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Dienstag, 31. Juli 2012

Lobbyismus-Verdacht: Die EU ermittelt gegen Mario Draghi

Lobbyismus-Verdacht: Die EU ermittelt gegen Mario Draghi

EZB-Chef Mario Draghi steht in der Kritik: Der Europäische Bürgerbeauftragte hat eine Untersuchung gegen den Italiener eingeleitet, weil dieser engen Kontakt zu den Investmentbanken pflegt.
Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, muss sich einer Untersuchung stellen. Quelle: Reuters
Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, muss sich einer Untersuchung stellen. Quelle: Reuters
 
Straßburg/FrankfurtDer Europäische Bürgerbeauftragte, der Beschwerden über Missständen bei EU-Institutionen nachgeht, hat eine Untersuchung gegen EZB-Chef Mario Draghi eingeleitet. Es geht um die Frage, ob der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) als Mitglied der sogenannten „Group of 30“ („Gruppe der 30“) vor einem möglichen Interessenkonflikt steht. Das bestätigte die Sprecherin des Ombudsmanns Nikiforos Diamandouros der Nachrichtenagentur dpa am Montagabend. Zuvor hatte „Spiegel Online“ darüber berichtet. In der „Group of 30“ kommen hochkarätige Vertreter von öffentlichen und privaten Banken sowie Akademiker regelmäßig zusammen.

Eine EZB-Sprecherin bestätigte am Abend, dass das Schreiben des Bürgerbeauftragten bei der EZB eingegangen sei und in der vorgegebenen Frist beantwortet werde. Gleichzeitig wies sie die Vorwürfe eines Interessenkonflikts zurück. Der Bürgerbeauftragte, auch Ombudsmann genannt, kann nur seine Meinung mitteilen, aber keine Strafen verhängen.
Gegen Draghis Mitgliedschaft hat die Anti-Lobby-Gruppe „Corporate Europe Observatory“ Beschwerde beim Ombudsmann eingelegt. „Wir fürchten, dass Draghi als Mitglied der Group of 30 seine Ansichten mit großen Investmentbanken abstimmt“, sagte Beschwerdeführer Kenneth Haar.

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In der Group of 30 treffen sich hochkarätige Vertreter von öffentlichen und privaten Banken und Akademiker. Neben Draghi gehören dem Zirkel unter anderem der ehemalige EZB-Chef Jean-Claude Trichet an, der Nobelpreis-Ökonom Paul Krugman oder ein hochrangiger Vertreter der Investmentbank Morgan Stanley.
Zur Rolle des 64-Jährigen seien zwar keine Einzelheiten bekannt, weil die Group of 30 unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammen komme. Doch schon die Teilnahme stelle einen Interessenkonflikt dar: „Wenn man sich die Regeln der EZB anschaut, sollte der Präsident nicht teilnehmen dürfen“, so Haar. Die EZB spiele schließlich auch eine Rolle bei der Regulierung der europäischen Banken.
EZB
Die Sprecherin des EU-Ombudsmannes Nikiforos Diamandouros erklärte, da die Beschwerde zulässig sei, werde zwangsläufig eine Untersuchung eröffnet. "Wir haben eine Beschwerde erhalten und einen Brief an die EZB geschickt", sagte die Sprecherin des am Montagabend. Jetzt warte man auf eine Antwort. Die EZB müsse bis Ende Oktober reagieren. Aufgabe von Diamandouros ist die Überprüfung von Beschwerden gegen EU-Institutionen.
Am vergangenen Dienstag habe der Ombudsmann einen Brief mit den Vorwürfen an die EZB geschickt - formell geht Diamandouros nur Vorwürfen gegen europäische Institutionen nach, in diesem Fall gegen die Europäische Zentralbank. „Die EZB muss sich uns erklären, nicht Herr Draghi“, sagte die Sprecherin. Ab diesem Dienstag werden Kernpunkte des Fragenkatalogs an die EZB auch auf die Website des Ombudsmanns gestellt.
 
 

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