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Montag, 13. Oktober 2014

Wie die Mittelständler auch, sollten sich auch Anleger auf die anstehende Refinanzierungswelle vorbereiten, Kurse ganz genau verfolgen. Denn: Am Markt für Mittelstandsanleihen mangelt es in der Regel an Liquidität. „Wer aussteigen will, wenn alle aussteigen, riskiert, dass er seine Anleihe nicht losbekommt“, sagt Spies.

MITTELSTAND UND SEINE ANLEIHENDie große Pleitewelle rollt heran

Ärger im Mittelstand: Mit Golden Gate scheitert das erste Unternehmen an der Rückzahlung seiner Anleihe. Das ist erst der Anfang. Milliardenschwere Ausfälle stehen bevor. Anleger sollten genau hinschauen.
Die Refinanzierungswelle könnte einige Mittelständler überrollen – und für Ausfälle bei den Anleihen sorgen.
Die Refinanzierungswelle könnte einige Mittelständler überrollen – und für Ausfälle bei den Anleihen sorgen.
DüsseldorfDer Name versprach Glanz und Glamour, doch der Weg führte direkt in die Insolvenz: Am vergangenen Donnerstag hat der Münchner Immobilienentwickler Golden Gate die Zahlungsunfähigkeit erklärt. Nichts neues, könnte man denken, schließlich ist es schon Anleihe Nummer 27, die im Segment der Mittelstandsbonds ausgefallen ist.
Doch gibt es eine Besonderheit: Bislang erreichte die Zahlungsunfähigkeit die Emittenten irgendwo „auf dem Weg“ – nach einem gescheiterten Geschäft oder, weil sie eine versprochene Kuponzahlung an ihre Gläubiger nicht leisten konnten. Golden Gate hatte dagegen Jahre bis zur endgültigen Tilgung seiner 30-Millionen-Euro-Anleihe durchgehalten – und erst kurz vor deren Fälligkeit beim Münchner Amtsgericht angeklopft.
Golden Gate ist damit der erste Emittent einer Mittelstandsanleihe, dem die Rückzahlung seines Minibonds das Genick gebrochen hat. Doch könnte diese spezielle Pleite Beginn einer neuen Serie sein. Derartige Fälle könnten sich in Zukunft häufen.

Fakten zu Mittelstandsanleihen

Das Mittelstandssegment gibt es noch nicht lange, erst seit 2010. Die Anleihe der Golden Gate GmbH war für eine kurze Dauer, für dreieinhalb Jahre, aufgelegt. Das Gros der Mittelstandsanleihen läuft jedoch länger – und wird erst in den kommenden Jahren fällig. 5,4 Milliarden Euro müssen deutsche Mittelständler bis 2018 aufbringen, um ihre Schulden abzulösen, hat die Ratingagentur Scope berechnet. Und sie sieht dabei „steigende Refinanzierungsrisiken.“
Es könnte also passieren, dass auch weitere Mittelständler Insolvenz anmelden, kurz bevor ihre Anleihe fällig wird. Im Zusammenhang mit der Refinanzierung rechnet Scope mit „weiteren Ausfällen“ im Segment der Minibonds. Eine Insolvenz ist dabei der allerletzte Ausweg für die Anleiheemittenten. Wer Gefahr sieht, dass zur Fälligkeit des Bonds Geld fehlen könnte, kann auch anders agieren. Anleger sollte genau hinschauen.

MINIBONDSDie Mittelstandsfalle

Desaster für Anleger: Sie verlieren eine 500 Millionen Euro mit Anleihen kleiner Firmen. Etliche Objekte sind von der Pleite bedroht, auch das „Traumschiff“. Schuld hat die Allianz aus Börsen, Banken und Ratingagenturen.
Beispiel Air Berlin: Die finanziell angeschlagene Fluglinie hatte ihren Gläubigern im Frühjahr einen Anleiheumtausch vorgeschlagen. Altgläubiger sollten Anleihen, die im November 2014 und 2015 ablaufen, gegen länger laufende Bonds mit schlechteren Konditionen tauschen.
Das Angebot nahm am Ende kaum ein Investor an. Scheinbar konnte die Airline ihre Investoren nicht von den alternativen Bonds überzeugen. Bei anderen Unternehmen, wie etwa der KTG Agrar, war das Angebot offenbar attraktiver – mehr Gläubiger waren bereit, ihre Forderungen zu verlängern.
„Der Umtausch von laufenden Anleihen in Anleihen mit angepassten Konditionen ist eine Möglichkeit“, weiß Tobias Spies, Leiter Fixed Income beim Vermögensverwalter Huber, Reuss & Kollegen. Eine andere Möglichkeit: Unternehmen ziehen ihre Anleihe vor Fälligkeit zurück.

Mittelstandsanleihen: Diese Fragen sollten Anleger sich stellen

„Viele lassen sich das Recht auf eine frühe Kündigung in den Anleihebedingungen festschreiben“, sagt Spies. „Unternehmen kündigen die Anleihe, gleichen Gläubigern die entgangenen künftigen Kupons aus – und geben mit niedrigeren Zinsen eine neue Anleihe aus.“ Jüngstes Beispiel dafür: der Spirituosenhersteller Semper Idem Underberg.
Die Möglichkeit, eine laufende Anleihe zurückzunehmen, ist nicht nur für potenziell angeschlagene Mittelständler interessant. Auch solide Mittelständler könnten schon bald beginnen, Anleihen zu tauschen oder zurückzunehmen und neuaufzulegen – vorbeugend. Denn: Derzeit kauft der Markt die Mittelstandsanleihen auch zu niedrigeren Renditen.

ANLEIHEMARKTRamsch, den keiner will

Vielen Anlegern wird der Markt für Anleihen mit schwacher Bonität, sogenannte Junk-Bonds, zu heiß. Sie steigen aus – aber kaum einer steigt ein. Erinnerungen an die Anfänge der Finanzkrise werden wach.
Dies könnte sich jedoch ändern, wenn die Refinanzierungswelle ins Rollen gerät und die ersten Emittenten ihre Anleihen nicht bedienen können. Panik könnte ausbrechen, Investoren könnten dem Markt recht schnell das Vertrauen entziehen. „Dann könnte es sein, dass das Image des Segments plötzlich so negativ behaftet ist, dass auch solide Mittelständler kein Geld mehr bekommen, wenn ihre Anleihe fällig wird – oder nur zu sehr schlechten Konditionen“, so Spies.
Auch Jens Hecht, Emissionsberater und Vorstand bei Kirchhoff-Consult, kann bestätigen, dass Mittelständler bereits darüber nachdenken, ihre Anleihen vorzeitig zum Markt zu nehmen und wieder aufzulegen. „Emittenten schauen sich schon um, was in dem Bereich möglich ist.“ Er glaubt jedoch nicht, dass solide Mittelständler, die bis zum Laufzeitende an ihrer Anleihe festhalten, automatisch Probleme bekommen werden.

ERST NACHDENKEN, DANN ABSCHLIESSEGoldene Regeln für den Vermögensaufbau

1. Realistische Ziele definieren
Wozu soll das Vermögen dienen? Wollen Sie sich Wünsche wie die das schicke Auto oder teure Reisen erfüllen, oder geht es eher um die eigene Immobilie oder Altersvorsorge? Von der Antwort auf diese Fragen hängt ab, wie viel Vermögen sie brauchen und welche Anlageform sich letztlich anbietet.
Bild: dpa
„Seriöse, gute Emittenten werden sich auch refinanzieren können, sollten sich in den nächsten Jahren die Ausfälle häufen“, so der Kirchhoff-Vorstand. Gute Schuldner würden immer Geld bekommen, auch zu guten Konditionen. „Wenn  nicht über den Markt für Mittelstandsanleihen, dann über Schuldverschreibungen oder direkt über Banken.“
Doch auch Hecht bezweifelt nicht, dass der Mittelstandsmarkt als solcher im Umbruch steht. Schon bald könnte sich bei den Minibonds „die Spreu vom Weizen trennen“. Angesichts dieser Unsicherheit müssen Anleihegläubiger also die Augen offen halten – egal, welchen Minibond sie im Portfolio haben.
Kündigt der Emittent die Anleihe und gleicht er die entgangenen Kuponzahlungen aus? Dieses Geschäft sollte den Anleger zumindest nicht schlechter stellen. Anders sieht es beim Umtausch aus. „Ein Umtausch lohnt sich in der Regel nur dann, wenn das Unternehmen weiteres Wachstum plant und es mit der neuen Anleihe finanzieren möchte. Andernfalls ist sollten die Alarmglocken klingeln“, sagt Uwe Eilers, Vorstand von Geneon Vermögensmanagement.

RENDITE-RECHNERErträge kalkulieren

Der Zins entspricht bei vielen Finanzprodukten nicht immer der Rendite. Der Rechner zeigt, welche Erträge Anlagen tatsächlich bringen.
Auch Burkhard Wagner, Vorstand von Partners Vermögensmanagement, hat beim Stichwort Anleihetausch Magenschmerzen: „Ein Umtausch wird dann in die Wege geleitet, wenn es für die Gesellschaft potenziell einen Vorteil beinhaltet.“ Vorteil für den Schuldner bedeutet aber in der Regel: Nachteil für den Gläubiger.
Wie die Mittelständler auch, sollten sich auch Anleger auf die anstehende Refinanzierungswelle vorbereiten, Kurse ganz genau verfolgen. Denn: Am Markt für Mittelstandsanleihen mangelt es in der Regel an Liquidität. „Wer aussteigen will, wenn alle aussteigen, riskiert, dass er seine Anleihe nicht losbekommt“, sagt Spies.

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1 Kommentar:

  1. Hallo Hr. Koch,

    ich bin ein neugieriger Verfolger ihres Blogs. Derzeit beschäftige ich mich intensiver mit den Mittelstandsanleihen.
    Scope spricht von 23 Ausfällen, ich selbst finde aber nur 22 Emittenten...
    Für eine Ergänzung meiner Liste wäre ich äußerst dankbar :-)

    1.Alpine Holding
    2.BKN Biostrom
    3.Centrosolar
    4.FFK Enviroment
    5.Getgoods.de
    6.Golden Gate
    7.Hkw Personalkonzepte
    8.MIFA
    9.Mox Telecom AG
    10.MT-Energie
    11.Rena
    12.Rena Lange
    13.SAG Solarstrom
    14.Schneekoppe
    15.SIAG Schaaf Industrie
    16.SIC Processing GmbH
    17.Solar Millenium
    18.Solarwatt
    19.Solen AG /Payom Solar
    20.Strenesse
    21.Windreich
    22.Zamek
    23.???

    +Nummer 24 MS Deutschland

    Vielen Dank für die Hilfe
    LG

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