GOLD-COMEBACK
Wo das Gold für harte Zeiten herkommt
Nur Gold schützt vor systemischen Risiken
In den Jahren seit Beginn der Finanzkrise 2008 haben die Notenbanken Anleger gerettet. Zwar sind die Zinsen massiv gesunken, aufs Tagesgeld gibt es nichts mehr. Doch die Finanzmärkte, allen voran die Aktienbörsen und Staatsanleihemärkte, sind durch das Vertrauen in die Macht der Notenbanken am Laufen gehalten worden. Die Ära könnte sich mittelfristig dem Ende zuneigen. Dann schützt Anleger nur Gold vor systemischen Risiken – zu denen auch die Notenbanken werden könnten.
Das Beispiel der Schweizer SNB zeigt das eindrucksvoll: Sie ist die erste bedeutende Notenbank, die von den Marktkräften in die Knie gezwungen worden ist. Die SNB hatte den Franken im September 2011 an den Euro gekoppelt. Dieser sollte seither nicht mehr unter 1,20 Franken je Euro fallen. So wollte die SNB die Schweizer Exportwirtschaft schützen – denn wertet der Franken zu sehr auf, verteuern sich Schweizer Produkte im Ausland.
Den Mindestkurs hat die SNB mit dem Aufkauf von Euro-Anlagen verteidigt und so ihre Geldpolitik faktisch an die EZB übertragen. Die Bilanzsumme der SNB schwoll auf zuletzt 85 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung an – selbst die aggressiv Geld druckende Bank of Japan kommt nur auf eine Quote von 40 Prozent.
Einen Teilerfolg in seiner Kampagne gegen das Deflationsgespenst und für mehr Inflation hat EZB-Chef Draghi schon errungen. Der Euro hat abgewertet, gegenüber dem Dollar seit Anfang Mai 2014 von 1,3993 auf zuletzt 1,1377 Dollar. Geht es nach Draghi, darf der Euro noch schwächer werden. Gut für Anleger: Seit 2005 fallen Aufwärtsschübe von Gold in Euro oft zusammen mit einer Schwächephase des Euro gegenüber dem Dollar.
Das Argument, ein starker Dollar sei schlecht für Gold, zieht aus Sicht eines Euro-Anlegers nicht. Auch die Charttechniker, die Prognosen aus vergangenen Kursverläufen ableiten, geben grünes Licht: Anfang Januar knackte der Goldpreis in Euro den Widerstand bei knapp 1000 Euro. Damit endete eine gut einjährige Bodenbildungsphase – ein positives Signal.
Papier- und Buchgeld gibt es reichlich, Gold aber ist begrenzt. Draghi will allein das Angebot an Euro um mindestens 50 Prozent erhöhen. Die überirdische Goldmenge wächst dagegen jährlich nur um etwa eineinhalb Prozent. Dass seine Menge recht konstant ist, macht Gold als Wertspeicher attraktiv – und sorgt dafür, dass die Menschen nichts verloren gehen lassen. In den ersten drei Quartalen 2014 wurden weltweit 26 Millionen Unzen Gold recycelt, aus Altgold und Elektroschrott.
Sobald Agosi den Goldgehalt der Rohbarren bestimmt hat, wird das Gold aller Lieferanten zusammen eingeschmolzen und die flüssige Masse in Wasser gekippt. Die Metalle flocken zu Cornflakes-ähnlichen braunen Teilchen aus. Nebenan wartet schon ein Chemikant mit Schutzbrille auf die Ware. Er wacht über drei große Reaktoren, in denen die Flocken zu Goldsand verarbeitet werden. 300 Kilo Flocken liegen in einem kleinen Schubwagen. Das reicht gerade, um den Boden zu bedecken.
Über Kanister pumpt der Chemikant eine Mischung aus Salz- und Salpetersäure in den Reaktor. Königswasser heißt das Gebräu, „es ist die einzige Flüssigkeit, die Gold auflösen kann“, sagt er und zapft eine grünbraune Probe. Aus dem Dreckwasser wird Goldsand, den Laien mit Currypulver verwechseln könnten, würde das Gläschen Pulver nicht über ein Kilo wiegen. So trennt Agosi Gold von Silber, das sich in dem Königswasser nicht löst. In einer Ecke stehen Plastiksäcke, gefüllt mit zementartigem grauem Pulver: Silber.
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