GriechenlandEx-Finanzminister vor Gericht
Der frühere griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou soll Namen von Verwandten aus einer Liste von Steuersündern gelöscht haben, bevor er sie an die Steuerfahndung weitergeleitet hat.
25.02.2015
In Griechenland muss sich der frühere sozialistische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou wegen Amtsmissbrauchs und Urkundenfälschung vor Gericht verantworten. Der Prozess begann am Mittwoch vor einem Sondergericht in Athen, wie das staatliche Fernsehen (NERIT) berichtete.
Papakonstantinou soll 2010 aus einer Datei mit Namen möglicher griechischer Steuersünder die Namen von drei Verwandten gelöscht haben, bevor er sie an die Steuerfahndung weiterleitete. Der Ex-Finanzminister bestreitet die Vorwürfe, er sieht sich selbst als Opfer einer Kampagne. Ihm droht bei einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe.
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Hintergrund des Prozesses ist die sogenannte „Lagarde-Liste“ mit den Namen zahlreicher Griechen, die Konten mit großen Vermögen im Ausland hatten. Die Liste mit über 2000 griechischen Kontoinhabern bei der Bankengruppe HSBC in der Schweiz, wurde im Jahr 2010 von der damaligen französischen Finanzministerin Christine Lagarde an ihren griechischen Amtskollegen Giorgos Papaconstantinou zur Prüfung übergeben.
Die griechische Steuerfahndung hatte von der Datei dann zunächst keinen Gebrauch, weil sie nicht aus legalen Quellen stammte. Die Liste verschwand zunächst im Labyrinth der Bürokratie in Athen. Der Verdacht, dass Papakonstantinou Namen von der Liste gestrichen hat, kam bereits im Jahr 2012 auf. Im vergangenen Jahr haben die griechischen Steuerbehörden dann mitgeteilt, sie habe auf Grundlage der Liste gegen Hunderte Steuersünder Strafen und Nachzahlungen von insgesamt 215 Millionen Euro verhängt.
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