FrakturSchimmelnde Wehr
Pleiten, Pech und Pannen bei der Luftwaffe? Unsinn, das ist Politik! Wer keine einsatzfähigen Flugzeuge hat, kann sie auch nicht in den Einsatz schicken.
26.09.2014, von BERTHOLD KOHLER
© WILHELM BUSCHDa lachen ja sogar Putins Hühner: Vor den Oldtimern der Nato braucht niemand Angst zu haben.
Kann sich noch jemand an die Friedensbewegung erinnern? Nein, nicht diejenige, die jetzt in Neurussland mit Panzern und Putinorgeln für Toleranz und Gewaltlosigkeit demonstriert. An unsere eigene. Die lieber rot als tot sein wollte. Die wurde zwar auch von Moskau finanziert, trug aber immerhin, von dem einen oder anderen Sowjetsternchen abgesehen, keine russischen Uniformen. Doch auch sie glaubte bereits, dass von der Nato und ihren Armeen eine größere Gefahr für die Sicherheit der Welt ausgehe als von den friedliebenden Russen, die sich immer schon rührend um die Menschenrechte der von ihnen befreiten Völker kümmerten.
Dass hatten die Peaceniks davon, dass sie lieber als Zivis in Teestuben rumgammelten, als ordentlich Wehrdienst zu leisten! Nur eine Woche bei einer beliebigen Einheit der Bundeswehr hätte jedem Friedensbewegten gezeigt, dass die Truppe gar nicht fähig war zur Aggression, schon aus Gründen der Korrosion. Daran hat sich den jüngsten Berichten über den Zustand unserer schimmelnden Wehr zufolge nichts geändert. Kein Wunder, die Luftwaffe gurkt ja immer noch mit den Oldtimern herum, die schon damals älter waren als ihre Piloten. Obwohl die Transall längst einen schönen Platz im Museum bekommen sollte, gleich neben der Tante Ju.
Pleiten, Pech und Pannen? Unsinn, Politik! Das war schon in der guten alten Zeit des Kalten Krieges so. Selbst unserem Spieß bei den Gebirgspionieren war klar, warum sogar noch die langen Bundeswehrunterhosen so dünn waren: Wir sollten nie wieder einen Krieg in Russland führen können. Auch jetzt liegt das Kalkül der vom Staat selbst betriebenen Wehrkraftzersetzung doch auf der Hand: Wer keine einsatzfähigen Flugzeuge und Panzer hat, kann sie auch nicht in den Einsatz schicken. Wenn Obama also das nächste Mal bei Merkel anruft, weil er noch ein paar Tornados an die IS-Front werfen möchte, kann sie reinen Herzens sagen: Sorry, Barack, gerade alle durch den TÜV gerasselt. Oder: Haben leider verstopfte Feinstaubfilter. Oder: Die Ersatzteilversorgung ist schlechter als 1944.
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Um unsere strukturelle Einsatzunfähigkeit international zu beweisen, haben wir auch den Peschmerga nur Waffen geliefert, die schon Lawrence von Arabien benutzt haben könnte. Okay, das ist übertrieben, aber nur leicht: Das Maschinengewehr ist eine Weiterentwicklung des MGs, das bereits in Stalingrad zum Einsatz kam (Ergebnis bekannt). Und mit der Milan sollten vor vierzig Jahren jene russischen Panzer im „Fulda-Gap“ gestoppt werden, die jetzt im Osten der Ukraine herumkurven. Lieber liefern wir unsere Best-Ager-Raketen aber in den Irak, denn dort können damit ehemals amerikanische Panzer abgeschossen werden, was gut für unser Gerechtigkeitsgefühl ist.
Weil aber unsere Transall-Flotte ohne Rollator nicht mehr aus dem Hangar kommt, mussten wir die Holländer (!) fragen, ob sie den ganzen Krempel für uns nach Arbil fliegen; die Russen, die uns sonst beim Transport von militärischem Gerät aushelfen, konnten wir in diesem Fall schlecht bitten. Doch auch der holländische Vogel erwies sich als flügellahmer Frührentner. Was soll man auch von einer Maschine erwarten, die ebenfalls schon vier Jahrzehnte auf dem Buckel hat und auch noch „Prinz Bernhard“ heißt?
Und von dieser Nato soll eine Gefahr ausgehen? Da lachen ja sogar noch die Hühner auf Putins Datscha. Langsam muss man sich fragen, ob es nicht doch ratsam wäre, Russland in die atlantische Allianz aufzunehmen, damit irgendwer für unsere Sicherheit sorgt. Die Russen sind viel besser gerüstet als wir. Die haben Waffensysteme, mit denen sogar noch volltrunkene Hobbysoldaten Flugzeuge abschießen können. Wenn uns das abgenommen würde, könnten wir uns endlich auf das konzentrieren, was uns wirklich liegt: das Bedienen von Windkraftwerken und Biogasanlagen. Und sollte es ganz dick kommen, könnten wir immer noch auf unsere ultimative Abschreckungswaffe zurückgreifen: Ursula von der Leyen.
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