linksbündnis des Alexis Tsipras die Macht erobert und offenbar steht sogar schon fest, mit wem er künftig regiert: mit den Rechtspopulisten der „Unabhängigen Griechen“. Nach Ansicht vieler Beobachter ist das eines der für die wirtschaftliche Zukunft des Landes schlechtesten Ergebnisse. Deshalb fällt der deutsche Blick nicht nur nach Athen, sondern auch auf Unternehmen, die in Griechenland engagiert sind. Dabei handelt es sich vor allem um Banken.
Im vergangenen September hatten Deutschlands Geldhäuser in Griechenland insgesamt knapp 23,5 Milliarden Euro im Feuer. Das geht aus Daten des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) hervor; neuere Zahlen gibt es nicht. Davon entfallen rund 4,6 Milliarden Euro auf griechische Banken und 3,6 Milliarden Euro auf Unternehmen und Privatpersonen. Der größte Teil, gut 15 Milliarden Euro , sind Forderungen gegenüber öffentlichen Haushalten, die wiederum beinahe ausschließlich von der staatlichen Förderbank KfW gehalten werden. Dabei handelte es sich um Kredite der KfW aus dem ersten Hilfspaket für Griechenland, für die der Bund in voller Höhe bürgt.
Deutsche Telekom engagiert
Die Deutsche Bank war nach eigenen Angaben in Griechenland zuletzt noch mit knapp 300 Millionen Euro engagiert, die Commerzbank mit knapp 400 Millionen Euro. Nach einer Studie der amerikanischen Großbank JP Morgan sind die hiesigen Geldhäuser damit neben den französischen Banken zwar die größten Gläubiger. Trotzdem gaben die Analysten Entwarnung: Bei einem Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone ( „Grexit“) seien die Folgen für die Finanzinstitute angesichts der geringen Summen begrenzt, schrieb Bankenfachmann Kian Abouhossein unlängst.
Ein „Grexit“ gilt indes ohnehin als nicht sehr wahrscheinlich, zumindest kurz- und mittelfristig. Der Wahlsieger und designierte Regierungschef Alexis Tsipras hatte vor der Wahl angekündigt, dass Griechenland im Euro bleiben soll. Die überwältigende Mehrheit der Griechen will ohnehin die Gemeinschaftswährung behalten, geht aus Umfragen hervor. Tsipras will vereinbarte Reform-Auflagen kippen und einen weiteren Schulden-Nachlass.
Für den deutschen Bankenverband erklärte am Montag Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer, es sei „eine Illusion“ anzunehmen, ein neuerlicher Schuldenschnitt sei der Königsweg. „Im Gegenteil: Ohne eine konsequente Reformpolitik steht Griechenland nach einer kurzen Verschnaufpause in wenigen Jahren wieder vor der gleichen schwierigen Lage.“ Ähnlich kritisch äußerte sich Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). „Zu einer Umschuldung der griechischen Staatsschuld besteht aufgrund der sehr günstigen Kreditkonditionen ohnehin kein Anlass“, erklärte er.
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Als einziges größeres deutsches Unternehmen aus der Realwirtschaft ist noch die Deutsche Telekom in Griechenland engagiert: Sie kontrolliert mit OTE den größten Telefonkonzern im Land. Die Bonner waren im Jahr 2008 eingestiegen und haben für 4,2 Milliarden Euro einen Anteil von 40 Prozent aufgebaut. Über OTE wollte die Telekom am damals starken Wachstum der Länder Südosteuropas teilhaben - die Griechen sind auch in Rumänien und Albanien aktiv.
Aufgegangen sind die Pläne wegen der schweren Wirtschaftskrise in der Region nicht. Bislang mussten die Bonner 2,6 Milliarden Euro auf OTE abschreiben. Nicht nur die tiefe Rezession, sondern auch die harte Regulierung und die hohen Löhne bei OTE sorgen dafür, dass die Firma lange Zeit eine der größten Baustellen im Konzern war. Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt: OTE hat nach einer Rosskur die Gehälter deutlich gesenkt und durch den Verkauf von Tochter-Unternehmen den Schuldenberg verkleinert. „OTE ist für die nächsten Jahre durchfinanziert“, sagte ein Telekom-Sprecher.
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