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Donnerstag, 26. Juli 2012

„Draghi ist ein Plünderer des Bürger-Spargroschens“

EZB als Euro-Ausputzer?: „Draghi ist ein Plünderer des Bürger-Spargroschens“

exklusiv Dass der EZB-Chef die Hoffnung auf ein stärkeres Eingreifen der Zentralbank im Kampf gegen die Schuldenkrise nährt, stößt in Berlin auf harsche Kritik. Koalitionspolitiker greifen Draghi frontal an.
EZB-Chef Mario Draghi. Quelle: Reuters
EZB-Chef Mario Draghi. Quelle: Reuters
 
BerlinPolitiker von CDU und FDP haben mit großer Sorge die Ankündigung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, zur Kenntnis genommen, der eine weitere Unterstützung für die Krisenstaaten der Euro-Zone signalisiert hat. „In der Logik der vermeintlichen Retter ist klar, wenn die Schuldenschirme an ihre Grenzen kommen, dass dann Super Mario mit der dicken Berta kommt“, sagte der Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Frank Schäffler, Handelsblatt Online. Gerade deshalb sei das Inflationsszenario am Ende das wahrscheinlichste. „Draghi ist aber kein Retter, sondern ein Plünderer des Spargroschens der Bürger.“

Auch der CDU-Haushälter Klaus-Peter Willsch reagierte mit Befremden auf die Aussagen Draghis. „Eine erhöhte Inflationsrate wird unweigerliche Folge dieser Geschäftspolitik der EZB sein“, sagte Willsch Handelsblatt Online. „Die Vorzeichen sind bereits deutlich zu sehen: Entwicklung von Immobilienpreisen an den guten Standorten, die Preise von landwirtschaftlichen und Forstflächen, Gold, Münzsammlungen, Oldtimern usw. zeigen, dass die Flucht in Sachwerte längst begonnen hat.“ Nicht umsonst mahne Bundesbankpräsident Jens Weidmann unaufhörlich vor den Folgen der derzeitigen EZB-Politik.

Draghi hatte zuvor erklärt, innerhalb ihres Mandats sei die EZB bereit, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten. "Und glauben Sie mir, das wird ausreichen", sagte auf einer Investorenkonferenz in London. Sollten hohe Risikoaufschläge für Staatsanleihen von Krisenländern die Wirkung der Geldpolitik stören, "fällt das in unser Mandat". Anleger und Experten spekulieren darauf, dass die EZB nun wieder Staatsanleihen von Krisenstaaten wie Spanien und Italien kauft und so deren extrem hohe Zinskosten drückt.
Draghi erhielt für seinen Vorstoß umgehend Beifall vom französischen Finanzminister Pierre Moscovici, der die Äußerungen als "sehr positiv" bezeichnete. An den Märkten wurde das Vorpreschen des obersten Währungshüters gefeiert: Der Euro-Kurs zog deshalb kräftig an, die europäischen Aktienmärkte bauten ihre Gewinne aus. Die Renditen der spanischen und italienischen Anleihen lagen mit 7,026 und 6,064 Prozent jeweils etwa einen halben Punkt unter ihren Rekordhochs vom Vortag.

Willsch betonte, Zinsen müssten in erster Linie Ausdruck des Risikos sein, das ein Investor eingehe. „Die Märkte lassen sich nicht durch immer neue Schulden beeindrucken“, warnte der CDU-Politiker. „Das Geld wird nicht wie Goldtaler vom Himmel fallen, sondern muss erwirtschaftet werden.“ Nicht umsonst sähen die Ratingagenturen den Ausblick auf die deutsche Kreditwürdigkeit negativ.

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/ezb-als-euro-ausputzer-draghi-ist-ein-pluenderer-des-buerger-spargroschens/6925114.html

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