Auch die Chinesen verschmähen das Gold
Montag, 3. November 2014, 14:25 Uhr
Der Goldpreis fällt immer weiter. Bloomberg News
HONGKONG -- Die Goldnachfrage in China schwächelt. Die Abkühlung im größten Käuferland verstärkt damit die ohnehin düsteren Perspektive für das Edelmetall. Am Montag ist Gold auf ein neues Vierjahrestief gefallen.
Normalerweise wird Gold in Schanghai mit einem Aufschlag zu den weltweiten Preisen gehandelt, doch am Montag kommt es zu einem selten gesehenen Abschlag. Die gewöhnlich bezahlte Prämie auf die Preise in London, die wegen der Kapitalkontrollen gezahlt wird, lag noch vor einer Woche bei 2 bis 3 Dollar je Feinunze.
Die flaue Nachfrage ist besonders ungewöhnlich, weil der Aufschlag in der gegenwärtigen Jahreszeit normalerweise steigt. Denn chinesische Händler stocken üblicherweise ihre Gold-Bestände einige Monate vor den Feiertagen zum Mondneujahrsfest auf, das im Februar ansteht und den Höhepunkt für die Käufe in China bildet. Doch die Bewegungen in Schanghai zeigen, dass selbst die chinesischen Händler zurzeit nicht mehr kaufen, da sie wohl auf weiter sinkende Preise setzen.
“So wie sich jetzt der Markt präsentiert, werden die Händler mit Sicherheit abwarten”, sagt Wallace Ng, Leiter des Edelmetallhandels bei Gerald Metals in Schanghai.
In London werden für das Edelmetall 1.168 Dollar je Feinunze bezahlt, nachdem es im Tief bis auf 1.161,75 Dollar gefallen war, so niedrig wie seit Ende Juli 2010 nicht mehr.
Starker Dollar drückt den Goldpreis
In den vergangenen Wochen ist der Goldpreis zurückgefallen, weil der Dollar kräftig gestiegen war, befeuert vom Ende des Anleihekaufprogramms der US-Notenbank und Signalen für eine baldige Zinsanhebung. Damit wird Gold als sicherer Hafen weniger attraktiv.
“Es war nicht damit zu rechnen, dass Gold in Schanghai mit einem Abschlag gehandelt wird”, sagt ein in Hongkong tätiger Mitarbeiter einer internationalen Bank, der nicht namentlich genannt werden will. “Die Käufe in physischem Gold sind ausgetrocknet.”
In Indien, dem zweitgrößten Käuferland, ist der Aufschlag auf den internationalen Preis seit Ende Oktober um etwa ein Viertel auf 12 Dollar je Feinunze zurückgekommen. Zum genannten Zeitpunkt findet das Diwali-Fest statt, zu dem am meisten Gold gekauft wird.
Barnabas Gan, Volkswirt bei Overseas Chinese Banking Corporation in Singapur erwartet bis Ende 2014 einen Rückschlag beim Goldpreis auf 1.150 Dollar. Die Schwäche von Yen und Euro zum Dollar brächten Druck auf den Goldpreis. “Das dürfte auch 2015 so weitergehen”, sagt er.
Der Fall des Goldpreises hat sogar schon Erwartungen im Handel geweckt, dass es bis auf 1.000 Dollar abwärts gehen könnte. Doch Gnanasekar Thiagarajan, Direktor von Commtrendz Research in Mumbai, vermutet, dass es in der zweiten Hälfte 2015 zu einer Erholung kommen wird. “Man sollte nicht zu pessimistisch bei Gold sein”, warnt er.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen