Europäische ZentralbankAsmussen hält Euro-Zweifel für dramatisch
27.08.2012, 18:40 Uhr
Laut
EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen preisen die Märkte das
Auseinanderbrechen der Eurozone ein. Der Banker attestierte der Währung
Glaubwürdigkeitsprobleme. Eine einheitliche Geldpolitik werde zunehmend
erschwert.
Hamburg, FrankfurtDas
Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Jörg Asmussen,
hat dem Euro Glaubwürdigkeitsprobleme attestiert. „Die Märkte preisen
ein Auseinanderbrechen des Euroraums ein“, sagte Asmussen laut Redetext
am Montag in Hamburg. Solche Zweifel seien dramatisch. „Nur eine
Währung, an deren Bestand es keinen Zweifel gibt, ist eine stabile
Währung.“
Die offenen Worte des Top-Notenbankers beziehen sich auf die
Risikoprämien, die von Investoren in Staatsanleihen verlangt werden. Die
sogenannten „Spreads“ - also der Renditeabstand zu als ausfallsicher
geltenden Papieren - spiegelten mittlerweile nicht mehr nur das
Insolvenzrisiko einzelner Staaten wider, so Asmussen. Investoren sähen
angesichts der unsicheren Zukunft der Eurozone „sogar ein
Wechselkursrisiko, das es theoretisch in der Währungsunion nicht geben
dürfte“.
Ein
einheitliches Funktionieren der Geldpolitik im Euroraum sei zunehmend
behindert - mit deutlichen Folgen auch für die Realwirtschaft. In den
Euro-Ländern mit Hilfsprogrammen - Griechenland, Irland und Portugal -
steigen seit Ende 2010 die Zinsen für Unternehmenskredite, obwohl die
EZB die Zinsen für Zentralbankgeld niedrig halte. Ähnlich wie Asmussen
hatte sich auch Notenbankchef Mario Draghi zuletzt wiederholt öffentlich
geäußert.
Euro in der Krise
Mit
dem gestörten Transmissionsmechanismus der Geldpolitik haben die
Währungshüter bereits in der Vergangenheit Eingriffe an den
Anleihemärkten von Euro-Krisenländern begründet, die Kritiker als
Staatsfinanzierung durch die elektronische Notenpresse bezeichnen. Zum
geplanten neuen Anleihekaufprogramm der EZB gab Asmussen in seiner
Hamburger Rede kaum Neues preis. Er betonte erneut, dass die Flankierung
möglicher Interventionen durch die Rettungsfonds EFSF oder ESM und
strikte Auflagen für Staaten zwingend seien.
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