GriechenlandDie Kreditgeber gehen schneller als die Troika
Nachdem Griechenland die Zusammenarbeit mit der Troika aufgekündigt hat, schießen die Zinsen auf seine Staatsanleihen wieder in die Höhe.
31.01.2015
© DPAGriechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras begrüßt Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem - doch von dem ist nur der Schatten zu sehen.
Nachdem die griechische Regierung die Zusammenarbeit mit der Troika aufgekündigt hat, haben Gläubiger des Landes ihre Staatsanleihen verkauft. Auch die Aktienkurse sackten ab.
Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis hatte am Freitag in einer Pressekonferenz mit Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem angekündigt, sein Land werde mit der Reform-Kontrollgruppe aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds nicht mehr zusammenarbeiten. Bei europäischen Politikern stieß das nicht auf Gegenliebe - und bei Investoren auch nicht.
Die allgemeinen Aktienkurse stürzten zwar nicht ab: Der griechische Aktienindex „Athex Composite“ verlor am Freitag 1,6 Prozent. Der Index griechischer Bankaktien fiel dagegen deutlich tiefer. Er hatte am Freitag zunächst fast zehn Prozent gewonnen, doch nach der Aufkündigung sackten die Kurse wieder ab, bis der Index im Minus schloss. Insgesamt hat der Index über die Woche knapp 38 Prozent verloren - der zweitgrößte Kursrutsch überhaupt.
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Auch aus Staatsanleihen verabschiedeten sich viele Kreditgeber des Landes. Die Käufer der Anleihen ließen sich das Risiko viel teurer bezahlen als zuvor. Die Rendite von Anleihen mit dreijähriger Restlaufzeit stieg auf 18,8 Prozent: So viel Zins müsste Griechenland zahlen, wenn es jetzt neue Kredite mit dreijähriger Laufzeit aufnehmen würde. Das ist etwa doppelt so hoch wie in der Vorwoche.
Für fünfjährige Anleihen stieg die Rendite auf 14,2 Prozent - es sind die Anleihen, mit denen Griechenland sich im vergangenen Jahr frisches Geld von privaten Kreditgebern geholt hatte. Damals hatten sich viele Investoren für die Anleihen interessiert.
Die Kreditgeber anderer Krisenstaaten blieben dagegen auch am Freitag unbeeindruckt. Die Rendite dreijähriger spanischer Anleihen blieb fast unverändert bei 0,5 Prozent, die Portugals bei 0,8 Prozent und die von Irland bei 0,15 Prozent.
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