Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Redeker prognostiziert für das kommende Jahr einen Wechselkurs von 1,15 Dollar je Euro. Im Moment kostet ein Euro rund 1,27 Dollar. Die Dollarstärke sei jedoch nicht nur Resultat einer Schwäche der anderen Währungen, sondern liege vor allem im starken Wachstum der amerikanischen Wirtschaft und den anstehenden Zinserhöhungen begründet.

Prognose zum DevisenmarktDer Dollar wird deutlich aufwerten

Ein Devisenstratege von Morgan Stanley sagt fundamentale Veränderungen der Währungsmärkte voraus. Grund dafür ist das Zusammenspiel von öffentlicher Verschuldung und der erwarteten Zinserhöhung der Fed. Der Eurokurs fällt weiter.

© REUTERSVergrößernUnterschiede im globalen Wirtschaftswachstum werden über die Wechselkurse angepasst
Die Währungsmärkte stehen vor „tektonischen Veränderungen“. Bei den großflächigen Bewegungen, die in naher Zukunft anstehen, geht es um nicht weniger als eine „strukturelle Neubewertung“ des Dollar. Er wird gegenüber den meisten Währungen deutlich aufwerten. Diese Meinung vertritt Hans Redeker, Devisenstratege der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley im Gespräch mit dieser Zeitung. Ursache für diese Neuordnung an den Währungsmärkten sei die globale Verschuldung, die ein Rekordniveau erreicht habe. „Das ist im Moment das absolut beherrschende Thema“, sagt der Währungsspezialist. Zwar hätten die privaten Haushalte ihre Verschuldung in den Vereinigten Staaten seit dem Krisenjahr 2008 um 19 Prozent des Bruttosozialprodukts abgebaut. Dafür sei die öffentliche Verschuldung in den vergangenen Jahren jedoch deutlich gestiegen. „Da gab es einen Substitutionseffekt“, sagt Redeker.
Auch in vielen anderen westlichen Industrieländern wie Schweden, Norwegen und Kanada, aber auch in den Schwellenländern habe die Verschuldung deutlich zugenommen. Ein wichtiger Grund dafür sei die amerikanische Zentralbankpolitik. „Die Fed macht ihre Politik für den Hausgebrauch, aber sie hat Auswirkungen auf die ganze Welt“, sagt Redeker. Wenn die Zinsen in den Vereinigten Staaten fallen, sinken sie überall auf der Welt - im Zweifelsfall unter ein Niveau, das der Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes gar nicht entspricht. Durch die ultralockere Geldpolitik der amerikanischen Notenbank seien große Mengen an Kapital in die Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas geströmt. „Im Jahr 2003 betrugen die Forderungen des Westen gegenüber Asien 300 Milliarden Dollar. Heute summieren sich die Forderungen auf 2,5 Billionen Dollar“, sagt Redeker. Wenn nun der Außenwert des Dollar steige, bekämen diese Länder ein Problem, weil im gleichen Maße der Wert ihrer Verbindlichkeiten zunehme. Der hohe Zustrom von Liquidität habe zu einer Missallokation von Kapital geführt, die sich zum Beispiel in steigenden Hauspreisen zeige.

Die Leidensfähigkeit der Amerikaner ist ziemlich ausgeprägt

Was passiert also, wenn die Zinsen in Amerika - wie allgemein erwartet wird - steigen? „Da die globale Volkswirtschaft im Moment nicht im Gleichschritt wächst, wird es eine Anpassung über die Wechselkurse geben“, sagt der Devisenstratege. Konkret habe das einen starken Dollar zur Folge, während die anderen Währungen - bis auf das britische Pfund - eher schwach bleiben sollten. Redeker prognostiziert für das kommende Jahr einen Wechselkurs von 1,15 Dollar je Euro. Im Moment kostet ein Euro rund 1,27 Dollar. Die Dollarstärke sei jedoch nicht nur Resultat einer Schwäche der anderen Währungen, sondern liege vor allem im starken Wachstum der amerikanischen Wirtschaft und den anstehenden Zinserhöhungen begründet.
Mehr zum Thema
Der Euro dürfte nach Ansicht von Redeker hingegen weiter abwerten. Schließlich habe die Europäische Zentralbank bei einer möglicherweise drohenden Deflation und einem schwachen Wachstum keine andere Möglichkeit, als die Gemeinschaftswährung weiter abzuwerten. Die Frage sei nun, wie lange die Amerikaner bereit seien, einen starken Dollar mit all seinen negativen Auswirkungen für die eigene Volkswirtschaft zu ertragen: Redeker glaubt, dass die Leidensfähigkeit der Amerikaner ziemlich ausgeprägt sein wird. „Die Opportunitätskosten wären höher, wenn der Euroraum in einer Deflation versinkt“, glaubt er.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen