Finanzmarkt Ukraine
Ohne Hilfe droht der Kollaps
EU ziert sich
Derzeit spielt sich ein Poker um westliche Finanzhilfen ab, ohne die der ukrainische Staat vor der Zahlungsunfähigkeit steht. Der Internationale Währungsfonds (IMF) veranschlagt die zusätzlich notwendigen Hilfen auf 15 Mrd. $ – über das bereits laufende Beistandsprogramm von 17 Mrd. $ hinaus. Die neue ukrainische Regierung appellierte zuletzt an den Westen, dass man dringend frische Hilfen benötige.
Doch der IMF will eigentlich kein weiteres Geld geben, denn er hat sein Mandat mit Blick auf die Ukraine bereits sehr weit interpretiert. Einspringen müssten westliche Staaten. Die EU jedoch ziert sich . Am Gipfeltreffen vergangene Woche gab es warme Worte, aber keine konkreten Hilfszusagen. Man scheint sich der Dramatik der Lage nicht bewusst zu sein, und man setzt auf die vage Hoffnung, die Angelegenheit lasse sich bei einer internationalen Geberkonferenz im nächsten Jahr regeln. EU-Kommissions-Präsident Jean-Claude Juncker sprach zudem von möglichen weiteren Hilfen über 2 Mrd. €. Doch das wird bei weitem nicht genügen, um die Situation zu entspannen. Schliesslich machen die USA keine Anstalten, Hilfen in grösserem Umfang sprechen zu wollen.
Keine Zinszahlungen mehr?
An den Finanzmärkten wird deshalb damit gerechnet, dass zur Stabilisierung der Staatsfinanzen wohl auch die Gläubiger der Ukraine einen Beitrag werden leisten müssen. Dies erklärt teilweise die gestiegenen Kurse für Kreditausfallversicherungen. Im Gespräch ist etwa ein Aussetzen der Zinszahlungen auf den ukrainischen Staatspapieren, wodurch der Staat bis Ende 2015 geschätzte 3 Mrd. $ sparen könnte.
Die Summe zeigt indessen, dass eine Gläubiger-Beteiligung alleine nicht die Lösung für die ukrainischen Finanzprobleme bringen wird. Die Lage dürfte angespannt bleiben. Die Landeswährung Hrywna hat zum Dollar zuletzt wieder deutlich nachgegeben, und es wird mit einer weiteren Abschwächung gerechnet. Das bringt etwa auch das Bankensystem unter Druck . Dieses leidet unter notleidenden Fremdwährungskrediten und benötigte dringend eine Rekapitalisierung. Doch auch hier stellt sich die Frage: Woher bloss das Geld nehmen?
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