Wahl in GriechenlandPrognosen: Klarer Sieg für Linksbündnis Syriza
Bei der Parlamentswahl in Griechenland ist das Linksbündnis Syriza von Alexis Tsipras nach ersten Prognosen klar stärkste Kraft geworden. Sie erhielt offenbar mindestens 33,5 Prozent der Stimmen. Erringt Tsipras die absolute Mehrheit?
25.01.2015, von MICHAEL MARTENS, ATHEN
Bei der griechischen Parlamentswahl am Sonntag haben Nachwahlbefragungen des Athener Umfrageinstituts „Kapa Research“ einen deutlichen Sieg von Oppositionsführer Alexis Tsipras mit seinem „Bündnis der radikalen Linken“ (Syriza) angedeutet.
Demnach lag Syriza bei Schließung der Wahllokale um 19.00 Uhr griechischer Zeit mit mindestens 33,5 Prozent der Stimmen klar vor der konservativen „Nea Dimokratia“ von Ministerpräsident Antonis Samaras, die mit höchstens 28 Prozent der Stimmen rechnen konnte. Unklar blieb zunächst, ob Syriza sogar die absolute Mehrheit der 300 Sitze im griechischen Parlament gewinnen konnte.
© F.A.Z.Bilderstrecke
Das griechische Wahlrecht sieht für die Partei mit den meisten Stimmen einen „Bonus“ von 50 Sitzen vor. Je nach Zahl der Parteien, denen der Sprung über die Dreiprozenthürde zum Einzug in das Parlament gelingt, kann dem Wahlsieger deshalb schon ein Zuspruch von etwa 36 Prozent der Wähler genügen, um nicht auf einen Koalitionspartner angewiesen zu sein. Da aber auch die rechtspopulistischen „Unabhängigen Griechen“, deren Einzug in das Parlament laut Umfragen bis zuletzt unsicher war, offenbar mit einem Überwinden der Sperrklausel rechnen konnten, stünde Tsipras bei einem Verfehlen der absoluten Mehrheit sein bevorzugter Koalitionspartner zur Verfügung. Ideologisch stehen sich Syriza und die „Unabhängigen Griechen“ fern, geeint sind sie aber in ihrer Ablehnung der Sparpolitik sowie in der Haltung, Deutschland für Griechenlands Misere verantwortlich zu machen.
Pasok mit schwächstem Ergebnis ihrer Geschichte
Auch die rechtsextreme „Goldene Morgenröte“ konnte mit dem Einzug in das Parlament rechnen, womöglich gar als drittstärkste Kraft. Die 2014 gegründete, sozialliberale Partei „To Potami“ (Der Fluss) zog nach vorläufigen Ergebnissen ebenfalls in das Parlament ein. Ihre Wähler hatten die gemäßigte Partei in der Hoffnung unterstützt, sie könne als Mehrheitsbeschafferin Syriza einhegen. Sollten die „Unabhängigen Griechen“ aber tatsächlich im Parlament vertreten sein, entfiele die Bedeutung von „To Potami“ als Juniorpartnerin für Syriza.
Die Panhellenische Sozialistische Bewegung (Pasok), die einzige politische Kraft, die seit dem Ausbruch der Krise 2009 durchgängig an allen gewählten Regierungen beteiligt war, konnte offenbar ebenfalls wieder in das Parlament einziehen, wenn auch mit dem schwächsten Ergebnis ihrer Geschichte. Die Pasok war zu Jahresbeginn zusätzlich geschwächt worden, da ihr ehemaliger Vorsitzender Giorgos Papandreou eine eigene Partei gegründet hatte.
Am Sonntag sah es zunächst so aus, als werde Papandreous „Bewegung demokratischer Sozialisten“ den Einzug in das Parlament verfehlen. Da jedoch die Ergebnisse von der Insel Kreta noch nicht vorlagen, wo Papandreou weiterhin überdurchschnittlich beliebt ist, machte sich der ehemalige Ministerpräsident noch Hoffnungen auf eine parlamentarische Zukunft.
Mehr zum Thema
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen