Nach Franken-SchockSchweizer Notenbank greift weiter ein
Anleger schaffen ihr Geld weiter in die Schweiz. Daran ändern auch die Strafzinsen der Notenbank nichts. Obwohl sie den Euro-Mindestkurs aufgegeben hat, interveniert sie wohl weiter.
26.01.2015
Internationale Anleger „bringen“ weiter Geld in die Schweiz. In der vergangenen Woche tauschten Ausländer abermals Milliardenbeträge in Franken, obwohl sie für die Währung nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses deutlich mehr zahlen müssen. Zudem müssen sie mit Strafzinsen auf ihr Vermögen rechnen, das sie in der Schweiz parken.
Wenn Euro und Dollar in Franken getauscht werden, landet das Geld auf den Konten der Banken bei der Schweizer Nationalbank. Die Guthaben dort stiegen in der vergangenen Woche sprunghaft um 26 Milliarden auf 365 Milliarden Franken, wie die Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Montag mitteilte.
Die EZB macht Druck
Der jüngste Anstieg, der höchste in einer Woche seit März 2013, sei ein sehr starker Hinweise dafür, dass die SNB auch nach der Aufhebung des Mindestkurses weiterhin im Markt interveniert, erklärte ein Devisenexperte der Credit Suisse. Die Währungshüter wollen eine noch stärkere Aufwertung des Frankens verhindern, die Schweizer Güter im Ausland verteuert und Industrie und dem Tourismus-Gewerbe das Leben schwermacht.
Am 15. Januar schaffte die SNB den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro ab und hörte auf bei dieser Kursmarke Euro zu kaufen. Die Gemeinschaftswährung fiel daraufhin innerhalb von Minuten unter einen Franken, wo sie auch zuletzt mit 0,99 Franken gehandelt wurde. Zugleich erhöhte die SNB den ab dem 22. Januar geltenden Negativzins auf Einlagen der Banken auf 0,75 Prozent von zuvor angekündigten 0,25 Prozent - am selben Tag hatte die Europäische Zentralbank ihr Staatsanleihe-Kaufprogramm verkündet. Zugleich sagte Notenbankchef Thomas Jordan aber auch, dass die SNB weiter Devisenmarkt-Eingriffe unternehmen könne, wenn die Umstände dies erforderten.
Die eidgenössischen Währungshüter hoffen, dass große internationale Anleger wie etwa Hedgefonds deshalb ihr Geld nicht mehr in Franken sondern etwa in den Vereinigten Staaten anlegen. Eine Reihe von Geschäftsbanken kündigte an, die Negativzinsen an Großkunden weiterzugeben.
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Angesichts der möglichen Unsicherheit durch die Wahl in Griechenland und des den Euro-Kurs eher unter Druck setzenden QE-Programms der EZB sei ein Negativzins von 0,75 Prozent ein akzeptabler Preis für die Sicherheit, die der Franken bietet, erklärte ein Devisen-Analyst des Brokers Swissquote. Auch dass Anleger für einen Euro nur noch knapp einen Franken erhalten und nicht mehr 1,20 Franken, schreckte nicht ab.
Wenn die Euro-Untergrenze nicht aufgehoben worden wäre, hätte die SNB nach eigener Schätzung allein im Januar Devisen im Gegenwert von 100 Milliarden Franken kaufen müssen. Bereits jetzt betragen die Devisenreserven mit 500 Milliarden Franken rund 85 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts. Entsprechend ist auch die Franken-Geldmenge gestiegen, die sich später als Nährboden einer kräftigen Teuerung erweisen könnte.
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