Klage in London
Credit Suisse gegen einen Prozess-Fonds
Ein Georgier wirft der Credit Suisse vor, Anteile an einem Erdölfeld zu billig verkauft zu haben. Hinter der Klage steht auch ein Prozess-Fonds.
Schillernde Figuren
Leshkasheli hatte im Jahr 2006 von der CS einen Kredit von 127 Mio. $ erhalten, vornehmlich um ein anderes Darlehen zurückzuzahlen. Der neue Kredit sollte aus den Verkaufserlösen des Erdölfelds bezahlt werden. Leshkasheli hielt damals 51% am Kurovdag-Feld, der Rest war in den Händen des aserischen Staatskonzerns Socar. Der Georgier, der zu Sowjetzeiten Diplomat war und dann ins Erdölgeschäft einstieg, zahlte nichts für die Anteile am Feld, sondern brachte sein Fachwissen ein. Zudem waren Investitionen notwendig. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg meinte Leshkasheli, er sei während des Universitätsstudiums in Moskau mit dem jetzigen Präsidenten Aserbaidschans, Ilham Alijew, befreundet gewesen.
Nachdem der Kredit nicht zurückbezahlt worden war und ein Stichtag für den Verkauf des Feldes verstrichen war, veräusserte die CS den Anteil in einem Zwangsverkauf zu einem Preis von 245 Mio. $. Der Vorwurf Leshkashelis lautet, der Anteil sei viel mehr wert gewesen. Der Kläger spricht von einem möglichen Verkaufspreis von nicht weniger als 700 Mio. $. Ein Gutachten eines unabhängigen Experten schätzte den Wert des Feldes im Mai 2007 auf bis zu 970 Mio. $. Die CS macht aber in Gerichtsdokumenten geltend, dass die Schätzungen auf Annahmen beruhten, die Investitionen zwischen 230 Mio. $ und 800 Mio. $ vorsahen.
Leshkasheli wirft der Bank zudem laut Gerichtsunterlagen vor, nicht im Sinne des Klienten gehandelt zu haben. Mehrere Interessenten seien nicht ernsthaft in Betracht gezogen worden. Vielmehr habe man einen Kunden der CS, denDiamanten-Magnaten Beny Steinmetz, favorisiert, lautet eine Anschuldigung. Nachdem sich dieser zurückgezogen hatte, trat über einen Mittelsmann der russische Erdöl-Tycoon Michail Guzerijew als Käufer auf, bei dem schliesslich das Feld landete.
Zudem soll der Verkauf dadurch behindert worden sein, dass einer der federführenden Vertreter von Credit Suisse International nur eingeschränkt handlungsfähig war. Dieser stand teilweise während der entsprechenden Zeit unter Hausarrest in Rumänien. Die Behörden des Landes hatten ihn der Betriebsspionage bezichtigt. Laut CS hatte aber ein anderer Mitarbeiter die Hauptverantwortung für den Verkauf. Die Schweizer Bank weist die Vorwürfe von Leshkasheli von sich und ist überzeugt, dass kein höherer Preis zum Zeitpunkt des Verkaufs erzielt werden konnte. Der Fall wird im derzeit verfügbaren Quartalsbericht der Gruppe nicht erwähnt, aber im Bericht der in Grossbritannien domizilierten CS International.
Wachstumsbranche Recht
Die CS steht in diesem Fall nicht nur dem Kläger gegenüber, sondern auch einem Finanzvehikel, das in Rechtsstreitigkeiten investiert, einem sogenannten Prozess-Fonds. Vannin Capita l finanziert den Fall gegen CS mit mehr als 5 Mio. £. Wenn der Prozess im Sinne des Klägers ausfällt, erhält Vannin die Hälfte der erstrittenen Summe. Hohe Schadenersatzsummen rechtfertigen einen Einstieg auch bei einer eher geringen Erfolgswahrscheinlichkeit.
Vannin wurde von mehreren Juristen 2010 gegründet und mit Private-Equity-Kapital finanziert. Neben den Vereinigten Staaten wird auch Grossbritannien vermehrt ein Tummelplatz für solche Fonds, die Prozessrisiken übernehmen. Das Rechtssystem und Anwaltskanzleien gelten in London ohnehin als Wachstumsbranche , wie auch spektakuläre Prozesse wie derjenige zwischen den russischen Magnaten Abramowitsch und Beresowski gezeigt haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen