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Donnerstag, 22. Januar 2015

Keine Zinszahlungen mehr? An den Finanzmärkten wird deshalb damit gerechnet, dass zur Stabilisierung der Staatsfinanzen wohl auch die Gläubiger der Ukraine einen Beitrag werden leisten müssen. Dies erklärt teilweise die gestiegenen Kurse für Kreditausfallversicherungen. Im Gespräch ist etwa ein Aussetzen der Zinszahlungen auf den ukrainischen Staatspapieren, wodurch der Staat bis Ende 2015 geschätzte 3 Mrd. $ sparen könnte.

Finanzmarkt Ukraine

Ohne Hilfe droht der Kollaps

Die neue ukrainische Regierung appellierte zuletzt an den Westen, dass man dringend frische Hilfen benötige (Aufnahme: Kiew, 14. März).
Die neue ukrainische Regierung appellierte zuletzt an den Westen, dass man dringend frische Hilfen benötige (Aufnahme: Kiew, 14. März). (Bild: Robert Ghement / EPA)
mbe. Wien Um den Krieg in der Ostukraine ist es etwas ruhiger geworden. Das mag viele Beobachter im Westen dazu verleitet haben, ihre Aufmerksamkeit abzuwenden. Doch die finanzielle Lage der Ukraine ist dramatisch, und sie verschärft sich zusehends. Dies zeigt sich an den Märkten für ukrainische Staatsanleihen und für Kreditausfallversicherungen (CDS) auf solche Papiere. Die Renditen der Staatsbonds haben in den letzten Wochen deutlich zugelegt, und auch die CDS-Kurse sind spürbar gestiegen. Aus letzteren lässt sich eine wachsende Wahrscheinlichkeit eines Staatsbankrotts ableiten (vgl. Grafik). Sie lag Ende vergangener Woche bei rund 17% auf Jahressicht.

EU ziert sich

Derzeit spielt sich ein Poker um westliche Finanzhilfen ab, ohne die der ukrainische Staat vor der Zahlungsunfähigkeit steht. Der Internationale Währungsfonds (IMF) veranschlagt die zusätzlich notwendigen Hilfen auf 15 Mrd. $ – über das bereits laufende Beistandsprogramm von 17 Mrd. $ hinaus. Die neue ukrainische Regierung appellierte zuletzt an den Westen, dass man dringend frische Hilfen benötige.
Doch der IMF will eigentlich kein weiteres Geld geben, denn er hat sein Mandat mit Blick auf die Ukraine bereits sehr weit interpretiert. Einspringen müssten westliche Staaten. Die EU jedoch ziert sich . Am Gipfeltreffen vergangene Woche gab es warme Worte, aber keine konkreten Hilfszusagen. Man scheint sich der Dramatik der Lage nicht bewusst zu sein, und man setzt auf die vage Hoffnung, die Angelegenheit lasse sich bei einer internationalen Geberkonferenz im nächsten Jahr regeln. EU-Kommissions-Präsident Jean-Claude Juncker sprach zudem von möglichen weiteren Hilfen über 2 Mrd. €. Doch das wird bei weitem nicht genügen, um die Situation zu entspannen. Schliesslich machen die USA keine Anstalten, Hilfen in grösserem Umfang sprechen zu wollen.

Keine Zinszahlungen mehr?

An den Finanzmärkten wird deshalb damit gerechnet, dass zur Stabilisierung der Staatsfinanzen wohl auch die Gläubiger der Ukraine einen Beitrag werden leisten müssen. Dies erklärt teilweise die gestiegenen Kurse für Kreditausfallversicherungen. Im Gespräch ist etwa ein Aussetzen der Zinszahlungen auf den ukrainischen Staatspapieren, wodurch der Staat bis Ende 2015 geschätzte 3 Mrd. $ sparen könnte.
Die Summe zeigt indessen, dass eine Gläubiger-Beteiligung alleine nicht die Lösung für die ukrainischen Finanzprobleme bringen wird. Die Lage dürfte angespannt bleiben. Die Landeswährung Hrywna hat zum Dollar zuletzt wieder deutlich nachgegeben, und es wird mit einer weiteren Abschwächung gerechnet. Das bringt etwa auch das Bankensystem unter Druck . Dieses leidet unter notleidenden Fremdwährungskrediten und benötigte dringend eine Rekapitalisierung. Doch auch hier stellt sich die Frage: Woher bloss das Geld nehmen?

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