Klimakiller TeersandUmstrittene Öl-Pipeline entzweit Amerika
Der Teersand, aus dem die Pipeline gespeist werden soll, gilt als größter Klimakiller. Der amerikanische Senat hat die hochumstrittene Öl-Projekt Keystone IV dennoch beschlossen. Umwelt- und Klimaschützer sind aufgebracht.
30.01.2015, von WINAND VON PETERSDORFF, WASHINGTON
Deutschland hat seine Northstream-Pipeline, die russisches Gas nach Deutschland bringt. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sie auf den Weg gebracht. Unumstritten war sie nie, doch die Auseinandersetzungen sind ein laues Lüftchen im Vergleich zu der Medienschlacht um die Keystone-Pipeline IV in den Vereinigten Staaten. Im Grunde ist das nur ein Rohrsystem, das Öl aus den Teersandvorkommen im kanadischen Alberta nach Nebraska bringt. Von dort aus befördert sie dann über ein schon bestehendes Pipeline-System das Material zu Raffinerien nach Texas. Der Senat hat die Pipeline jetzt mit 62 von 100 Stimmen beschlossen.
Keystone ist inzwischen ein politisches Symbol geworden. Wer dagegen ist, stellt Umwelt- und Klimaschutz über Jobs und macht sich zudem verdächtig, ein Schreibtisch-Intellektueller von der Ost- oder Westküste zu sein, dem die Lebenswirklichkeit der Menschen im Herzen Amerikas fremd geworden ist. Wer dafür ist, wird als rückständig eingestuft, als unfähig, das große Bild zu erkennen und wissenschaftliche Realitäten wie den von Menschen gemachten Klimawandel zu akzeptieren.
Die Abstimmung im Senat ist nicht das Ende der Geschichte. Der amerikanische Präsident hat ein Vetorecht, das nur außer Kraft gesetzt worden wäre, wenn der Senat mit 67 Stimmen, also mehr als zwei Dritteln, für das Gesetz gestimmt hätte. Vorher hatte schon das Repräsentantenhaus für ein entsprechendes Gesetz votiert, ohne eine vetofeste Mehrheit zu erreichen.
Barack Obama gilt als Gegner des Projekts, wie viele andere Demokraten in beiden Häusern des Parlaments. Die sind allerdings kleinlaut geworden. In den November-Wahlen war Keystone eines der großen Themen. Der große Erfolg der Republikaner sowohl bei Gouverneurswahlen als auch bei den Parlamentswahlen zeigt wie die Stimmung im Land ist. Denn Republikaner sind zumeist für die Röhre.
Barack Obama gilt als Gegner des Projekts, wie viele andere Demokraten in beiden Häusern des Parlaments. Die sind allerdings kleinlaut geworden. In den November-Wahlen war Keystone eines der großen Themen. Der große Erfolg der Republikaner sowohl bei Gouverneurswahlen als auch bei den Parlamentswahlen zeigt wie die Stimmung im Land ist. Denn Republikaner sind zumeist für die Röhre.
Mehr zum Thema
Obama sieht vor allem seinen Ruf als Umweltschützer gefährdet, sollte er die Pipeline durchwinken. Die kanadischen Teersand-Vorkommen, aus denen die Pipeline vor allem gespeist werden soll, gelten als größter Klimakiller unter den fossilen Brennstoffen. Naturschützer bringen zudem vor, die Pipeline führe durch riesige Süßwasservorkommen, von denen nicht nur zwei Millionen Menschen abhingen, sondern auch die Landwirtschaft. Ein Leck in der Pipeline könnte unabsehbare Folgen haben. Allerdings führen schon lange Pipelines durch Wassergebiete.
Die Befürworter der Pipeline argumentieren nicht nur mit Arbeitsplätzen, sie stellen auch heraus, dass sich Amerika mit der Röhre unabhängiger macht von Öllieferungen aus Schurkenstaaten. Ein weiteres Argument ist, dass Keystone IV die sinnvolle Ergänzung zum schon fertiggestellten Keystone-Röhrensystem ist. Und schließlich gibt es sogar ein paar pragmatische Naturschützer, die Keystone etwas abgewinnen können: Die Alternative könnte noch dreckiger sein. Denn ohne Pipeline würde das Öl mit Schwerlastern und Eisenbahn durch die Prärie kutschiert.
Der Kampf geht weiter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen