Vergleich in Kirch-Affäre: Staatsanwaltschaft drohte gesamtem Deutsche-Bank-Vorstand mit Ermittlungen
Der Vergleich zwischen den Kirch-Erben und der Deutschen Bank kam offenbar durch Druck der Staatsanwaltschaft zustande. Nach Informationen des SPIEGEL drohte die Behörde, die Ermittlungen auf den gesamten aktuellen Deutsche-Bank-Vorstand auszuweiten.
REUTERS
Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt: Nach Informationen des SPIEGEL entstand der Vergleich in der Kirch-Affäre auf Druck der Staatsanwaltschaft
Hamburg - Zwölf Jahre lang stritt die Deutsche Bank mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch wegen eines folgenschweren Interviews ihres damaligen Chefs Rolf Breuer. 925 Millionen Euro zahlte das Kreditinstitut schließlich an die Erben, das Ergebnis eines Vergleichs. Nach Informationen des SPIEGEL entstand diese Entscheidung offenbar unter massivem Druck der Münchner Staatsanwaltschaft. Dies gehe aus der Anklageschrift gegen Co-Bankchef Jürgen Fitschen und vier weitere Ex-Vorstände der Bank hervor. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL
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Am 17. Januar dieses Jahres führte die Münchner Staatsanwältin Christiane Serini ein Gespräch mit dem Leiter der Rechtsabteilung der Bank in Deutschland. Sie wies den Anwalt darauf hin, dass mittlerweile der Vorstand über den aus Sicht der Behörde falschen Vortrag informiert sei.
Serini drohte, falls die Bank nicht sicherstelle, dass diese falschen Angaben beendet und korrigiert werden, könnten die Ermittlungen wegen Prozessbetrugs auf den gesamten aktuellen Deutsche-Bank-Vorstand, inklusive Co-Chef Anshu Jain, ausgeweitet werden und womöglich sogar den Aufsichtsrat betreffen.
Kurz nach dem Gespräch kam ein Vergleich mit der Kirch-Gruppe zustande, nachdem in früheren Jahren mehrere Anläufe gescheitert waren. Der juristische Streit hatte die Bank über Jahre belastet. 2012 hatte der damalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mit Kirchs Witwe Ruth eine Zahlung von rund 800 Millionen Euro vereinbart. Doch die Gremien der Bank lehnten einen Vergleich Anfang 2012 ab.
Staatsanwaltschaft setzt Rechtsvorstand Leithner unter Druck
Breuer hatte 2002 in einem Fernsehinterview die Kreditwürdigkeit Kirchs in Zweifel gezogen. "Was man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder sogar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen", hatte Breuer gesagt. Kurz darauf war Kirchs Medienkonzern pleitegegangen.
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Unterdessen erhöhte die Behörde den Druck auf Rechtsvorstand Stephan Leithner, gegen den in einem Parallelverfahren ebenfalls ermittelt wird. Die Staatsanwaltschaft will offenbar Vorstandsmitglieder vorladen, um sie zu Leithners Rolle in der Kirch-Affäre zu befragen.
Die Deutsche Bank wollte sich zu Details der Anklageschrift gegen Fitschen und zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft nicht äußern, betonte aber, dass "für alle aktuellen und ehemaligen Vorstandsmitglieder der Bank die Unschuldsvermutung" gelte.
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