Mittwoch, 29. Oktober 2014
80 neue Kriegsschiffe bis 2020Wann liefert Frankreich die "Wladiwostok"?
Moskau nennt einen Termin, Frankreich hält sich bedeckt - es ist eine Frage der Zeit, bis der Hubschrauberträger "Wladiwostok" in russische Hände übergeht. Das Baltikum fürchtet sich vor möglichen Landeoperationen. Die russische Schwarzmeerflotte soll zudem 80 neue Kriegsschiffe bekommen.
Frankreich wird Mitte November nach Angaben der russischen Regierung ein Mistral-Kriegsschiff an Moskau liefern. Der russische Rüstungskonzern Rosoboronexport habe für den 14. November eine Einladung zur Übergabe des Hubschrauberträgers "Wladiwostok" im französischen Hafen Saint-Nazaire erhalten, sagte der russische Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin laut russischen Nachrichtenagenturen.
Allerdings ist unklar, ob die Angaben stimmen. Vertreter des französischen Präsidialamtes sowie des Außen- und des Verteidigungsministeriums erklärten hingegen, es gebe noch keine Entscheidung über Auslieferungstermine, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Zugleich verbreitete der stellvertretende russische Ministerpräsident Dmitri Rogosin per Twitter das Foto einer Einladung für die Übergabezeremonie. Darin enthalten ist auch ein Zeitplan. Das Schreiben ist auf den 8. Oktober datiert. Rogosin zufolge soll am 14. November auch bereits der Stapellauf für das zweite Mistral-Kriegsschiff erfolgen, dessen Lieferung an Russland für das nächste Jahr vorgesehen ist. Das Nutzerkonto Rogosins erscheint authentisch, ist aber nicht verifiziert.
Der Briefkopf des Schreibens enthält das Logo des französischen Rüstungskonzerns DCNS mit Kontaktdaten. Der Konzern DCNS, der mehrheitlich in staatlicher Hand ist, bestätigte den Liefertermin auf Anfrage allerdings nicht. DCNS warte noch auf die nötige Exportgenehmigung der französischen Regierung, sagte ein Sprecher.
Ausbildung läuft seit Monaten
Diese Reaktionen sprechen eigentlich gegen eine Übergabe am 14. November. Sollten hingegen die Angaben aus Moskau der Wahrheit entsprechen, hat Frankreich früher als angekündigt seine Entscheidung über eine Auslieferung neu überdacht. Paris hatte das Geschäft Anfang September wegen der Ukraine-Krise vorübergehend auf Eis gelegt. Dies war jedoch nur unter internationalem Druck geschehen.
Seit Ende Juni werden bereits insgesamt rund 400 russische Marine-Soldaten in Saint-Nazaire für die "Wladiwostok" ausgebildet. Moskau hatte auf der Lieferung der Mistral-Schiffe bestanden und mit Schadenersatzforderungen gedroht.
Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian hatte am Dienstag mitgeteilt, dass der französische Präsident Francois Hollande "im Laufe des November" seine Entscheidung zur Lieferung des ersten Schiffes bekanntgeben werde. Mitte Oktober hatte der Staatschef erneut hervorgehoben, dass der Waffenstillstand in der Ukraine "vollständig respektiert" werden müsse, damit die Lieferung erfolgen könne. Derzeit werden aus dem Osten der Ukraine noch fast täglich Kämpfe zwischen ukrainischen Regierungstruppen und pro-russischen Separatisten gemeldet.
Baltische Staaten fürchten Angriffe
Die Schiffe der Mistral-Klasse sind die größten französischen Kriegsschiffe nach dem Flugzeugträger "Charles de Gaulle". Sie können unter anderem mehrere Landungsboote, 16 Hubschrauber, 13 Panzer und 450 Soldaten unterbringen. Die baltischen Staaten und andere Nachbarländer Russlands fürchten, dass Russland die Schiffe für Landeoperationen einsetzen könnte.
Wegen dieser Fähigkeiten der Mistral befürchten vor allem östliche Nato-Partner, dass Russland die Schiffe für Landeoperationen und somit für Angriffe gegen andere Staaten einsetzen könnte. Denn neben der "Wladiwostok" hat Moskau für einen Gesamtpreis von rund 1,2 Milliarden Euro noch ein zweites Mistral-Schiff in Frankreich bestellt: die "Sewastopol", die nächstes Jahr geliefert werden soll, und die im Schwarzen Meer auf der zwischen Russland und der Ukraine umstrittenen Halbinsel Krim ihren Heimathafen finden könnte.
Russland hatte angekündigt, seine Schwarzmeer-Flotte deutlich auszubauen und nahe der Stadt Noworossijsk einen zweiten Marinestützpunkt zu eröffnen. Bei einem Besuch von Präsident Wladimir Putin in der Hafenstadt sagte der Kommandeur der Flotte, Vizeadmiral Alexander Witko, bis 2020 solle die Streitmacht mehr als 80 neue Kriegsschiffe erhalten. Der Stützpunkt Noworossijsk solle bis 2016 fertig sein. Der Hauptstützpunkt der Flotte ist Sewastopol auf der Krim - das passt zum Namen des zweiten Hubschrauberträgers, den Russland bei den Franzosen bestellt hat.
Quelle: n-tv.de , rpe/AFP/rts
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