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Donnerstag, 9. Oktober 2014

Die erste Mittelstandsanleihe wird fällig. Und gleich kann sie nicht getilgt werden: Die Immobiliengesellschaft Golden Gate muss Insolvenz anmelden.

MittelstandsanleihenGolden Gate ist insolvent

Die erste Mittelstandsanleihe wird fällig. Und gleich kann sie nicht getilgt werden: Die Immobiliengesellschaft Golden Gate muss Insolvenz anmelden.

© PICTURE-ALLIANCE / DPA/DPAWEBVergrößernVon der Bundeswehr zu Golden Gate: Krankenhaus Amberg
Das Gerücht hielt sich hartnäckig, egal, was Uwe Rampold sagte – wenn er dann mal etwas sagte. Es war auch gleich, dass der Geschäftsführer des Immobilienunternehmens Golden Gate sogar in einem Interview sagte, er werde die Anleihe des Unternehmens notfalls aus eigener Tasche tilgen. Weiter hielt sich die allgemeine Meinung, Golden Gate werde seine Anleihe nicht tilgen können und Insolvenz anmelden.
Seit Donnerstag ist klar: Die Pessimisten hatten Recht. Die Golden Gate GmbH wird am Donnerstag beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag stellen. Ziel sei die zügige nachhaltige Sanierung in Eigenverwaltung. Der Antrag betrifft ausschließlich die Golden Gate GmbH. Die Tochtergesellschaften, in die die Immobilien eingebracht sind, blieben von dem Verfahren voraussichtlich unberührt.
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Den Antrag wird aber nicht mehr Uwe Rampold stellen. Dieser hat am Donnerstag mit sofortiger Wirkung seine Ämter als Geschäftsführer der GmbH und der Tochtergesellschaften niedergelegt. Nachfolger wird Hans Volkert Volckens, Geschäftsführender Gesellschafter der Immobilis Trust GmbH, einer auf die Sanierung von Immobiliengesellschaften und Immobilienfonds spezialisierten Beratungsgesellschaft.
Interessant ist, dass zunächst Rampold und 40 Minuten später das neue Management eine Unternehmensmeldung herausgaben, die sich unterschiedlich lasen, wenn sie auch auf dasselbe hinausliefen.

Insolvenz soll beantragt werden

Golden Gate sei insolvenzrechtlich überschuldet und zahlungsunfähig, ließ Volckens wissen. Am 11. Oktober werden die im April 2011 begebene Unternehmensanleihe im Volumen von 30 Millionen Euro sowie Zinsen in Höhe von 1,95 Millionen Euro fällig. Sämtliche vom bisherigen Management unternommene Versuche einer Refinanzierung seien gescheitert.
Das Genick hat Golden Gate dabei offenbar das ehemalige Bundeswehrkrankenhaus Leipzig gebrochen. Nachdem sich Pläne für eine Fachklinik schon vor längerer Zeit zerschlagen hatten, stand das Areal mehr oder weniger leer. Im August war ein neues Konzept ausgelobt worden. Doch das ließ sich so schnell nicht verwirklichen, wie Volckens am Donnerstag einräumte.
Rampold hatte dies zuvor wortreich ausgeführt. Die ehemalige Klinik könne „nach einhelliger Expertenmeinung hinsichtlich Lage, Gebäudestruktur und -qualität erfolgreich einer neuen Nutzung zugeführt werden“. Das Betreiberkonzept sichere eine hohe wirtschaftliche Plausibilität ab. Rampold habe lange Verhandlungen und und einen harten Kampf zum Wohle des Unternehmens und seiner Investoren geführt. Am Ende habe er aber zur Kenntnis nehmen müssen, dass sich die Nutzungschancen nicht so schnell realisieren ließen, dass eine Rückführung der Anleihe dadurch und durch weitere umzusetzende Maßnahmen zum Fälligkeitstermin erfolgen könne.
  GOLDEN GATE IS.11/1408.10.2014 17:29 Uhr
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Um die Chancen der Gesellschaft zu erhalten, habe er sich entschlossen, „den Weg einer gerichtlichen Sanierung zu ermöglichen“ und deswegen und zur Vermeidung jedweder Interessenkonflikte seine Ämter als Geschäftsführer niedergelegt.
Zweiter Fehlschlag war das ehemalige Bundeswehrkrankenhaus in Amberg, das Rampold allerdings nicht erwähnte. Auch hier hatten die ursprünglichen Pläne nicht verwirklicht werden können. Nach etlichen Änderungen und Teilvermietungen heißt es nun, dass die Projektentwicklung aufgrund ihrer rechtlichen und immobilienwirtschaftlichen Komplexität in ihrem aktuellen Zustand nur schwer kurzfristig veräußerbar sei. Im Klartext: Das Projekt will derzeit niemand haben. Doch das war Rampolds Plan B gewesen: Immobilienprojekte zu veräußern, um die Anleihe zu tilgen.
Die neue Geschäftsführung will „realistische Perspektiven insbesondere für die Projektentwicklungen in Leipzig und Amberg“ erarbeiten und auf Golden Gate GmbH nachhaltig sanieren, um dadurch den „Schaden der Gläubiger zu begrenzen“. Hier stellt sich natürlich die Frage, warum „realistische Perspektiven“ erst erarbeitet werden müssen, wenn doch laut Rampold das Betreiberkonzept „eine hohe wirtschaftliche Plausibilität absichert“. Offenbar bestehen hier große Unterschiede in der Einschätzung.
Golden Gate will die Bestellung eines Gläubigerausschusses beantragen, auch wenn dies aufgrund der Größe des Unternehmens rechtlich nicht zwingend sei. Weiterhin werde man unverzüglich klären, welche Rechte aus dem seitens Herrn Uwe Rampold gegenüber der Golden Gate GmbH gegebenen Patronat bestehen und diese unverzüglich zur Sicherung der Gläubigerinteressen geltend machen. Auch dies legt den Schluss nahe, dass Golden Gate und Uwe Rampold künftig unterschiedliche Wege verfolgen und eher Gegner sein werden.

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