Update (02.09.2016, 16:05 Uhr): Die Deutsche Börse Commodities GmbH und die Deutsche Bank haben sich inzwischen zu den in diesem Artikel genannten Sachverhalten geäußert. Alle Informationen dazu finden Sie hier!
ANZEIGE
Gold so einfach und unkompliziert kaufen wie eine Aktie und trotzdem nicht auf die Sicherheit verzichten, sich das Gold im Zweifel auch physisch ausliefern zu lassen: Das soll eigentlich mit Xetra-Gold, einer Goldanleihe der Deutsche Börse Commodities GmbH, möglich sein.
"Die Summe seiner Eigenschaften – der kostengünstige Handel in Verbindung mit der Möglichkeit der physischen Auslieferung – macht Xetra-Gold besonders attraktiv", heißt es auf der Produktseite von Xetra-Gold.
Doch ist die physische Auslieferung tatsächlich so einfach möglich, wie der Eindruck erweckt wird? Ein erstes Hindernis: Die physische Auslieferung ist mit erheblichen Kosten verbunden. Die Lieferung von 1 KG Gold (zu geringeren Mengen macht die Deutsche Börse keine Angaben) soll innerhalb Deutschlands zu Gebühren ab 315 Euro möglich sein.
Doch funktioniert die physische Auslieferung tatsächlich? Nach Angaben der Deutsche Börse Commodities GmbH haben Anleger sich seit der Einführung von Xetra-Gold im Jahr 2007 in insgesamt 900 Fällen Gold physisch ausliefern lassen. Dabei seien insgesamt 4,5 Tonnen Gold an die Anleger übergeben worden.
Doch wer aktuell an sein Gold kommen will, könnte auf Schwierigkeiten stoßen:Ein Leser von GodmodeTrader wollte sich kürzlich seine Bestände an Xetra-Gold physisch ausliefern lassen. Er wandte sich dazu, wie von der Deutsche Börse Commodities GmbH in einem Dokument beschrieben, an seine Hausbank, die Deutsche Bank.
Doch dann die große Überraschung: Der Kundenberater der Deutschen Bank teilte dem Anleger mit, das man "die Dienstleistung", also die Ausübung von Xetra-Gold und die physische Auslieferung, "aus geschäftspolitischen Gründen" nicht mehr anbiete und deshalb ein von der Clearstream Banking AG bereitgestelltes Auftragsformular zur Ausübung von Xetra-Gold auch nicht entgegennehme.
Dass ausgerechnet die Deutsche Bank "die Dienstleistung", also die physische Ausübung von Xetra-Gold nicht mehr anbietet, ist insofern bemerkenswert, als die Deutsche Bank auch das "emissionsbegleitende Institut" von Xetra-Gold ist. Sprich: Die Deutsche Bank hat geholfen, die Goldanleihe überhaupt erst bei den Anlegern zu platzieren. Auch wenn man Kunde einer anderen Bank ist und sich Xetra-Gold ausliefern lassen will, läuft das Verfahren über die Deutsche Bank, wie die Deutsche Börse Commodities GmbH schreibt:
"Die Clearstream Banking AG wird auf ihrer Kunden-Webseite ein Auftragsformular hinterlegen, mit dem der Clearstream-Kunde das emissionsbegleitende Institut (Deutsche Bank AG) beauftragen kann, Gold in der gewünschten Menge und Stückelung an die Lieferstelle liefern zu lassen. Der Prozess ist insofern analog zur Auslieferung von effektiven Urkunden."
Ob die Ausübung und physische Auslieferung über andere Banken tatsächlich noch möglich ist, konnte für diesen Artikel nicht verifiziert werden. Die Deutsche Börse Commodities GmbH riet dazu, die Xetra-Gold-Anteile an eine Volks-/Raiffeisenbank zu übertragen, da hier eine physische Auslieferung möglich sei. Alternativ könne der Anleger seine Xetra-Gold-Anteile ja auch einfach an der Börse verkaufen und sich bei einem Goldhändler physische Münzen oder Barren kaufen. Die Deutsche Börse Commodities GmbH teilte außerdem mit, dass man aktuell an einer "Möglichkeit der Auslieferung unabhängig von eine Bankgeschäftstelle" arbeite. Da dieses Verfahren allerdings nicht im Wertpapierprospekt von Xetra-Gold beschrieben sei, müsse es rechtlich noch geprüft werden, was einige Zeit dauere.
Fazit: Wer sein Xetra-Gold problemlos in physisches Gold umwandeln lassen will, dem bleibt (zumindest wenn er Kunde bei der Deutschen Bank ist) nur der Verkauf über die Börse und der anschließende Kauf von Goldmünzen oder -barren. Da stellt sich dann allerdings die Frage, was die Goldanleihe Xetra-Gold, die einen Anspruch auf physisches Gold verbrieft, überhaupt wert ist, wenn die physische Auslieferung nicht mehr möglich sein soll.