Geldtransfers nach dem IrakkriegIrakische Milliarde landete in Bunker im Libanon
Mindestens zwölf Milliarden Dollar in bar schickte Amerika nach dem Irakkrieg in das zerstörte Land. Doch mehr als eine Milliarde davon landete im Libanon. Und keiner weiß, was passiert ist.
12.10.2014
Eine Karawane aus Lastwagen, darin Paletten voller Geldschein-Bündel, bestehend aus 100-Dollar-Banknoten: So sah es in den Tagen nach dem Irakkrieg 2003 an einem Militärflughafen nahe Washington aus. Das Geld wurde in den Irak geflogen. Insgesamt kamen auf diese Weise 12 bis 14 Milliarden Dollar Bargeld in den Wüstenstaat, weitere fünf Milliarden Dollar wurden überwiesen. Und mehr als eine Milliarde Dollar davon endete offenbar in einem libanesischen Bunker. Keiner weiß, wie es dorthin kam.
Ein Sonderermittler der amerikanischen Regierung erhebt deswegen schwere Vorwürfe gegen die Geheimdienste. In einem neuen Buch zitiert James Risen, Journalist der „New York Times“, den Sonderermittler Suart Bowen. „In den vergangenen zehn Jahren sind Milliarden von Dollar illegal aus dem Irak geholt worden“, sagt Bowen. „Ich bin persönlich enttäuscht, dass wir diesen Fall nicht abschließen können. Die Gründe sind nicht unter meiner Kontrolle.“
Das Geld stammte von Konten, die die irakische Regierung in den Vereinigten Staaten hatte. Es war dazu gedacht, beim Aufbau des Landes zu helfen und die Ministerien mit Geld zu versorgen. Doch vieles davon landete offenbar auf Abwegen.
In dem Bericht heißt es, die irakische Regierung habe nicht versucht, das Geld wiederzubekommen. Der Sonderermittler sagt, er habe den Geheimdienst CIA und die Polizeibehörde FBI über den Bunker im Libanon informiert. Doch sie hätten nichts getan - vielleicht, „weil es irakisches Geld war, das Iraker gestohlen hatten“. CIA und FBI wollten die Vorwürfe in der „New York Times“ nicht kommentieren.
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Kritik kommt allerdings auch aus dem amerikanischen Finanzministerium. Der ehemalige Leiter des Teams, das dort am Wiederaufbau des Irak arbeitete, sagte, er habe von den ganzen Geldtransporten überhaupt nichts gewusst. „Ich kann keinen Grund dafür erkennen.“
Der damalige Chef der irakischen Übergangsregierung, Paul Bremer, verteidigt dagegen die Geldtransporte. Das Geld sei dringend gebraucht worden, um die Ministerien am Laufen zu halten, sagt er in dem Buch. „Die Beamten waren seit drei Monaten nicht bezahlt worden.“ Die Frage sei, was mit dem Geld geschehen sei, nachdem der irakische Finanzminister es verteilt habe.
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