Euro-Austritt: Empörung über Röslers düsteres Griechenland-Szenario
23.07.2012, 16:01 Uhr, aktualisiert 23.07.2012, 17:12 Uhr
Der Pleitegeier zieht immer engere Kreise über Griechenland. Das befeuert die Debatte über einen Euro-Austritt des Landes. Doch das Szenario, das der deutsche Wirtschaftsminister skizziert, geht vielen zu weit. Düsseldorf/BerlinDas öffentliche Spekulieren über einen unausweichlichen Euro-Austritt Griechenlands hat Bundeswirtschaftsminister heftige Kritik beschert. Rösler hatte sich am Sonntagabend in der ARD geäußert. Was Griechenlands Verbleib in der Eurozone angehe, sei er "mehr als skeptisch". Wenn das Land seine Zusagen nicht erfülle, könne es keine Hilfen mehr erwarten. Ein Austritt des Landes aus dem Währungsraum habe nicht nur für ihn inzwischen seinen Schrecken verloren, sagte Rösler. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt forderte die Griechen zur Einführung der Drachme als Parallelwährung auf.
Der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter wollte diese Äußerungen nicht als Regierungsmeinung stehen lassen. Er sprach lediglich davon, dass die Regierungsmitglieder, je nach Naturell des Einzelnen, dem Troika-Bericht mit Spannung, Skepsis oder auch hoffnungsvoll entgegensehe. Von Oppositionspolitikern kam viel Kritik.
Ausgelöst wurden die Spekulationen von Berichten, nach denen der Internationale Währungsfonds (IWF) als einer der großen Geldgeber sich nicht mehr an den nächsten Hilfszahlungen für das Land beteiligen will.
Äußerungen führender Koalitionspolitiker machten deutlich, dass auch in Deutschland kaum mehr Bereitschaft besteht, bei einem negativen Befund der Experten von IWF, EU-Kommission und EZB im September weitere Hilfen freizugeben. Griechenland könne seinen Finanzbedarf bis dahin mit dem Verkauf kurzlaufender Schuldtitel am Geldmarkt decken, erklärte die Bundesregierung. An Röslers Haltung zu Griechenland dürfte das wenig ändern.
Der Wirtschaftsminister brachte mit seinem düsteren Horrorszenario sogar Parteifreunde gegen sich auf. Der für Europa zuständige Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Link (FDP), warnte, ein Ausscheiden des Landes aus dem Währungsraum dürfe nicht herbeigeredet werden. Position der Bundesregierung sei, dass kein Land herausgedrängt werden dürfe.
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