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Donnerstag, 1. November 2012

Was bringt ein Anleiherückkauf in Griechenland?


Was bringt ein Anleiherückkauf in Griechenland?

VON  1. NOVEMBER 2012 UM 14:52 UHR
Deutschland lehnt einen neuen Schuldenschnitt – diesmal bei den öffentlichen Gläubigern – ab, also bleibt der Anleiherückkauf als eines der zentralen Elemente zur Rückführung der Schulden in Griechenland übrig. Wie viel Entlastung aber kann das bringen?
Ich habe mir das einmal angeschaut und treffe folgende Annahmen:
1. Beteiligt werden sollen nur private Anleihegläubiger. Die EZB bleibt also außen vor. Damit komme ich – danke an André Kühnlenz – auf ein Volumen von rückkauffähigen Anleihen in Höhe von 67 bis 71 Milliarden Euro (umgetauschte Anleihen plus Anleihen nach ausländischem Recht) je nach Quelle.
2. Das Geld für den Anleihekauf kommt vom ESM, der es den Griechen leiht. Dieser Kredit muss der Entlastung durch die aufgekauften Anleihen gegengerechnet werden und mindert die Entlastungswirkung.
3. Die Annahmen zur Verschuldung bis 2015 entnehme ich den neuen Projektionen der griechischen Regierung. Für 2015 bis 2020 habe ich für die Schuldenstände das alternative Szenario des IWF aus dem Märzhergenommen und überall 20 Prozentpunkte draufgeschlagen. Das ist auch die Differenz zwischen den beiden Analysen in den Jahren 2012 bis 2015. Etwas grob vielleicht aber warum nicht.
4. Die Wachstumsannahmen stammen bis 2015 ebenfalls von der griechischen Regierung. Für 2015 bis 2020 habe ich mit einem jährlichen Nominalwachstum von 4 Prozent weitergerechnet, auch diese Größe kommt vom IWF.
Mit diesen Annahmen kann man sich nun anschauen, wie sich ein Anleiherückkauf auf den Schuldenstand auswirkt. Ich habe drei Szenarien gewählt: Einmal kaufen die Griechen die Papiere zu 25 Prozent zurück (unwahrscheinlich), einmal zu 50 Prozent und einmal zu 75 Prozent. Hier ist das Ergebnis:
Grafik: Szenarien zur Entwicklung des Schuldenstands Griechenlands
Drei Szenarien zur Entwicklung des Schuldenstands Griechenlands
Wir sehen: Die Zielmarke des IWF von 120 Prozent des BIP bis 2020 wird nicht einmal annähernd erreicht. Ich komme auf 153 Prozent des BIP bei einem Aufkauf zu 50 Prozent, 159 Prozent bei 75 Prozent und 147 Prozent bei 25 Prozent. Ohne einen Rückkauf landen wir bei 165 Prozent des BIP.
Wie gesagt, das ist alles sehr grob und man kann über einzelne Annahmen diskutieren – aber ich glaube das Bild ändert sich nicht maßgeblich, wenn man hier präziser vorgeht. Es sei denn natürlich, die EZB würde einbezogen, die das aber nicht will.  Fazit: Der Anleiherückkauf wird nicht reichen, wenn man einigermaßen realistisch ist.

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