Dienstag, 09. September 2014
Versorgung ist schwierigKrim hängt am Tropf der Ukraine
Russland hat die Krim annektiert, doch nun fällt es dem riesigen Reich schwer, die kleine Halbinsel zu versorgen. Noch hängt sie am Tropf der Ukraine. Das zeigt sich nicht nur bei der Stromversorgung.
Anfang September waren Jalta, Kertsch und Sewastopol stundenlang ohne Strom - die ukrainische Regierung hatte der Krim teilweise die Energieversorgung gekappt. Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow sprach von Sabotage, das Staatsunternehmen Ukrinternergo in Kiew nannte hingegen Brennstoffmangel als Grund. Der Vorfall machte deutlich: Auch ein halbes Jahr nach der Annexion durch Russland hängt die Halbinsel weiter am Tropf der Ukraine.
Nur etwa 16 Prozent des Strombedarfs auf der Krim werden von den dortigen Kraftwerken gedeckt, rund 80 Prozent der Lieferungen stammen aus der Ukraine. Ukrinternergo warnte sogar, es könnte die Versorgung komplett kappen.
"Auf dem Energiegebiet sind wir verwundbar", klagt der Parlamentspräsident auf der Krim, Wladimir Konstantinow. Moskau hat zwar Stromgeneratoren installiert und versprochen, die Halbinsel autark zu machen - doch wird dies nicht "an einem Tag und nicht in einem Monat" zu bewerkstelligen sein, wie der russische Regierungschef Dmitri Medwedew einräumte.
Wasser wird knapp
Die Stromversorgung ist nicht das einzige Problem der Krim seit der Annexion im März. Auch Wasser und Lebensmittel kommen zum Großteil über den Korridor, der die Halbinsel mit dem ukrainischen Festland verbindet. Zugangswege aus Russland gibt es nicht, abgesehen von einer Fährverbindung oder von Lufttransporten.
Bis zu 85 Prozent des Wasserbedarfs wurden bislang aus dem "Nord-Krim-Kanal" gestillt, der Flusswasser aus der Ukraine über die gesamte Halbinsel verteilt. Seit April sind die Schleusen aber geschlossen. Nun sitzen viele Bauern auf dem Trockenen. Auf mehr als 100 Millionen Euro könnten sich dieses Jahr ihre Verluste summieren, hat das russische Landwirtschaftsministerium errechnet.
"Wir mussten unseren gesamten Wasserverbrauch überdenken", sagte der Agrarminister der Krim, Nikolai Poljuschkin, im August. Deshalb wurde beschlossen, auf den wasserintensiven Reisanbau zu verzichten. Überall auf der Halbinsel wird zudem nach Grundwasser gebohrt, auch der Bau eines Aquädukts zwischen Russland und der Krim ist im Gespräch.
Eine weitere Achillesverse stellt die Ernährung der Krim-Bewohner dar: 80 Prozent der Nahrungsmittel stammen aus der Ukraine, und als Russland Ende Juli den Import zahlreicher ukrainischer Lebensmittel untersagte, bat die Krim um eine Ausnahme. "Wir stecken mitten in einer Übergangsphase, sind aber noch wie siamesische Zwillinge mit der Ukraine verbunden - insbesondere, was die Versorgung mit Milch und Milchprodukten angeht", räumt Agrarminister Poljuschkin ein. Russland hatte ein Einsehen: Die Moskauer Veterinärsbehörde Rosselchosnadsor setzte den Importstopp für die Krim zunächst bis zum 1. Oktober aus, dann verlängerte sie die Entscheidung nochmals bis Anfang Januar.
Quelle: n-tv.de , vpe/AFP
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