Neue Steuer-CDEs geht um unzählige Milliarden
Wieder hat Nordrhein-Westfalen eine Steuer-CD mit Bankdaten gekauft. Der Datensatz ist für die Fahnder offenbar so wertvoll, dass das Land dafür so viel Geld wie nie zuvor bezahlt haben soll. Im Visier sind wohl mehrere Banken.
31.10.2015
Im Kampf gegen Steuerhinterziehung hat Nordrhein-Westfalen für einen neuen Datensatz mit Geschäften mehrerer Institute offenbar so viel Geld wie nie zuvor gezahlt. Nach einem Bericht des „Spiegel“ ist es mit einem Preis von fünf Millionen Euro der bislang teuerste Ankauf einer Steuer-CD. Nach Informationen der dpa handelt es sich um Daten mehrerer Institute und Finanzdienstleister. Es gehe um ein Handelsvolumen von rund 70 Milliarden Euro, bei dem der Staat um Kapitalertragsteuer betrogen worden sei.
Die Ermittlungen gegen Kunden und Mitarbeiter seien bereits angelaufen, berichtet wiederum der „Spiegel“. Unter anderem soll eine Luxemburger Bank im Visier sein, die auch Filialen an der deutschen Grenze unterhält. Kommende Woche solle es Durchsuchungen geben. Geleitet werde die Aktion durch die erfahrene Wuppertaler Steuerfahndung in Zusammenarbeit mit der Kölner Staatsanwaltschaft. Auf der Steuer-CD sollen mehr als 50.000 Vorgänge und Hinweise auf Geschäftspraktiken gespeichert sein.
Angeblich fahnden die Ermittler nach sogenannten „Cum-Ex-Geschäften“. Dabei geht es um den schnellen Kauf und Verkauf von Aktien - mithilfe entsprechender hochkomplexen Geschäfte kann sich ein Anleger ungerechtfertigt Kapitalertragsteuer erstatten lassen.
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Das nordrhein-westfälische Finanzministerium wollte den neuerlichen Ankauf einer Steuer-CD konkret nicht kommentieren. Das Land erhalte „weiterhin viele Datenangebote“, prüfe diese auf ihre „Werthaltigkeit“ und entscheide dann über einen Ankauf, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. „Das ist für uns weiterhin laufendes Geschäft.“
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Ein Blick hinter die Kulissen
Der Datenträger ist die inzwischen neunte Steuer-CD, die von der Landesregierung seit dem Jahr 2010 angekauft wurde. Das macht sich offenbar bezahlt. Infolge der CD-Ankäufe und der dadurch ausgelösten Steuernachzahlungen und Geldbußen nahm Nordrhein-Westfalen nach Angaben seines Finanzministeriums mehr als 1,8 Milliarden Euro ein (Stand: Juni 2015). Seit Frühjahr 2010 gingen bei der Finanzverwaltung NRW rund 22.300 Selbstanzeigen (Stand: 1. Oktober 2015) ein.
Grüne finden CD-Kauf richtig
NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) hatte angesichts der vermehrten CD-Ankäufe Selbstanzeigen empfohlen. „Allen Steuerhinterziehern, die sich noch immer nicht selbst angezeigt haben, empfehle ich als guten Vorsatz für 2015, endlich reinen Tisch zu machen - auch wenn es teurer wird als bislang.“
Bundesweit werden die Mehreinnahmen durch Steuernachzahlungen nach Selbstanzeigen laut „Spiegel“ auf vier bis fünf Milliarden Euro geschätzt. Seit dem Jahr 2010 hätten sich etwa 120.000 Deutsche als Steuerhinterzieher angezeigt.
Die Grünen im Düsseldorfer Landtag begrüßten den neuerlichen Ankauf einer Steuer-CD. „Es ist richtig und wichtig, dass der Finanzminister den Fahndungsdruck aufrechterhält und so auch zu Selbstanzeigen motiviert“, sagte der Fraktionsvorsitzende Mehrdad Mostofizadeh.
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