Matthieu PigasseDieser Banker berät Griechenland
Die neue griechische Regierung engagiert Investmentbanker für das Schuldenproblem. Ein maßgeblicher Mann heißt Matthieu Pigasse – er beriet Athen schon einmal. Und hat viel Einfluss in Frankreich.
01.02.2015, von CHRISTIAN SCHUBERT UND ALEXANDER ARMBRUSTER
© REUTERSMatthieu Pigasse arbeitet seit Jahren für Griechenland - für die Regierung und für den Banken-Restrukturierungsfonds.
Die neue griechische Regierung holt sich Hilfe von Investmentbankern, um die Schulden des Landes in den Griff zu bekommen. Engagiert hat sie Fachleute des amerikanischen Geldhauses Lazard, das auch eine große Dependance in Frankreich betreibt. Der entscheidende Mann dürfte dabei wahrscheinlich auch ein Franzose sein: Matthieu Pigasse, Generaldirektor von Lazard France. Der 47 Jahre alte Bankmanager war schon zwischen den Jahren 2010 und 2012 einer der privilegierten Berater der griechischen Regierung, heute arbeitet er etwa auch für den griechischen Banken-Restrukturierungsfonds.
Autor: Christian Schubert, Jahrgang 1964, Wirtschaftskorrespondent in Paris. Autor: Alexander Armbruster, Jahrgang 1982, Redakteur in der Wirtschaft.
Als Privatmann hat er die Millionen, die er verdient hat, vor allem in der Medienbranche angelegt. So ist er einer der drei Großaktionäre der französischen Tageszeitung „Le Monde“, außerdem ist er am französischen Ableger der „Huffington Post“ und am französischen Magazin „Les Inrockuptibles“ beteiligt. Pigasse steht der sozialistischen Regierung nahe, früher beriet er den ehemaligen französischen Finanzminister Dominique Strauss-Kahn sowie die zeitweilige Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal, die frühere Lebensgefährtin von Präsident François Hollande.
Spanien und Portugal lehnen Schuldenschnitt ab
Im französischen Radio legte Pigasse auch schon einmal dar, wie sich Lazard eine abermalige Schuldenerleichterung für Griechenland vorstellen könnte. Mehr als 250 der 320 Milliarden Euro umfassenden griechischen Staatsschulden befinden sich nach dem im Jahr 2012 erfolgten Schuldenschnitt und als Folge der Hilfsprogramme in öffentlichen Händen. Würde man diesen Teil um 100 Milliarden Euro zurückführen, erreichte Griechenland einen „akzeptablen Schuldenstand“, sagte Pigasse. Die Staatsschuldenquote fiele dadurch auf ein Niveau zwischen 100 und 120 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes.
Lazard-Banker Pigasse hält aber auch andere Wege für möglich - etwa eine abermalige Verlängerung der Laufzeiten der Schulden oder noch geringere Zinsen. Im Radio berichtete Pigasse auch, dass Lazard durch sein erstes Beratungsmandat für Griechenland rund 20 Millionen Euro verdient habe. Außerdem griff er den Investmentbank-Konkurrenten Goldman Sachs an, der Griechenland ebenfalls beriet – wegen Interessenkonflikten: „Sie haben hier einen Finanzanbieter, der gleichzeitig die französische Regierung beraten hat, Anlage-Empfehlungen aussprach, im Eigenhandel eigene Positionen einging, im Auftrag für Dritte investierte und zudem Griechenland auch noch Kredite erteilte.“
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Bisher steht Griechenland mit seinem Wunsch, abermals die Schuldenlast zu verringern, allerdings ziemlich alleine. Nicht nur die deutsche Bundesregierung lehnt einen Schuldenschnitt ab, scharfe Kritik kam auch von Seiten der spanischen und der portugiesischen Regierung. Portugals Ministerpräsident Pedro Passos Coelho sagte vor dem Parlament in Lissabon: „Das ist keine Perspektive, welche die Länder begeistert, die ihre Probleme lösen konnten.“
Auch der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras und sein Finanzminister Gianis Varoufakis äußerten sich an diesem Wochenende merklich konstruktiver als an den Tagen zuvor. Tsipras sagte, er fühle sich dem Mandat der griechischen Bevölkerung verpflichtet, die bisherige Sparpolitik durch eine Wachstumspolitik zu ersetzen. Dies habe jedoch „keineswegs zur Folge, dass wir unseren Verpflichtungen gegenüber der Europäischen Zentralbank oder dem Internationalen Währungsfonds nicht nachkommen werden“.
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