Bundesbankpräsident„Weidmann gerät immer mehr in Bedrängnis“
30.08.2012, 06:18 Uhr
Der
Streit zwischen EZB und Bundesbank über den richtigen Weg aus der Krise
droht auszuufern – mit möglicherweise harten Konsequenzen. In Berlin
fürchtet man, der deutsche Notenbankchef Weidmann könnte hinschmeißen.
BerlinEs
sieht nicht gut aus für Jens Weidmann. Der Präsident der Deutschen
Bundesbank stemmt sich vehement gegen den Krisenkurs der Europäischen
Zentralbank (EZB). Doch alle seine Warnungen werden von EZB-Präsident
Draghi in den Wind geschlagen. Dabei steht Weidmann mit seiner Kritik an
der Zentralbank und ihrem Versprechen, auch künftig im Fall der Fälle
Staatsanleihen von Euro-Wackelkandidaten aufzukaufen, nicht allein.
Selbst der frühere EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark hält das Anleihenprogramm für eine „verbotene monetäre Finanzierung“ von Staatshaushalten. Weidmann selbst warnte, solche Hilfsaktionen könnten „süchtig machen wie eine Droge“. Auch für ihn ist die EZB-Strategie, Staatspapiere zu kaufen, um das überhöhte Zinsniveau in den Euro-Krisenländern zu drücken, zu nah an einer Staatsfinanzierung durch die Notenpresse.
Doch
in der EZB ist das inzwischen eine Einzelmeinung. Denn Weidmann war der
einzige, der bei der letzten EZB-Ratssitzung gegen Draghis Pläne
stimmte. Intern gibt der Widerstandskämpfer in Nadelstreifen bereits
Durchhalteparole aus: „Wir werden weiterhin mit allen Mitteln und auf
allen Ebenen für unsere Positionen eintreten, damit die Währungsunion
weiter als Stabilitätsunion gelebt wird“, hieß es jüngst im
Mitarbeitermagazin der Bundesbank
Selbst der frühere EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark hält das Anleihenprogramm für eine „verbotene monetäre Finanzierung“ von Staatshaushalten. Weidmann selbst warnte, solche Hilfsaktionen könnten „süchtig machen wie eine Droge“. Auch für ihn ist die EZB-Strategie, Staatspapiere zu kaufen, um das überhöhte Zinsniveau in den Euro-Krisenländern zu drücken, zu nah an einer Staatsfinanzierung durch die Notenpresse.
Draghi lassen solche Einwände kalt. „Die
Europäische Zentralbank wird alles Notwendige tun, um die
Preisstabilität zu gewährleisten“, schreibt Europas oberster
Währungshüter in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“:
„Sie wird unabhängig bleiben. Und sie wird immer im Rahmen ihres Mandats
handeln.“ Angst und Irrationalität an den Kapitalmärkten mit
entsprechenden Folgen erforderten aber außergewöhnliche Maßnahmen.
Mit
diesen knappen Formulierungen lässt Draghi die Kritik aus Deutschland
abperlen. Weidmann und Stark stehen im Regen. Für den Bundesbankchef ist
das besonders bitter, weil er, wie es scheint im EZB-Rat mit seiner
Haltung isoliert ist. Als Verfechter eines konsequenten
Stabilitätskurses deutscher Tradition wird Weidmann zwar nicht müde, den
Finger in die Wunde zu legen: „Egal, ob es um Zinsen geht oder um
irgendwelche Sondermaßnahmen - am Ende läuft es immer darauf hinaus,
dass die Notenbank für Ziele der Fiskalpolitik eingespannt werden soll“,
sagt er. Damit überschätze die Politik aber die Möglichkeiten der
Notenbank und überfordere sie.
- Seite 1: „Weidmann gerät immer mehr in Bedrängnis“
- Seite 2: "Asmussen spielt die Partitur von Draghi"
- Seite 3: Ohne die EZB käme die Kanzlerin unter Druck
- Seite 4: "EZB kauft Staatsanleihen mit fragwürdiger Bonität"
- http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bundesbankpraesident-weidmann-geraet-immer-mehr-in-bedraengnis/7071950.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen