Zwangsanleihen-Vorschlag Zwangsneurose
11.07.2012 · Erst haften die Deutschen für überschuldete Euro-Staaten, dann greift der Finanzminister auf ihr Vermögen zu. Was wie ein schlechter Scherz klingt, rückt in den Bereich des Möglichen.
Von Manfred Schäfers
Erst haften die Deutschen für überschuldete Euro-Staaten, dann greift der Finanzminister auf ihr Vermögen zu. Was wie ein schlechter Scherz klingt, rückt in den Bereich des Möglichen. Ob dies in Form einer Steuer (SPD), einer Abgabe (Grüne) oder einer Zwangsanleihe erfolgt, wie es das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin nun vorschlägt, ist aus Sicht der Betroffenen zweitrangig. Sie sehen sich zunehmend verschaukelt. Das Versprechen, dass kein Land für die Schulden eines anderen Euro-Staates haftet, ist schon gefallen. Das war der erste Schlag. Nun droht der zweite.
In Deutschland kennt der Fiskus schon lange kein Pardon. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hätte daher gut daran getan, die aufflackernde Debatte um Zwangsanleihe und Vermögensabgabe ganz schnell auszutreten. Doch anders als die FDP („Griff in die rote Mottenkiste“), zeigte sich Schäubles Sprecher angetan: Je nach Lage und Land sei das ein interessanter Vorschlag.
Böse Zungen spekulieren schon, Schäuble halte sich zurück, um sich nicht seine Ambitionen auf den Eurogruppen-Vorsitz zu verbauen. Dabei ist die Rechtslage hierzulande klar: Das Bundesverfassungsgericht hat Anfang der achtziger Jahre eine Zwangsanleihe als verfassungswidrig eingestuft, nichts anders war die rückzahlbare Investitionshilfeabgabe zur Förderung des Wohnungsbaus, die - ausgerechnet - eine schwarz-gelbe Koalition eingeführt hatte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen