Anleihekäufe der EZB: Der einsame Reiter
03.08.2012, 14:24 Uhr
Im EZB-Rat stand Bundesbank-Chef Weidmann gestern allein. Als einziger von eigentlich 23 Mitgliedern stimmte er gegen die Anleihekäufe. Viele Deutsche teilen seine Skepsis - doch an den Märkten kommt sie nicht gut an.
Düsseldorf/FrankfurtGestern hat EZB-Chef Mario Draghi etwas sehr ungewöhnliches getan. Vor der versammelten Weltpresse tat er kund, wer im EZB-Rat als einziger gegen sein Vorhaben weiterer Anleihekäufe gestimmt hatte. Draghi drückte sich so aus: "Die Entscheidung fiel einstimmig - mit einer Ausnahme". Dann schob er als Erklärung nach: Es sei ja bekannt, dass Bundesbank-Chef Jens Weidmann Vorbehalte gegen Anleihekäufe habe.
Damit stand Weidmann öffentlich als Quertreiber da. Im EZB-Rat sitzen eigentlich 23 Mitglieder. Sechs davon kommen aus dem EZB-Direktorium. Die anderen 17 Sitze haben die jeweiligen Chefs der Notenbanken des Euro-Raums. Neben Weidmann hat auch das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied, Jörg Asmussen, einen Sitz im EZB-Rat. Doch er blieb der gestrigen Sitzung fern. Zwar hatten sechs weitere Notenbanker in der Debatte gegen Draghi opponiert, aber am Ende seinem Kurs zugestimmt. Weidmann war der einzige Kritiker, der standhaft blieb.
Für den Stabilitätspolitiker Weidmann bedeuten die Worte des EZB-Chefs eine erneute Niederlage. Es gab praktisch keine Maßnahme der EZB, die Weidmann nicht öffentlich kritisiert hat: Anleihekäufe, Lockerung der Standards für Sicherheiten, Langfristkredite an Banken, Pläne für eine Bankenunion unter EZB-Führung.
Mittlerweile ist der Glaubenskrieg über die richtige Anti-Krisenpolitik in der EZB fast zu einem systemischen Problem geworden. Meinungsverschiedenheiten zwischen den Süd-Europäern, die einer lockeren Geldpolitik das Wort reden, und den Nord-Europäern, die sich vor allem der Preisstabilität verpflichtet fühlen, hat es nach Ausbruch der internationalen Finanzkrise immer wieder gegeben. Doch niemand führe den Kampf so erbittert wie Bundesbank-Chef Weidmann, heißt es in Frankfurter Notenbankkreisen.
http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/geldpolitik/anleihekaeufe-der-ezb-der-einsame-reiter/6957914.html
Damit stand Weidmann öffentlich als Quertreiber da. Im EZB-Rat sitzen eigentlich 23 Mitglieder. Sechs davon kommen aus dem EZB-Direktorium. Die anderen 17 Sitze haben die jeweiligen Chefs der Notenbanken des Euro-Raums. Neben Weidmann hat auch das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied, Jörg Asmussen, einen Sitz im EZB-Rat. Doch er blieb der gestrigen Sitzung fern. Zwar hatten sechs weitere Notenbanker in der Debatte gegen Draghi opponiert, aber am Ende seinem Kurs zugestimmt. Weidmann war der einzige Kritiker, der standhaft blieb.
Für den Stabilitätspolitiker Weidmann bedeuten die Worte des EZB-Chefs eine erneute Niederlage. Es gab praktisch keine Maßnahme der EZB, die Weidmann nicht öffentlich kritisiert hat: Anleihekäufe, Lockerung der Standards für Sicherheiten, Langfristkredite an Banken, Pläne für eine Bankenunion unter EZB-Führung.
Mittlerweile ist der Glaubenskrieg über die richtige Anti-Krisenpolitik in der EZB fast zu einem systemischen Problem geworden. Meinungsverschiedenheiten zwischen den Süd-Europäern, die einer lockeren Geldpolitik das Wort reden, und den Nord-Europäern, die sich vor allem der Preisstabilität verpflichtet fühlen, hat es nach Ausbruch der internationalen Finanzkrise immer wieder gegeben. Doch niemand führe den Kampf so erbittert wie Bundesbank-Chef Weidmann, heißt es in Frankfurter Notenbankkreisen.
Kritiker werfen ihm hingegen Sturköpfigkeit vor. "Jens Weidmann zieht sich auf juristische Positionen zurück und verweigert ein pragmatisches Krisenmanagement", sagen die Kritiker in der EZB über den deutschen Geldhüter.
Weidmann brandmarkte die Anleihekäufe der EZB immer wieder als Rechtsbruch - und als unvereinbar mit dem Mandat der Zentralbank. "Ich kann nicht erkennen, wie das Vertrauen in ein System zurückkehren soll, das seine Gesetze bricht", gab Weidmann im November 2011 zu Protokoll.
Weidmann brandmarkte die Anleihekäufe der EZB immer wieder als Rechtsbruch - und als unvereinbar mit dem Mandat der Zentralbank. "Ich kann nicht erkennen, wie das Vertrauen in ein System zurückkehren soll, das seine Gesetze bricht", gab Weidmann im November 2011 zu Protokoll.
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