Moskauer MachtpolitikAuch Österreich meldet weniger Gas aus Russland
Der Kreml dreht offenbar wirklich den Gashahn ein Stück zu: Nach Polen und der Slowakei teilt nun auch Österreich mit, weniger Gas geliefert zu bekommen als abgemacht.
12.09.2014
Russland dreht offenbar den Gashahn zu - zumindest ein Stück: Polen meldet seit Tagen, dass der russische Erdgas-Monopolist Gasprom weniger Gas liefert als abgemacht, aus der Slowakei ist Ähnliches zu hören und der deutsche Versorger Eon hat ganz offiziell einen leichten Lieferrückgang zugegeben.
Nun verlautbart auch Österreich einen deutlichen Liefereinbruch. Im deutschen Nachbarland seien am Donnerstag 15 Prozent weniger Gas als vereinbart angekommen, teilte die Energieregulierungsbehörde E-Control mit. Ein möglicher Grund sei, dass Russland seine Speicher auffülle und deswegen weniger Gas für den Export verfügbar sei, sagte E-Control-Abteilungsleiter Bernhard Painz.
Dabei kommt Österreich den Angaben zufolge immer noch besser weg als Polen. Wie der polnische Versorger PGNiG am Donnerstag mitteilte, wurden am Vortag um 45 Prozent reduzierte Lieferungen im Vergleich zur bestellten Menge aus Russland registriert. Die Slowakei meldete einen Rückgang um zehn Prozent. Gasprom teilte mit, soviel Gas wie ausgemacht zu liefern. Es gibt aber auch die Formulierung, dass es soviel Gas exportiere wie möglich sei unter der Bedingung, dass Russland seine eigenen Speicher auffüllen müsse.
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Das Gas erreicht die EU-Staaten über die Transitländer Ukraine und Weißrussland. Ob die Kürzungen technische oder politische Ursachen haben, ist zwar weiterhin unklar. Allerdings gehört Polen zu den schärfsten Kritikern Russlands im Ukraine-Konflikt. Eine andere Vermutung lautet: Russland drosselt seine Gaslieferungen in den Westen, um zu verhindern, dass die EU der Ukraine Gas liefert und so durch den kommenden Winter hilft - die Slowakei hat unlängst eine Leitung für Rückflüsse in die Ukraine geöffnet. Die Ukraine erhält wegen ausstehender Rechnungen seit Juni kein Gas mehr von Russland.
Und schließlich könnten die verringerten Liefermengen schon eine Reaktion sein auf die neuen EU-Sanktionen gegen russische Unternehmen, die ab diesem Freitag gelten. Ohnehin hat der Kreml nach eigenen Angaben schon ein Maßnahmen-Bündel gebastelt gegen den Westen. „Wir haben eine ganze Reihe Produkte, bei denen vor allem unsere europäischen Partner mehr von Russland abhängen als Russland von ihnen“, sagte der Präsidentenberater Andrej Beloussow am Donnerstag der Staatsagentur Ria Nowosti zufolge. Er sprach von einer Importbegrenzung für Autos und Waren aus der Leichtindustrie. Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedjew hatte dem Westen im Falle neuer Maßnahmen zudem damit gedroht, die Überflugrechte zu kassieren.
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